Pina Mohs und Frederik Koos sind Stipendiaten der Orchesterakademie. Ein Jahr lang sammeln sie im Zusammenspiel mit den Profimusikern Praxis-Erfahrung.

Üben, üben, üben. Für Musiker wie Pina Mohs und Frederik Koos ist das kein Ausnahmezustand, sondern Alltag. Damals im Musikunterricht, später im Studium und jetzt als Stipendiaten der Orchesterakademie. Seit 15 Jahren sorgt die Einrichtung der Essener Philharmoniker für Nachwuchsförderung und Verstärkung in den eigenen Reihen. Wer Ehrgeiz und Talent mitbringt, hat Chancen auf eine der begehrten Stellen. Denn Musiker führen keine Vorstellungsgespräche, sie spielen vor. Bei den Stipendiaten entscheidet die jeweilige Instrumentengruppe über den geeigneten Bewerber.

Zehn junge Musiker sind es in diesem Jahr, die ein Jahr lang auf den Einsatz in einem Spitzenorchester vorbereitet werden: Geigen, Fagott und Flöte, Cello und Tuba, Klarinette und Kontrabass. Pina Mohs spielt Oboe. Frederik Koos ist mit der Viola zum Vorspielen nach Essen angereist.

Beide sehen die Stipendiaten-Zeit auch als persönliche Prüfung. Ist man den Herausforderungen des Berufsmusikers überhaupt gewachsen, dem Stress, dem Druck, dem Lampenfieber? „Man weiß ja nicht, ob’s wirklich das Richtige ist“, sagt Frederik Koos. Und wenn nicht? Wer hat schon den Plan B, wenn man einem künstlerischen Beruf wie diesem erst mal verschrieben hat.

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Das nächste Stipendiatenkonzert steht am Sonntag, 15. März, 11 Uhr, im Aalto-Theater auf dem Programm. Dann stellen sich die aktuellen Akademisten in unterschiedlichen Besetzungen dem Publikum vor.

Die Orchesterakademie ist ein eingetragener Verein. Finanziert wird er von der Alfred und Cläre Pott-Stiftung, dem Freundeskreis Theater und Philharmonie, Helene Mahnert-Lueg, der Sparkasse Essen, der Funke Mediengruppesowie Vereinsmitgliedern, Spendern und Festkonzert-Erlösen. Wer Interesse hat, das Projekt zu unterstützten, kann unter
1032 696 oder info@orchesterakademie-essen.de Kontakt aufnehmen.

Pina Mohs hat gerade wieder gespürt, wie gut das ist, wenn das Adrenalin durch die Adern pumpt und das Publikum jubelt. Beim Sinfoniekonzert mit Bachs Brandenburgischen Konzerten stand sie bereits als eine von drei Solistinnen auf der Bühne. Ein Ausnahmemoment, ein beinharter Praxistest, der helfen kann, wenn es nach einem Jahr Akademiezeit weiter geht mit dem Vorspielen. Neue Städte, neue Orchester, neue Hoffnung auf einen der raren Orchesterjobs.

Die gebürtige Wuppertalerin war eine Bewerberin von 15, die sich in Essen um die Akademie-Stelle beworben hat. Später werden es einmal Hunderte sein, die um die eine feste Orchester-Stelle vorspielen. Da hilft das Probespieltraining, das zur Akademie-Zeit gehört wie der Einzelunterricht mit dem jeweiligen Mentoren. Der Rest ist vor allem Praxiserfahrung. Drei unterschiedliche Programme in einer Woche zu spielen, mit unterschiedlichen Dirigenten und oft nur minimaler Probenzeit, das kann man eben an keiner Musikhochschule und in keinem Jugendorchester lernen. Heute Oper, morgen Ballett, die Konzerte der Philharmoniker nicht zu vergessen. Das ist nicht nur für den Lebenslauf von Vorteil. Etwa 15 Dienste pro Monat absolvieren die Akademisten, das entspricht etwa einer halben Stelle.

Nach dem Konzert ist dabei schon wieder vor dem nächsten Vorspiel. Bis zum Sommer werden sich Pina Mohs und Frederik Koos an neuen Häusern bewerben. Und wieder heißt es üben, üben, üben.