Essen. . Recyclingfirma muss 19 Auflagen erfüllen, damit die PCB-Belastung in Kray endlich zurückgeht. Die Auflagen: Abtragen, reinigen, bewässern – bis in den letzten Winkel.

Die Anwohner in Kray können endlich auf bessere Luft hoffen. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat eine Ordnungsverfügung gegen die Recyclingfirma Richter erlassen, die mit ihren beiden Standorten an der Rotthauser- und Joachimstraße als Hauptverursacher für die erhöhten PCB-Werte in der Luft ausgemacht worden ist.

19 Auflagen muss der Schredder-Betrieb sukzessive binnen eineinhalb Jahren erfüllen, damit die Staubbelastung deutlich zurückgeht. Die Bezirksregierung hat dafür verschiedene Fristen gesetzt. Das erste Ultimatum verstreicht bereits in sechs Wochen: Bis Ende Februar muss die Freifläche auf dem Hauptgelände versiegelt werden, damit kein giftiger Staub in Asphaltlöchern zurückbleiben kann.

In spätestens einem Jahr will die Bezirksregierung messtechnisch nachmessbare Erfolge bei den PCB- und Schwermetallemissionen sehen. „Die Anordnungen der Bezirksregierung sollen zur wesentlichen Verbesserung der Situation führen“, erklärte Sprecher William Wolfgramm.

"Ein Schritt in die richtige Richtung"

Polychlorierte Biphyenyle (PCB) gelten als krebserregend und dürfen bereits seit Jahrzehnten nicht mehr eingesetzt werden. PCB steckt aber in vielen alten Produkten, die auch jetzt noch auf dem Schrottplatz landen. Dass die PCB-Belastung in Kray auf die dortige Recyclingfirma zurückgeht, die Schrott schreddert, wird schon seit Jahren vermutet.

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Den Nachweis brachten schließlich Fichtennadeln, die auf dem Firmengelände ausgelegt worden waren. Diese Nadeln sind für Messungen besonders gut geeignet, weil sie PCB aufnehmen. Bei den Proben auf der Rotthauser Straße wurden schließlich wesentlich höhere Werte festgestellt, die bis um das 50-Fache der Hintergrundbelastung ausmachten.

Die Bezirksregierung nimmt jetzt als zuständige Überwachungsbehörde per Verfügung „mit sofortiger Vollziehung“ das Unternehmen in die Pflicht. Die Essener Umweltdezernentin Simone Raskob zeigte sich erleichtert. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärte sie der unserer.

„Richtig zufrieden ist die Stadt Essen erst dann, wenn sich in einem Jahr herausstellt, dass die Werte deutlich heruntergegangen sind. Unser Ziel ist, dass die Anwohner dort endlich wieder ihr selbst angebautes Gemüse essen können.“ Bisher rät das Umweltdezernat davon wegen der PCB-Belastung ab.

Kein Transporte in offenen Lastwagen durch Wohngebiete

Die Bezirksregierung verspricht sich besonders viel von ihrer Forderung, beim Schreddern den Schrott mit Wasser zu berieseln, damit möglichst wenig Staub aufgewirbelt wird. Deshalb muss der Betrieb eine sogenannte „Beregnungsanlage“ installieren.

Auch dürfen keine Transporte mehr in offenen Lastwagen durch die Wohngebiete erfolgen. Die Staubfilter müssen in geschlossenen Behältern gelagert werden. Und die großen Flächen, auf denen sich Altmetalle und Elektroschrott haushoch stapeln, müssen freigemacht und gereinigt werden.

Simone Raskob erwartet eine effektive Kontrolle darüber, dass die Auflagen tatsächlich umgesetzt werden. Die sicherte die Bezirksregierung gestern auf Nachfrage zu. Der betroffene Betrieb kann gegen die Ordnungsverfügung noch einen Eilantrag beim Gericht stellen. Die Frist dafür läuft im Februar ab. Der Umweltausschuss will die Firma im Frühjahr aufsuchen und nach dem Stand der Dinge fragen.