„Fremdsprachen-Assistentin“, das war mal eine Berufsbezeichnung, die so unverrückbar festzustehen schien wie „Erzieherin“: eine Frauen-Domäne. „Fremdsprachen-Assistent“, ohne das „-in“ hintendran? Gab’s nicht. So wie „Erzieher“ heute noch die Ausnahme ist.

Doch am Robert-Schuman-Berufskolleg (Südviertel) stellt man fest, dass der Anteil junger Männer, die den Bildungsgang „Kaufmännische/r Assistent/in, Schwerpunkt Fremdsprachen“ kontinuierlich steigt. „Von neun auf 20 Prozent in den letzten Jahren“, sagt Ingeborg Grote, die Vize-Schulleiterin.

Wer heute „Fremdsprachen-Assistent“ werden will, der hat häufig noch mehr vor im Leben, plant womöglich ein Studium, ist in jedem Fall aber bereit für ein Abenteuer. Das Abenteuer heißt Ausland. Denn in den Bildungsgang integriert ist ein Auslandspraktikum. „Was soll ich mich um Klischees von Männer- und Frauenberufen kümmern“, sagt zum Beispiel Alexander Kestner (17), „ich mach’ einfach das, wofür ich mich interessiere.“ Der ehemalige Schüler der Helene-Lange-Realschule (Steele) lernte Spanisch ab Klasse sieben, „Fremdsprachen fand ich immer schon interessant“, da war nach dem Realschul-Abschluss der Gang zum Schuman-Berufskolleg nur folgerichtig. Sein Auslandspraktikum wird er im britischen York verbringen.

Corinna Blässe (20) war schon dort – und arbeitete Wochen an der Uni York, bereitete Prüfungen für Studenten mit vor. „Das waren interessante Einblicke in die Abläufe einer Hochschule“, erzählt die Berufsschülerin, die außerdem weitere vier Wochen in Paris verbracht hat und dort in einem Büro Sprachreisen organisiert hat. Was nach der Berufskolleg kommt? „Ich will International Business und Marketing studieren.“

Ganz konkrete Pläne hat auch Selim Tabti (24). Sein Vater ist deutsch, die Mutter kommt aus Algerien, erst machte Selim die Hauptschule, dann wanderte die komplette Familie nach Algerien aus. Selim kam mit und gab vor Ort Deutschkurse. „Das hat die Leute beeindruckt, dass einer mit 19 Sprachkurse gibt. Alle fragten: Wo ist denn der richtige Lehrer?“

Jetzt will er eine eigene Sprachschule aufbauen – in Algerien. Dafür kehrte er zurück nach Deutschland, um seine formalen Qualifikationen zu verbessern, „dann habe ich dauerhaft bessere Chancen.“ Zunächst machte er den Realschul-Abschluss, dann kam er zum Schuman-Berufskolleg an die Sachsenstraße. Später will er noch studieren, um dann, 2018, in Algerien eine Sprachschule aufzubauen. „Das ist mein Traum, und den erfülle ich mir.“

Weit weg gehen würde auch Julia Fuchs (19), „aber nicht für immer“: Sie hat ihr Auslandspraktikum in Peking verbracht, China, „das hat alle meine Erwartungen übertroffen.“ Allein, weil gar nicht ständig Smog war, „so wie man es immer im Fernsehen sieht.“ In einem Fünf-Sterne-Hotel hat sie zwei Monate lang gearbeitet, „vorher hatte ich durchaus Respekt. Ich konnte höchstens ,Hallo’ auf Chinesisch sagen.“ Doch besonders gegenüber Europäern seien Chinesen sehr herzlich, und seit ihrer Rückkehr lernt sie die Sprache jetzt an der VHS und plant, wenn sie am Schuman-Berufskolleg fertig ist, ebenfalls ein international orientiertes Wirtschafts-Studium.

Andere arbeiteten in einem französischen Fremdenverkehrsbüro, bei einem spanischen Sportartikelversender und werweißwo noch – allen ist gemeinsam: „Wir würden es sofort wieder machen.“