Essen. . Ein (Berufs-)Leben auf dem Gestüt: Auf ihrem Essener Hof züchten Thomas Blass und seine Familie Pferde und bilden sie aus - bis zu Olympia-Finalisten.

Lange bevor Thomas Blass den Rahmannshof in Überruhr vor 16 Jahren gekauft hat, arbeitete der 51-Jährige mit Pferden. So wie seine Großväter schon, ein anderer Job war überhaupt nicht denkbar. Mit seiner Frau bewirtschaftet er nun das Gestüt, auf dem neben der Familie rund 80 Hengste, Stuten und Fohlen leben. Sie züchten Pferde und bilden diese aus. Ihr Schwerpunkt: Springen – und zwar bis zum Hochleistungssport.

Morgens wollen die Pferde erst einmal fressen. Der Berufsalltag im Stall beginnt für den Pferdewirtschaftsmeister um sieben Uhr. Während der Chef nach den Tieren schaut, kümmern sich die Mitarbeiter ums Füttern, Pferde in den Auslauf bringen und Boxen ausmisten. Zehn Bereiter und Pferdepfleger hat Blass in seinem Betrieb angestellt. Sein 16-jähriger Sohn übernimmt die landwirtschaftlichen Arbeiten. „Im Vorjahr hat er allein 2000 Ballen Heu und Stroh eingefahren“, sagt der Vater, der ebenso stolz auf seine Tochter ist. Sie studiert in Bayern und ist dort gerade Landesmeisterin im Springreiten geworden.

Internationale Lehrgänge und eine Hof-Auktion

Thomas Blass und seine Frau kümmern sich derweil zu Hause um die Ausbildung der Tiere, reiten selbst, begleiten das Training sowie Pferde und Reiter zu Turnieren. Das bedeutet viel Organisationsarbeit, um Ausbildungspläne und Turnierteilnahme abzustimmen. Zudem gibt Thomas Blass internationale Lehrgänge und bietet seine Tiere einmal im Jahr bei einer Hof-Auktion an.

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Derzeit bereitet sich der Pferdefachmann auf die Messe Equitana vor. Dort wird er wie in den vergangenen 14 Jahren sein Gestüt vorstellen, Kontakte knüpfen und Deckhengste präsentieren. Wählen Kunden eines seiner männlichen Tiere als Vater für ihren tierischen Nachwuchs aus, „dann erfolgt die Besamung über Gefriersperma“. Während die Hengste zu Turnieren unterwegs sind, verschickt Blass ihr Erbgut an Züchter oder Tierärzte weltweit. Käufer zahlen 600 bis 2000 Euro.

Bis zu 10 000 Euro für ein Reitpferd

Auch in Überruhr kommen die internationalen Sportpferde auf die Welt, darunter Rassen wie Hannoveraner oder Holsteiner. Mit etwa viereinhalb Jahren beginnt für sie das Training. Es dauert mitunter weitere sechs Jahre, bis die Pferde den Rahmannshof verlassen. „Je nachdem, in welchem Ausbildungsstand wir sie verkaufen“, sagt der 51- Jährige. Fest steht: Der Preis für ein Top-Pferd liege im siebenstelligen Bereich. Aber es gibt auf ihrem Gestüt nicht nur Tiere für den Spitzensport, „sondern auch ein ordentliches Reitpferd“. Dafür zahlen Kunden, die auch aus dem Ausland nach Überruhr kommen, rund 8000 bis 10 000 Euro.

MesseThomas Blass wiederum investiert viel Arbeit und Zeit in seinen Beruf, der „viel mehr ist als nur ein Job“. Für die Familie bedeutet der nämlich nicht nur eine Sieben-Tage-Woche, sondern vor allem viel Abwechslung im Umgang mit Tieren und Menschen, sagt der Pferdewirt. Urlaub sei zwar möglich, wenn mal vier oder fünf Tage kein Turnier ansteht: „Das passiert allerdings nicht so häufig.“ Macht aber nichts, „denn wir fühlen uns hier wohl“.

Sie haben schließlich sportliche Ziele, die sie dank ihres Einsatzes erreichen. Wie etwa 2012, als das Pferd Rahmannshofs Bogeno aus Überruhr in London als Olympia-Finalist antrat, sagt Thomas Blass: „Dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben.“