Toll, zwei volle Jazzkonzerte an einem Abend! Während die eher Mainstream-orientierten in der Philharmonie den Tastenkünsten von Michael Wollny lauschten, genossen reichlich, augenscheinlich in den 70ern mit Jazz-Rock sozialisierte Zuhörer auf Carl eine norwegische Legende.

Nur zwei, drei Töne auf seiner babyblauen Stratocaster reichten aus für erste Glücksmomente - so wie Terje Rypdal jongliert niemand mit langgezogenen, vibrierend intensiven Linien, in denen immer wieder spitze Attacken wie Mövengeschrei aufleuchten. Dabei hatte sein Konzert geradezu absurd begonnen, frönte High-Energy-Drummer Paolo Vinaccia zum Auftakt doch seinen italienischen Wurzeln mit 20er-Jahre-Canzone, dem er genüsslich eins überbürstete.

Dann griff Ståle Storløkken in die Tasten seiner offenen Hammond B3 - und ab ging es in brodelnde Rock-Jazz-Gefilde. Wild oszillierende Klangabenteuer, die der schirche Tastenhexer in stetem Wechsel von sakraler Flächigkeit und raffiniert inszenierter Keyboard-Pracht zu Vinaccias beinharten Beats ausrollte. Perfekte Basis für die singende Gitarre von Terje Rypdal, der in sich wie Buddha auf der Bühne thronte - erkennbar alt geworden, aber musikalisch frisch wie zu Jugendzeiten.

Ein starker, energiereicher Auftritt, die ungeachtet großen Jubels zurecht ohne Zugabe endete - es war in gut 90 Minuten halt alles gesagt.