Essen. . Ein erstes Gespräch mit den Anmeldern des „Hooligans gegen Salafisten“-Aufmarsches fand gestern statt. Eine Entscheidung der Behörde fiel bis zum Abend nicht. Derweil formiert sich ein zunehmend breiter Widerstand.

Verbieten oder nicht? Die Essener Polizei macht sich ihre Entscheidung zur geplanten Demo der so genannten „Hooligans gegen Salafisten“ am 18. Januar auf dem Willy-Brandt-Platz offenbar nicht leicht. Gestern trafen sich Behördenvertreter und Anmelder des Auflaufes zwar zu einem ersten Gespräch. Zu einer abschließenden Meinung über die behördliche Marschrichtung kam man gestern aber nicht, wie Polizeisprecher Marco Ueberbach am Abend auf Nachfrage sagte: „Es wird jetzt geprüft“, was immer geprüft wird: Ob Gründe vorliegen könnten, mit denen sich ein möglichst gerichtsfestes Verbot formulieren ließe. Der politische Druck ist hoch. Doch davon darf sich eine Behörde nicht leiten lassen. Heute, so Ueberbach, wolle man sich festlegen und das weitere Vorgehen erläutern.

Dann werden auch die Mitstreiter des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ in einem Gespräch mit der Polizei erfahren, wo und wie sie sich aufstellen dürfen. Eine sechsstündige Gegenkundgebung ebenfalls auf dem Willy-Brandt-Platz wurde vorsorglich angemeldet. Ob es dabei bleibt, ist allerdings noch unklar.

Gegenveranstaltung geplant

Ungeachtet aller offenen Fragen formiert sich inzwischen ein bemerkenswert breiter Widerstand gegen die Hogesa, die sich nach Meinung des bürgerlichen Bündnisses nur scheinbar gegen Salafismus wenden. „In Wirklichkeit verbreiten sie Ausländerhass und Rassismus. Wie in Köln und Hannover will diese Vereinigung von kriminellen Schlägern, Hooligans und Rechtsradikalen Angst erzeugen“, heißt es in einem Aufruf von „Essen stellt sich quer“, der von möglichst vielen Bürgern, Organisationen und Verbänden unterstützt werden soll, hofft Max Adelmann: „Wir wollen eine möglichst große und vernünftige Gegenveranstaltung auf die Beine stellen.“ Wer sie unterstützen möchte, findet die Möglichkeit ab heute unter anderem auf der „Facebook“-Seite von „Essen stellt sich quer“.

Dass Adelmann mit seinem Ansinnen nicht allein auf weiter Flur ist, wurde dem Bündnis-Sprecher am Montagabend überaus deutlich, als zu einem Vorbereitungsgespräch in der Innenstadt 50 Interessierte von 30 Organisationen, „aber auch Privatleute“ erschienen. Der Andrang am Sitz des Vereins Antirassismus-Telefon war so groß, dass man kurzerhand in die 200 Meter entfernten Räume der Grünen wechselte, wo sie dann alle sozusagen an einem Tisch saßen: Vertreter der CDU, SPD, der Gastgeber, der Linken, der Partei-Piraten, von Kulturinitiativen, Sportvereinen, Kirchen, Gewerkschaften „und auch von Jugendgruppen, die wir bis dahin noch gar nicht kannten“, so Adelmann: „Da existiert ein reges Interesse. Da tut sich deutlich was.“

Es sei zudem eine gemeinsame Resolution aller demokratischen im Rat vertretenen Parteien in der Mache. Und auch die Stadt Essen will nicht außen vor bleiben, wenn es darum geht, den Hogesa-Sympathisanten deutlich zu zeigen, dass sie in Essen unerwünscht sind.

Nachdem neben anderen auch Oberbürgermeister Reinhard Paß frühzeitig deutlich gemacht hatte, was er von einer solchen Kundgebung mit womöglich mehreren tausend gewaltbereiten Mitläufern hält, gibt es im Rathaus eigene Pläne, ein deutliches und unübersehbares Zeichen zu setzen, bestätigte Stadtsprecherin Nicole Mause gestern: „Uns schwebt was Optisches vor.“ Möglichst in Bahnhofsnähe. Doch noch wisse man nicht, was letztlich möglich sein. Das komme auf die Rahmenbedingungen an – und die setzt maßgeblich die Polizei.