Essen. Der neue Verein „Caritas Flüchtlingshilfe Essen“ stellt sich vor und organisiert mit den Freikirchlichen Gemeinden eine Willkommensfeier in den Räumlichkeiten von St. Gertrud
Wie er sich so fühle, das Weihnachtsfest in Deutschland zu verbringen? „Frei, ohne diesen inneren Druck“, sagt Gasi Williams (58) und muss doch ein klein wenig lächeln. Vor zwei Jahren war der Iraker nach Deutschland gekommen, nach München, eine Willkommensfeier erlebte er damals nicht. Vielen Besuchern des frisch gegründeten Vereins „Caritas Flüchtlingshilfe Essen“ und der Initiative „Gemeinsam für Essen“ der Freikirchlichen Gemeinden ging es in den Räumen von St. Gertrud da besser. Die Veranstalter zählten rund 200 Gäste.
„Es kam niemand der sagte ,Herzlich willkommen’“, erinnert sich Gasi Williams. Auf ziemlich viele Veränderungen musste sich der Christ einstellen, als er kam. Aus dem Irak war der ehemalige Angestellte der Ölbranche geflohen, nachdem ihm Mauscheleien einer einflussreichen Gruppierung im Betrieb aufgefallen waren – ohne Frau und ohne seine zwei Kinder. „Als ich später in Essen eine Wohnung gesucht habe, sagte mir eine großes Wohnbauunternehmen, dass ich so lange keine Wohnung bekomme, wie meine Familie nicht nachgereist ist“, erzählt Williams.
Ein ehrenamtlicher Kümmerer mit Arabischkenntnissen fehlt
Verständnisprobleme? Herzlose Politik eines Unternehmens, das nur bis zum Rand des eigenen Schreibtisches schaut? Was dem Iraker auf jeden Fall gefehlt hat, war ein Kümmerer, der übersetzt und zur Seite gestanden hätte. Diese Lücke im Netz kennt Rudi Löffelsend gut. Und noch einige weitere. Auch deshalb hätte sich der langjährige Diözesanreferent für Auslandshilfe bei der Caritas im Ruhrbistum für den Startschuss des neuen Vereins „Caritas Flüchtlingshilfe Essen“ kaum einen besseren Anlass aussuchen können, als eine Willkommensfeier.
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„Wir sind eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen, die mit dem Verein in Lücken stoßen will, die von Hauptamtlichen und Institutionen nicht besetzt sind“, untertreibt Löffelsend. Denn der Verein ist nicht nur u.a. mit dem Essener Caritas-Direktor Björn Enno Hermanns stark besetzt. Die Gruppe übernimmt in Zukunft nicht weniger als die Auslandshilfe des Caritasverbandes im Bistum für den Irak und Rumänien. Mit dem Ankauf von 40 Wohn-Containern für den Irak initiierten die Aktiven zusammen mit dem Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel eine Aktion, die in den vergangenen Tagen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte.
Doch sein Programm für die Essener Flüchtlingslandschaft hat es dem Verein ebenso angetan. „Wir wollen Sprachmittler, ehrenamtliche Behördenbegleiter und auch Lotsen für die Flüchtlingen finden. Auch eine ambulante Pflege für bedürftige ältere Flüchtlinge soll organisiert werden“, nennt Löffelsend nur einige der vielen Ideen, die im kommenden Jahr umgesetzt werden sollen. Über einige von ihnen hätte sich Gasi Williams bei seiner Ankunft sicher auch gefreut. Mittlerweile hat er sich eingelebt, die Familie ist gekommen. Und ein bisschen lächeln kann er auch wieder. Schließlich ist ja Weihnachten.