Essen. Banken müssen Kleingeld nun auf Echtheit prüfen und legen Kosten zum Teil auf die Kunden um. Kunde wirft Sparkasse vor, doppelt abzukassieren.

Wer als Kunde im Laden sein Brötchen mit einem Schein bezahlen will, hört schon mal die Frage: „Haben Sie es nicht kleiner?“ Silvia Goska, Inhaberin eines Tabakladens in Rüttenscheid stellt ihren Kunden, die ihre Cent-Stücke zusammenkratzen, seit diesem Jahr eher die Frage: „Haben Sie nicht einen Schein?“

Silvia Goska versucht so, ihren Kleingeldbestand in der Kasse abzubauen. Denn seit Anfang des Jahres zahlt die Sparkassen-Kundin Gebühren, wenn sie die Münzen zur Bank bringt. „Bei Aldi oder Lidl bezahlen die Leute mit Scheinen, weil es dort schnell gehen muss. Und bei mir im Laden zählen die Kunden dann ihr ganzes Kleingeld zusammen, weil sie hier die Zeit dazu haben“, beklagt sie. Etwa ein Mal pro Woche brachte die Geschäftsfrau in der Vergangenheit Münzen zur Sparkasse und zahlte dafür nichts. Seit Jahresbeginn muss sie das Geld in einen Beutel schütten. Pro Sack (maximal 1700 Münzen) kostet das fünf Euro Gebühr. Zum Ärger von Silvia Goska.

Was Banken für die Abgabe von Münzen verlangen

Sparkasse Essen: 50 Münzen sind frei. Mehr als 50 Münzen müssen in einem Beutel (Safebag) abgegeben werden. Gebühr 5 Euro. Am Weltspartag ist die Abgabe kostenfrei.

National-Bank: Bareinzahlungen von Privatpersonen aufs eigene Konto gebührenfrei. Für Einzahlungen von Geschäftskunden aufs eigene Konto: 1,50 Euro bei einem Betrag kleiner als 3000 Euro, 3 Euro bei 3000 Euro oder mehr, bei Münzgeld im Safebag (ungezählte und unsortierte Münzen): 5 Euro.

Geno-Bank: Bislang sind haushaltsübliche Münzmengen gebührenfrei. Die Ausgabe von Rollen kostete 15 Cent pro Rolle. Allerdings prüft die Bank derzeit eine Preiserhöhung.

Sparda-Bank: Das Einzahlen von Münzgeld über eine Münztasche ist für Kunden kostenlos. Sollte in einem Monat mehr als eine Tasche abgegeben werden, kostet jede weitere 5 Euro.

Commerzbank: Für Privatkunden ist die Münzabgaben kostenfrei, die Gebühr für Geschäftskunden wird individuell vereinbart. Sie können größere Mengen Münzen mit einem Safebag einzahlen. Gebühr: 7,50 Euro.

Deutsche Bank: Münzgeldeinzahlungen von Privatkunden sind kostenfrei. Bei eigenen Geschäftskunden fallen laut Preis- und Leistungsverzeichnis 0,20 Euro pro Rolle, mindestens 1 Euro an.

Hintergrund ist eine neue EU-Verordnung, die den Banken und Sparkassen seit diesem Jahr vorschreibt, alle Münzen auf Beschädigungen und Echtheit zu prüfen. Das gilt für jede Ein-Cent-Münze genauso wie für das am häufigsten gefälschte Zwei-Euro-Stück. Für die Banken bedeutet dies enormen Mehraufwand und Kosten. Viele setzen für die Prüfung Dienstleister ein und legen die Kosten auf die Kunden um. Nicht nur die Sparkasse.

50 Cent kosten jetzt 80 Cent

Vor allem Einzelhändler, die viel mit Wechselgeld brauchen, treffen diese Gebühren. „Da hat es die EU mit ihrer Regelungswut wieder auf die Spitze getrieben“, beklagt Jürgen Bessel vom Einzelhandelsverband. Joachim Dörner, Inhaber des Juweliergeschäftes Kley, wirft der Sparkasse jedoch vor, doppelt abzukassieren. Es könne nicht sein, dass Kunden beim Einzahlen von Münzen Gebühren für die Echtheits-Prüfung bezahlen und nochmals, wenn sie sich Bargeld in Rollen ausgeben lassen, so wie das viele Händler tun, wenn die Wechselgeld brauchen.

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Tatsächlich waren bei der Sparkasse bislang bis zu zehn Rollen Münzgeld kostenlos, bestätigt Sprecher Volker Schleede. Jetzt kostet schon die erste Rolle 30 Cent. Wer sich also eine Rolle 50 Ein-Cent-Münzen holt, zahlt dafür jetzt insgesamt 80 Cent. Joachim Dörner geht es nicht um den Betrag, sondern ums Prinzip: „Soll ich von meinen Kunden auch eine Gebühr verlangen, wenn ich Kleingeld annehme oder zurückgebe?“ Er sieht den Wechsel von Geld als Dienstleistung der Bank. Die National-Bank, bei der er auch Kunde ist, erhebt zwar von Geschäftsleuten ebenfalls Gebühren für die Einzahlung von Münzen allerdings keine für die Ausgabe von Rollen.

Sparkassen-Sprecher Schleede weist die Kritik des doppelten Abkassierens zurück. Die Annahme und Ausgabe von Münzen seien zwei getrennte Vorgänge. „Wir kaufen unserem Dienstleister das gerollte Geld ab“, begründet er die Kosten. Und fügt hinzu: „Wir heißen die neuen EU-Vorschriften auch nicht für gut, müssen uns aber daran halten.“