Das Bündnis-Karussell im Essener Stadtrat dreht sich so schnell, dass auch Chronisten schon Mühe haben hinterherzuhecheln. Jüngster Winkelzug: Die erst Anfang Dezember gegründete „Bürgerlich Alternative Liste“ (BAL) schrumpft von der triumphierend verkündeten Fraktionsgröße (mindestens drei Ratsmitglieder) wieder auf Gruppen-Format (mindestens zwei).

Grund: Die Ex-Grüne Elisabeth van Heesch-Orgass und Ex-AfDler Marco Trauten haben ihrem Mitstreiter Menno Aden, der ebenfalls auf AfD-Ticket in den Rat eingezogen war, den Stuhl vor die Tür gesetzt. „Ich bin davon völlig überrascht worden“, so Aden gestern, es habe weder inhaltliche noch persönliche Differenzen gegeben.

Wohl aber die Sorge, dass die Fraktionsbildung mit ihm als Rechtskonservativen scheitern könnte. In der Tat hatte die Stadtspitze eine Prüfung angekündigt, ob die BAL-Fraktion aus inhaltlicher Übereinstimmung oder nur gegründet wurde, um mehr Zuschüsse abzugreifen. Auch umstrittene Äußerungen Adens sollen eine Rolle gespielt haben, wobei der 72-Jährige deutlich machte, dass der Vorwurf, er sei ein Holocaust-Leugner, abwegig sei: „Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, das ich den Holocaust nie geleugnet habe.“

Aden will als Einzelvertreter im Rat zunächst weitermachen: „Ich habe mich stets nur theoretisch mit Politik befasst. Jetzt sehe ich im Nahbereich, was das praktisch heißt.“