Förderstunden besser verteilen, Hausaufgaben begrenzen, weniger Unterricht am Nachmittag: Gymnasien im Essener Stadtgebiet gehen sehr unterschiedlich mit den Empfehlungen um, die ein „Runder Tisch“ Anfang November in Düsseldorf verabschiedet hat. Damit soll den Problemen begegnet werden, die seit der Schulzeitverkürzung („G8“) aufgetaucht sind. Während einige Essen Gymnasien sich nicht auf Änderungen einstellen, planen andere neue Abläufe – vor allem, was den Stundenplan angeht.

Seit der „G8“-Einführung im Jahr 2005 klagen Schüler, Eltern und Lehrer über viel mehr Stress – die Tage sind länger geworden, auch wichtige Fächer finden manchmal nachmittags statt. In Essen ist nur ein einziges Gymnasium zurückgekehrt zu „G9“, das Gymnasium Borbeck. In Düsseldorf hat ein „Runder Tisch“ Empfehlungen ausgesprochen, von denen einige noch Gesetz werden könnten. Welche das sind, ist aber noch offen.

Während so gut wie alle Gymnasien auf die stärkere Belastung reagiert und beispielsweise Konzepte entwickelt haben, die die Hausaufgaben weitgehend in die Schulzeit integrieren, geht man am Rüttenscheider Maria-Wächtler-Gymnasium jetzt einen Schritt weiter: Die Schule, die im sechsten Jahr im Ganztagsbetrieb arbeitet, plant, einen von drei langen Schultagen zu „flexibilisieren“. „Bislang sind die Schüler drei Tage lang bis 15.35 Uhr an der Schule“, erklärt Schulleiter Elmar Prinz. „Einer dieser drei Tage soll künftig freiwillig sein.“ Wer will, kann dann nach der sechsten Stunde nach Hause gehen – oder weiter bleiben, so wie früher, für den „flexibilisierten Tag“ sind dann Förderstunden, AG- und Betreuungs-Angebote bis 16 Uhr vorgesehen. Mit der neuen Regelung soll stärker als bislang dem Wunsch von Eltern und Schülern nach mehr Flexibilität nachgegangen werden. Auch hofft man, künftig jene zu interessieren, die sich womöglich vom Etikett „Ganztag“ abschrecken lassen.

Auch das andere Gymnasium in Essen, das seinerzeit mit einem verbindlichen Ganztagsbetrieb auf „G8“ reagiert hat, das Gymnasium Überruhr, denkt über Veränderungen nach. Spruchreif ist hier aber noch nichts: „Auch wir haben drei lange, verpflichtende Tage“, erklärt Schulleiterin Gabriele von Heymann, „da sind die Schüler bis 15.55 Uhr hier. Änderungen werden wir in Ruhe angehen.“ Besonders die Empfehlung des Runden Tisches, so genannte „Ergänzungsstunden“ als Förderunterricht gezielter als bislang einzusetzen, hat in Überruhr Aufmerksamkeit erlangt.

Udo Brennholt, der Leiter des Nord-Ost-Gymnasiums, das schon seit 1991 als Ganztagsschule arbeitet, lässt seine Schüler täglich – bis auf freitags – bis 16 Uhr kommen; am Nachmittag finden vor allem Förderangebote, „Lernzeiten“ (Hausaufgaben und fachlicher Anleitung) und AGs statt, nach Möglichkeit kein Fachunterricht. Brennholt: „Seit G8 ist Unterricht am Nachmittag unverzichtbar.“

Das älteste Ganztagsgymnasium der Stadt, das Gymnasium im Bischöflichen Schulzentrum am Stoppenberg, sieht keinen Veränderungsbedarf: „Wir bleiben, wie wir sind“, sagt Schulleiter Rüdiger Göbel. Die Stunden seien so verteilt, dass die Schüler an fünf Tagen bis 15 Uhr Unterricht hätten – übrigens hat man am Stoppenberg „keine schlechten Erfahrungen“ damit gemacht, Fächer wie Mathe oder Deutsch nachmittags abhalten zu lassen. Spezialität am Stoppenberg: Die Teilnahme am gemeinsamen Mittagessen ist Pflicht.