Essen. . Jetzt ist es endgültig entschieden: Reinhard Paß ist OB-Kandidat der SPD. Der parteiinterne Streit scheint vergessen, so das Bild auf dem SPD-Parteitag am Samstag.
79,8 Prozent für Reinhard Paß – jetzt ist es endgültig entschieden. Reinhard Paß ist der neue OB-Kandidat der SPD. Der parteiinterne Streit scheint vergessen, die Reihen, so jedenfalls soll das Bild es vermitteln, sind wieder geschlossen. Nach dem SPD-Parteitag im Ruhrturm, verlief am Samstag die direkt anschließende Wahl des OB-Kandidaten in der Vertreterversammlung in Minutenschnelle. 103 SPD-Wahlfrauen- und -männer stimmten für Paß, 17 gegen ihn, neun enthielten sich. Der Sieger strahlte: „Ich nehme die Wahl an“
Standing-Ovations und ein Blumenstrauß für den neuen OB-Kandidaten, der in einem symbolischen Akt gar Parteichefin Britta Altenkamp umarmte. Ja, genau die, die noch im letzten Jahr gesagt hatte, er sei als OB die „falsche Person“. Doch als sie nun auf dem Parteitag den Genossen zusicherte, dies nicht zu wiederholen, „da hast du die Gräben zugeschüttet“, lächelte Paß. Er ging gestärkt aus dem Parteitag heraus. Wie lange der Kitt hält, der die SPD und den OB zusammenhalten soll, das wird sich noch zeigen.
Es war kein Tag der Abrechnung, es sollte ein Tag des Zusammenhaltens werden. Eine Aussprache gab es nicht, nur die Reden von Altenkamp und Paß. Und die wollten vor allem eines zeigen: den Schulterschluss.
Nicht alle machten mit. Bei der geheimen Abstimmung in der Vertreterversammlung war die Zahl der Nein-Sager fast drei Mal so hoch wie bei der Nominierung auf dem Parteitag knapp eine Stunde zuvor. Dort reckten sich die Hälse zu den wenigen sechs Vertretern aus der Oststadt, die den Arm hochhielten und gegen Paß votierten. Darunter Ratsfrau Barbara Soloch: „Ich bin nicht stur, aber eine gewisse Gradlinigkeit muss bleiben“, erklärte sie dazu. Sie könne nicht innerhalb von fünf Tagen nach dem Mitgliederentscheid umfallen. „Es muss bei einem Parteitag legitim sein, dass andere bei ihrer Meinung bleiben.“
Was zählt, ist der Mitgliederentscheid, bei dem Herausforderin Angelika Kordfelder unterlag. So sieht es Parteichefin Britta Altenkamp. Reinhard Paß hat den für sich „klar“ entschieden. „Das war ein starker Akt“, betonte sie. Und damit habe sich ihre Kritik vom Sommer an den OB erledigt. „Ich würde sie heute nicht mehr äußern.“ Paß und die SPD seien sich näher aneinandergekommen „als sie es waren.“
Der OB machte auf versöhnlich und rief: „Danke, liebe Britta.“ Die letzten Wochen seien „nicht einfach“ für ihn gewesen, einige „Angriffe und Demütigungen“ nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Hier und da gab er sich auch ein bisschen reumütig. „Ich habe zu oft versäumt, mit euch ins Gespräch zu kommen“, sagte er auf dem Parteitag. Und manches wäre besser gelaufen, wenn man eher aufeinander zugegangen wäre. „Ich gebe zu, dass das eine oder andere daneben gegangen ist.“ Nun gelte es, die Chance zu nutzen, im „gegenseitigen Verständnis“ die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Und Britta Altenkamp bleibt, was sie ist: Parteichefin. Rücktrittsforderungen habe sie „ernsthaft zur Kenntnis genommen“. Das war’s. Von „rückwärtsgewandten Diskussionen“ halte sie nichts. Sie beschwor, die Sozialdemokraten zur Einheit. Nur weil es zwei Kandidaten für einen Mitgliederentscheid gab, „bedeutet das nicht, dass die Partei gespalten ist. Ich bitte euch ernsthaft dieses Gerede zu beenden“, forderte Britta Altenkamp – und blickte nach vorne: Seit dem Mitgliederentscheid, „seit Montag ist Wahlkampf.“
Da geht’s ums Ganze – meinte gerade auch Paß: „Ohne einen SPD-OB drohen wir in der großen Koalition zu einem Juniorpartner zu werden. Das dürfen wir nicht zulassen.“
Also darf drauf gedroschen werden – und zwar auf die anderen, auf den Herausforderer der CDU, Thomas Kufen. Der habe noch keine Wahl gewonnen, und zur möglichen Wahlkampfhilfe aus Berlin lästerte Paß: Dann „kommt Mutti-Merkel, Klein-Thomas-Kufen die Hand zu halten.“