Holsterhausen. .
Geschäftsfrau aus Leidenschaft ist Doris Siemensmeyer. Die 69-Jährige ist seit 42 Jahren Einzelhändlerin. Viele Jahre davon hat sie Damenmode in großen Größen verkauft, so auch die vergangenen fünf Jahre auf der Gemarkenstraße, schräg gegenüber der St.-Mariä-Empfängnis-Kirche.
Doch damit ist bald Schluss. Ende Februar schließt Doris Siemensmeyer ihr Geschäft – nicht ganz freiwillig. „Ich wollte keinen langfristigen Mietvertrag für den Laden. Jetzt hat sich offenbar jemand gefunden, der längerfristig mieten will. Deshalb ist für mich hier jetzt Schluss“, sagt die Geschäftsfrau, die eigentlich noch gern ein bisschen weitergemacht hätte. Aber höhere Miete zahlen und sich für fünf Jahre verpflichten, ohne zu wissen, wie sich die Wirtschaft entwickelt und wie es ihr selbst in ein paar Jahren gehen wird, das wollte die Bredeneyerin nicht. Betroffen von der Geschäftsaufgabe seien nicht nur ihre beiden Mitarbeiterinnen, denen sie gekündigt hat. „Viele Kundinnen, die teils über Jahre bei mir gekauft haben, sind ebenfalls traurig“, weiß Doris Siemensmeyer. Mode von Größe 46 bis 60, kombiniert mit persönlicher Beratung, sei gar nicht so einfach zu bekommen. Dass die vor Energie nur so sprühende 69-Jährige sich jetzt tatsächlich in den Ruhestand verabschiedet, nur noch reist und sich um die beiden Enkel kümmert, mag man nicht so recht glauben. Und auch sie selbst hat da offenbar Zweifel. „Wer weiß, was sich noch so ergibt . . .“
In Holsterhausen würde die Geschäftsfrau aber wohl nicht mehr neu anfangen. „Hier im Zentrum geht es noch ganz gut, aber Richtung Rubensstraße gibt es schon etliche Leerstände“, sagt Siemensmeyer. Aus der Interessengemeinschaft Holsterhausen sei sie ausgetreten. „Die Werbegemeinschaft war jahrelang total zerstritten und auch jetzt tut sich eigentlich nichts“, wünscht sich die Geschäftsfrau mehr Aktivitäten, um Kunden zu gewinnen. „Wir haben hier keine Weihnachtsbeleuchtung, keinen Weihnachtsmarkt. Auch das Herbstfest, der Holland-Markt und der verkaufsoffene Sonntag haben zuletzt nicht mehr stattgefunden.“
Doris Siemensmeyer weiß, wovon sie spricht, hat sie doch auch in anderen Quartieren gearbeitet. Die gebürtige Duisburgerin hatte bereits in den 1970er Jahren einen Modeladen in Steele, eröffnete später in Rüttenscheid ein Wollgeschäft. Ein Laden in der Lindengalerie, ein Outlet-Geschäft an der Steeler Straße – immer wieder nahm Siemensmeyer neue Projekte in Angriff.
25 Jahre lang verkaufte sie auch im Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum Mode in Übergrößen. „Anfangs war es gar nicht so einfach, die entsprechende Ware zu besorgen. Aber dann lief es“, erinnert sie sich. Sie habe sich einen Kundinnenstamm aufbauen können – bis der Vermieter im Rhein-Ruhr-Zentrum nur noch Zehn-Jahres-Verträge und Filialisten wollte.
Damals wollte sie eigentlich schon aufhören, überlegte es sich aber anders. „Eigentlich wollte ich nach Rüttenscheid. Gelandet bin ich schließlich hier in Holsterhausen, auf 40 Quadratmetern“, so Siemensmeyer. Alles in allem sei es eine schöne Zeit gewesen, zieht sie Bilanz.