Altendorf. .

Aus dem Lautsprecher der Stereoanlage schallt die „Polonäse Blankenese“ von CD. Gabi Jeck im hellblauen Strampelanzug und Petra Brüschke, die das rosafarbene Gegenstück trägt, hüpfen durch die Tür ins Zimmer. Zwei 49-jährige Frauen hüpfend in Strampelanzügen? Es ist Karneval. Vier Jahreszeiten lang führen Gabi Jeck, Sachbearbeiterin beim Essener Systemhaus, und Petra Brüschke, Projektleiterin des Essener Weihnachtsmarkts, ein Leben wie viele andere. Aber zur Karnevalszeit verwandeln sie sich in „Dachma & Ingeborch“.

Gabi Jeck und Petra Brüschke kennen sich seit Kindertagen, besuchten später die selben Schulen. „Wir albern schon seit dem Kindergarten gemeinsam herum. Und ich war eigentlich schon immer der Klassenclown“, sagt Petra Brüschke und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Der Karneval kam später. „Wir haben uns überlegt, wie wir uns an der Großen Sitzung der Altendorfer Buben aktiv beteiligen können“, erzählt Gabi Jeck (der Name ist Programm). Allein wollte keine. Also gingen sie gemeinsam auf die Bühne. Wie die Namen Dachma und Ingeborch erahnen lassen, spielt die Ruhrgebietssprache bei ihren gut 15-minütigen Auftritten eine nicht unwesentlich Rolle. „Wir sind ja auch von hier wech“, sagt Ingeborch.

Die Vorbereitung für die Auftritte beginnt meist schon im Spätsommer des Vorjahres. Für jede Session denken sich Dachma und Ingeborch mit Ulla Becker, der Schwester von Petra Brüschke, ein neues Thema aus. Bei der Premiere 2009 war es Wellness. Dachma und Ingeborch eroberten im Badenanzug und Bademantel die Bühne – und das Publikum.

In Ulla Beckers Wohnzimmer wird unter ihrer Regie intensiv geprobt. Und viel gelacht. Der Text wird gemeinschaftlich erarbeitet. „Wir lesen nicht ab wie die meisten Büttenredner, sondern tragen es frei vor“, betont Dachma, deren Vater der 1. Präsident der Altendorfer Buben war. Und wenn beim Auftritt ein Satz mal nicht so richtig sitzt, geht die Welt nicht unter. „Wir sind ja nicht bei Shakespeare.“

Ihr närrisches Talent fiel einer Agentur auf, die sie unter Vertrag nehmen wollte. „Im ersten Moment fühlt man sich natürlich gebauchpinselt“, gibt Dachma zu. Für (semi-)professionellen Humor nach Terminkalender waren sie und ihre Freundin und Bühnenpartnerin nicht zu haben. Es sei ein Hobby, und das solle es auch bleiben. Sie wollen selbst bestimmen, was sie wie machen.

Ulla Becker setzt die CD auf Anfang. Alle auf Ausgangsposition. „Gleich fliegen hier die Löcher aus dem Käse, . . . “ Noch ein Probelauf. Am Donnerstag ist Generalprobe. Und am Samstag werden Dachma und Ingeborch wieder bei der Großen Sitzung ihrer KG Altendorfer Buben vor über 200 Gästen auf der Bühne stehen und die Lacher auf ihrer Seite haben. „Zu Beginn ist die Stimme noch etwas zittrig, aber mit jedem Satz wir man sicherer“, sagt Ingeborch. In diesem Jahr machen sie sich so ihre Gedanken über den Karneval als solchen. Die Strampelanzüge stehen für den ersten Karneval ihres Lebens.

Nach der Großen Sitzung in Altendorf folgen noch zwei, drei Auftritte bei Gemeindeveranstaltungen. Und danach besuchen sie vielleicht noch das eine oder andere Narrentreffen, um zu schauen, was die anderen so machen. Dann sitzen sie im Publikum einfach als Petra Brüschke und Gabi Jeck.