Essen. Die Stadt Essen will allen Familien einen Kita-Platz anbieten. Der Rechtsanspruch ist mit 25 Wochenstunden erfüllt – vielen Eltern reicht das nicht.

304 Eltern haben derzeit förmlich einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz angemeldet, und allen will die Stadt binnen sechs Monaten ein Angebot machen. Nur fürchten manche Familien, dass sich das Angebot für ihre Bedürfnisse als Mogelpackung entpuppt.

So könnte es Annika Weichold ergehen, deren Sohn Ben seit zwei Jahren in sieben Kitas angemeldet ist. „Im vergangenen Jahr habe ich mir dann immer angehört, dass es einfach zu wenig Plätze für Zweijährige gebe.“ Ben wird im Moment von einer Tagesmutter betreut, bei der er sich sehr wohlfühlt. „Aber im April wird er drei Jahre alt, dann gehört er nicht mehr zur Tagesmutter, wo die anderen Kinder erheblich jünger sind, sondern in eine Kita mit gleichaltrigen Spielkameraden und neuen Anregungen.“ Darum hat auch seine Mutter Anfang September 2014 den Rechtsanspruch angemeldet.

Rechtsprechung bestärkt die Stadt

Wenn die Stadt ihr Versprechen hält, wird sie nicht mehr lang auf ein Angebot warten müssen. Nur fragt sich Annika Weichold nach Gesprächen mit anderen Eltern, ob ihr das letztlich helfen wird: „Der Rechtsanspruch ist schon mit einem 25-Stunden-Platz erfüllt — doch bei meinen Arbeitszeiten kann ich Ben nicht schon mittags abholen.“ Zwar werde sie im Juni in Teilzeit in ihren Beruf zurückkehren, mit Anfahrtszeiten brauche sie aber eine etwas längere Betreuungszeit; zumal sie noch eine zehnmonatige Tochter hat, die sie dann zur Tagesmutter bringen wird.

„Die meisten Eltern wünschen die 35-Stunden-Betreuung, und wir versuchen, diese Wünsche zu erfüllen“, sagt Jürgen Schroer vom Familienbüro des Jugendamts. „Es kommt jedoch vor, dass in einzelnen Stadtteilen nur 25-Stunden Plätze frei sind – da können wir nur die anbieten.“ Die Rechtsprechung sei hier auf Seiten der Stadt: „Alle einschlägigen Urteile besagen, dass der Rechtsanspruch mit 25 Stunden erfüllt ist.“

Jugendamtsleiterin Annette Berg hatte jüngst schon betont, dass Familien leichter einen Kita-Platz finden, wenn sie bei der Wahl etwas flexibler sind, etwa beim Standort. Annika Weichold wäre gern flexibler, „aber ich kann morgens nicht erst eine Stunde durch die Gegend kurven, um mein Kind zur Kita zu bringen“.