Essen. Beim Regionalliga-Rekordspiel sind Samstag so viele RWE-Fans auswärts dabei wie seit Jahren nicht Alemannia Aachen: drei Tribünen für Rot-Weisse tabu.

Dieses Spiel am Samstag, über das sich Fußballfans in Essen und Aachen seit Wochen die Köpfe heiß reden, – dieses Spiel ist selbst für Lothar Dohr ein besonderer Kick. Rot-Weiss Essens Fanbeauftragter forderte die Kurve schon Mitte der Siebziger als „Der Schreck vom Niederrhein“ zu Schlachtrufen auf.

Er muss ein Weilchen überlegen, wann zuletzt so viele RWE-Fans ihr Team auswärts unterstützt haben wie beim Gipfeltreffen gegen Alemannia Aachen. „Im Abstiegskampf in Fürth und Duisburg 2007 zum Beispiel“, erinnert sich der 55-Jährige (ungern). Am Samstag, ab 14 Uhr, aber geht es um die Tabellenspitze: Es wird das erste Viertligaspiel mit mehr als 30.000 Zuschauern überhaupt in Deutschland sein, der WDR zeigt es obendrein live im Fernsehen. Alemannia verkauft T-Shirts mit dem Aufdruck „Regionalligazuschauerrekordbrecher“. An diesem Rekord werden 5000 bis 6000 RWE-Fans ihren Anteil haben.

„Für uns ist das ein Erstliga-Spiel“

Denn auch Lothar Dohr hat von vielen Rot-Weissen gehört, die zwar keine der 5000 Gäste-Karten ergattern konnten, dafür beim Vorverkauf in Aachen erfolgreich waren. Ins Stadion sollten sie am Samstag wohl besser nicht im RWE-Trikot gehen: Der Gastgeber hat seine etwa 400 Ordner angewiesen, „RWE-Fans ausschließlich in den Gästebereich zu lassen, um Provokationen zu vermeiden“, erklärt Alemannia-Sprecher Lars Kröger.

Von den 32.960 Plätzen werden nur 30.313 besetzt sein, der Rest bleibt beim Brisanzspiel als Sicherheitspuffer frei. Ausverkauft war der neue Tivoli bei einem Ligaspiel übrigens erst einmal: am 17. August 2009 in Liga zwei gegen den FC St. Pauli. Die Gäste siegten 5:0.

Ein Entlastungszug der Bahn

Von solch einem Triumph werden in der Essener Kolonne Richtung Kaiserstadt nur Wenige zu träumen wagen. Mehr als 20 Reisebusse fahren mit. Die Fan- und Förderabteilung (FFA) etwa hat erstmals zwei Busse gechartert. „Wir hatten Anfragen für vier, aber das übersteigt zurzeit unsere organisatorischen Möglichkeiten“, berichtet Thomas Holtmann vom FFA-Vorstand.

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Die Bahn setzt einen Entlastungszug mit Platz für 800 Fans ein. Abfahrt am Hauptbahnhof: 10.47 Uhr (siehe Kasten). Um etwa 12.30 Uhr wird die Polizei die Gäste am Bahnhof Aachen-West empfangen. Von dort bringen Shuttle-Busse sie zum Stadion. Die Strategie der Polizei: strikte Fantrennung. „Für uns ist das ein Erstliga-Spiel“, sagt Sprecher Paul Kemen. Hundertschaften aus ganz NRW sind im Einsatz, sie werden auch im Stadion „verstärkt Präsenz zeigen“, so Kemen. „Wir sind vorbereitet – und wir freuen uns auf das Spiel.“

"Wir holen drei Punkte!"

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Voller Vorfreude und mit ein wenig Sorge haben Fan-Vertreter aus Essen und Aachen gemeinsam an die Zuschauer appelliert, friedlich zu feiern. Auch die Ultras Essen stimmen die Anhängerschaft im Internet auf das Gipfeltreffen ein: „Legt den Fokus auf die volle Unterstützung unserer Mannschaft.“

Die Fanszene berät seit Wochen, wie die Gesänge hinter dem Tor auf der Nordtribüne für mehr Stimmgewalt koordiniert werden können.

RWE-Kultkeeper Frank Kurth in der Hafenrunde

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    Der aktuell wohl bekannteste RWE-Sänger, Thomas Sandy Sandgathe, jedenfalls ist von der akustischen und spielerischen Überlegenheit der Essener überzeugt: „Unter den Aachenern werden viele Event-Fans sein, die nicht alles geben. Bei uns auf der Gästetribüne wird sich jeder die Lunge aus dem Hals schreien. Wir holen drei Punkte!“

    Was andere RWE-Fans zum Spitzenspiel zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen sagen, lesen Sie auf Seite 2 dieses Artikels:

    RWE-Fans zum Rekord-Gipfel: „Ich bin heiß wie Frittenfett“ 

    Wir haben RWE-Fans zu ihren Erwartungen vor dem Spitzenspiel in Aachen gefragt.

