Bei der Stiftung Zollverein stehen in naher Zukunft zwei bedeutende Personalentscheidungen an. Bei beiden Vorständen Hermann Marth, der Vorsitzender ist, und Jolanta Nölle laufen Mitte kommenden Jahres die Verträge aus. Nach WAZ-Informationen stehen jedoch derzeit dicke Fragezeichen hinter den Vertragsverlängerungen.

So soll es auf der jüngsten Sitzung des Stiftungsrates, vor allem aber auf der Kuratoriumssitzung am vergangenen Freitag, Diskussionen darum gegeben haben, die zumindest erahnen lassen, dass die weitere Beschäftigung von Noelle und Marth nicht zum Selbstläufer werden dürfte.

Schon die Vertragsverlängerung für Hermann Marth vor zwei Jahren soll umstritten gewesen sein. Dass Marth und Noelle damals nur einen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten haben, werteten Beobachter ebenfalls als Indiz dafür, dass wichtige Mitglieder des Stiftungsrates einen mittelfristigen Neuanfang nicht durch eine jeweils zu lange Vertragsdauer erschweren wollten. Der fünfköpfige Stiftungsrat fällt letztlich die Entscheidung. Vorsitzender ist Dietrich Goldmann, ehemaliger Allbau-Chef und Vorstandsmitglied im Verein Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein.

Dass das Verhältnis zwischen Goldmann und Marth schon länger gestört ist, bestätigen mehrere Personen im Zollverein-Umfeld, die namentlich nicht genannt werden möchten. Goldmann war gestern für die WAZ nicht zu erreichen. Von der Stiftung selbst hieß es nur: „Vorstandsangelegenheiten sind Sache des Stiftungsrates. Dazu äußern wir uns nicht.“

Die millionenschwere Stiftung Zollverein verwaltet und entwickelt den Welterbe-Standort und ist seit 2010 Eigentümerin des Areals der ehemaligen Zeche und der Kokerei. Die Personaldiskussionen fallen in eine Zeit, in der auf dem Gelände mit dem Bau der Folkwang-Universität und der neuen RAG-Zentrale viel in Bewegung kommt. Vielleicht sieht mancher jetzt den richtigen Zeitpunkt gekommen, einen neuen Vorstandsvorsitzenden für die Stiftung auch über das Jahr 2017 hinaus zu installieren, zumal Marth, 61, altersbedingt wohl ohnehin nur noch einen weiteren Zwei-Jahres-Vertrag erhalten dürfte. Ob es schon ernsthafte, potenzielle Nachfolger für die Posten gibt, ist nicht bekannt. Kolportiert wird aber der Name von Milena Karabaic, Dezernentin für Kultur und Umwelt beim Landschaftsverband Rheinland.