Essen. . Die Auslieferung der neuen Niederflurbahn NF2 nach Essen verzögert sich. Bisher sind erst zehn der bestellten 27 Züge eingetroffen.

Stolz will die Evag auf ihr neues Flaggschiff, die NF2, sein. Sie soll die modernste und komfortabelste Straßenbahn in Essen werden. Für 70 Millionen Euro hat das Essener Verkehrsunternehmen bei Bombardier 27 neue Niederflurbahnen vom Typ NF2 bestellt. Es ist die größte Investition der letzten Jahre.

„Damit werden wir eine nie gekannte ÖPNV-Qualität in unserer Stadt erreichen“, betonte am Montag Evag-Vorsitzender Michael Feller bei der Taufe der zweiten Bahn nach dem Stadtteil-Namen „Essen – Altendorf“ im Betriebshof Stadtmitte. Schade nur, dass zwei Drittel der neuen Züge aus dem sächsischen Bautzen noch gar nicht ausgeliefert worden sind.

Die Produktion hat sich erneut verzögert. Kinderkrankheiten wie eine falsch angebrachte Haltestange oder eine nicht schließende Fahrertür bringen den Terminplan durcheinander.

Nicht die erste Verschiebung

Es ist nicht die erste Verschiebung. Zuerst hieß es, dass alle 27 Bahnen bis Ende 2014 in Betrieb genommen werden. Dann wurde das Frühjahr 2015 als neuer Termin genannt. Jetzt hofft Michael Feller, dass wenigstens zum Wechsel des Fahrplanes im Sommer die neuen Modelle vollzählig sind, damit (bis auf den Südast) nur noch Niederflurzüge vom Typ NF2 und des Vorgängers NF1 im Straßenbahn-Netz verkehren.

Es ist nur eine Hoffnung. Denn ein neuer Termin stand jedenfalls bis Montag noch nicht fest. Eine Experten-Gruppe von Bombardier hat sich gerade auf den Weg nach Essen gemacht. Heute, am Dienstag, ist das erste Treffen, dann weiß die Evag vielleicht mehr.

17 Bahnen fehlen noch

Eigentlich sollte alle zwei Wochen eine neue Bahn die Produktionshallen in Bautzen verlassen. Im August 2014 waren die ersten vier Bahnen da. Im Oktober stieg die Zahl auf acht. Jetzt, drei Monate später, sind es gerade mal zehn Züge, von denen einer noch nicht zugelassen ist. Fehlen also noch 17.

Die Produktion stockt deshalb, weil dort erst die festgestellten Mängel behoben werden sollen – und nicht nachträglich in Essen. „Unser Interesse liegt darin, Züge in hoher Qualität zu bekommen. Die sollen schließlich über 30 Jahre halten“, argumentiert der Evag-Chef. „Und wenn das länger dauert, dann dauert es eben länger“, so Feller. Er hat auch Verständnis für den Hersteller. Die NF2 werde nicht am Fließband produziert. „Da steckt sehr viel Handarbeit drin.“

Mängel zum Teil beseitigt

Die Fahrgäste, die schon heute auf der Linie 109 in den neun NF2-Bahnen fahren, werden von den Mängeln kaum etwas mitbekommen. Zum Teil sind sie schon beseitigt. Für Martin Dreps, Evag-Bereichsleiter für Fahrzeugtechnik und zuständig für das NF2-Projekt, ist entscheidend, dass keine sicherheitsrelevanten Kritikpunkte gefunden wurden. Die Neufahrzeuge entsprechen unterm Strich auch den Erwartungen.

Die festgestellten Fehler werden möglichst schnell behoben. Die Fahrertüren, die oft nicht richtig schließen, müssen noch durch neue ersetzt werden. Bereits am Anfang drängte die Evag darauf, dass die Haltestangen über den Sitzen schräg und nicht senkrecht von der Decke hingen. Denn sonst kommen diejenigen, die nach der Schlaufe greifen, den sitzenden Fahrgästen zu nahe. Auch einige Kabel müssen anders verlegt werden, um Reibungen und damit einen frühzeitigen Verschleiß zu verhindern Und: Der Kabelkanal auf dem Dach war nicht stabil genug und damit „nicht begehbar“, so Dreps. Er achtete auf jede Kleinigkeit, selbst die fehlende Abdeck-Rosette am Haltegriff monierte er.

Fahrer in Verlegenheit gebracht

Die NF2 brachte auch den ein oder anderen Fahrer in Verlegenheit. Wurden Störmeldungen, die auf dem Bildschirm am Steuerpult erschienen, nicht sofort bestätigt, dann blieb die Bahn einfach stehen. Ein computergesteuerter Nothalt.

Wie Torben Skobulla, Leiter für den Essener Fahrbetrieb, mitteilte, sind inzwischen 270 Bahnfahrer auf der neuen NF2 geschult worden. Ende der Woche ist das Training abgeschlossen.

Fehlen nur noch die 17 Züge aus Bautzen...