    "Siegtor zum 3:2 für uns in der 85. Minute"

    Uwe Strootmann.
    Uwe Strootmann. © privat

    "Ich hoffe auf ein spannendes und packendes Spitzenspiel in friedlicher Atmosphäre – und auf einen knappen Sieg für Rot-Weiss. Ich wünsche mir unser Siegtor zum 3:2 in der 85. Minute.“ Uwe Strootmann, Autor des RWE-Blogs „Im Schatten der Tribüne“

    "Liebe der Leute zu RWE wieder besonders zu spüren"

    Claudia Wilhellm und Roland Sauskat vom Awo-Fanprojekt Essen.
    Claudia Wilhellm und Roland Sauskat vom Awo-Fanprojekt Essen. © Alexandra Roth

    "Heiß sind wir auf dieses Spiel ja eh alle. Es herrscht unter den Fans aber vor allem auch eine große Vorfreude: große Vorfreude auf ein Knallerspiel vor einer Knallerkulisse mit Knallerfans. In diesen Tagen ist die Liebe der Leute zu RWE wieder besonders zu spüren.“ Claudia Wilhelm, Awo-Fanprojekt

    "Ich fürchte, die Erwartungen sind ein bisschen zu hoch"

    Thomas Holtmann.
    Thomas Holtmann. © Rot-Weiss Essen

    "Ich bin auf das Spiel heiß wie Frittenfett! Ich bin aber auch pessimistisch: Ich fürchte, die Erwartungen sind ein bisschen zu hoch. Auch die Erwartungen an die Stimmung: Sonst sind wir auswärts ein eingeschworener Haufen, diesmal 5000.“ Thomas Holtmann, Fan- und Förderabteilung (FFA)

    "Wir haben die stärkste Mannschaft der Liga"

    Christian Ruthenbeck.
    Christian Ruthenbeck. © privat

    "Für mich ist es das Wichtigste, dass es keinen Stress unter den Fans gibt und dass wir drei Punkte mitnehmen. Wir haben die stärkste Mannschaft der Liga – das war auch schon vor den jüngsten Neuverpflichtungen so. Ich kann es kaum erwarten.“ Christian Ruthenbeck, Fanclub „Platzprolls“, Sektion Hafenstraße

    Philipp Wahl

    Anfahrtstipps für Auto- und Bahnfahrer: Wegbeschreibung, Parkplätze, ÖPNV-verbindungen zum Tivoli 

    Auch Regionalligist Rot-Weiss Essen hat seinen Anhängern Hinweise zur Anreise nach Aachen gegeben. Demnach sind "für RWE-Fans die Blöcke N1/N2 sowie N3/N4 vorgesehen. Der Gästeeingang befindet sich zwischen Tivoli und Reitstadion und ist über die Zufahrt 'Am Sportpark Soers' (vom Soerser Weg aus) erreichbar. Vom Gästeparkplatz aus führen zwei separate Gänge zu den jeweiligen Blöcken."

    Weiter schreibt Rot-Weiss Essen:

    "Das Parken in anliegenden Wohngebieten ist untersagt. Daher werden die Zufahrten zu den drei Wohngebieten Emmastraße/Am Tivoli, Karolingerstraße/Am Gut Wolf und Alkuinstraße/Eginhardstraße gesperrt und nur für Anwohner zugänglich sein. Unbefugtes Abstellen des Fahrzeuges sowie die Nutzung der Parkflächen der umliegenden Geschäfte ist ebenfalls nicht gestattet. Es wird daher empfohlen, den Gästeparkplatz bzw. die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen."

    Die Anfahrt mit dem Auto beschreibt RWE so:

    "Der Tivoli ist mit dem Pkw über die Autobahn A52 in Richtung Düsseldorf zu erreichen. An der Gabelung Düsseldorf-Flughafen rechts halten und der Beschilderung A44/Flughafen Düsseldorf/Mönchengladbach folgen. Nach 26 Kilometern am Autobahnkreuz 22 (Kreuz Neersen) rechts halten und den Schildern A52 in Richtung Roermond/Aachen folgen. Nach neun Kilometern am Autobahnkreuz 7 (Kreuz Mönchengladbach) auf die A61 nach Koblenz/Aachen abbiegen. 21 Kilometer später am Dreieck Jackerath rechts halten und den Schildern A44 in Richtung A44/Aachen folgen. Nach weiteren 33 Kilometern die Ausfahrt A544 in Richtung Aachen nehmen und kurz darauf bei der Ausfahrt Aachen-Zentrum abfahren und der Beschilderung Aachen-Zentrum für 1,6 Kilometer folgen."

    Allen Bahnfahrern, die nicht mit dem Entlastungszug (siehe Seite 1 dieses Artikels) fahren, gibt der Verein folgende Tipps für die Fahrt vom Aachener Hauptbahnhof zum Stadion:

    "Ab Aachen Hauptbahnhof, Haltestelle 2, fahren an diesem Tag die Linien 1, 11, 14, 21, 44, 46 und SB 63 sowie der City-Shuttle zum Aachener Busbahnhof. Von dort geht es weiter mit dem C-Shuttle oder der Linie 51 bis zur Aachener Heimspielstätte. Die Busse zum Tivoli sind an der Zielanzeige „Sportpark Soers“ zu erkennen."