Was hat Mannheim, was Essen nicht hat? Einen neuen Unesco-Titel. „City of Music“ darf sich die Stadt jetzt nennen, neben Hannover und Heidelberg als „Stadt der Literatur“. Mit der Bewerbung zur „City of Design“ hat es in Essen im ersten Anlauf nicht geklappt, aber das muss nach Ansicht von Rainer Kern, Mannheims Beauftragtem für strategische Kulturprojekte, nicht das letzte Wort sein. Kern ermunterte die Stadt ausdrücklich, sich 2015 erneut zu bewerben und hat auch eine mögliche Erklärung für die Absage. Das Netzwerk aus weltweiten Städten der Musik, Literatur, des Designs und der Kunst habe einen deutlich europäischen Überhang. Da mit Mannheim, Heidelberg und Hannover schon drei deutsche Städte das Rennen gemacht hätten, habe Essen vermutlich den Kürzeren gezogen.
Was der Unesco-Titel bringt, kann Kern noch nicht sagen. Wie man ihn bekommt, erklärte er im Rahmen der Essener „Positionen“-Reihe, spannte den Bogen von der „Mannheimer Schule“ im 18. Jahrhundert bis zur Popakademie Baden-Württemberg. Die Pflege der Tradition, aber auch „Konzentrierung und Verdichtung“ vorhandener Potenziale seien in die Bewerbung eingeflossen.
Auf ein Zusammenspiel der Kräfte will man auch in Essen künftig noch stärker setzen, sagt Kulturdezernent Andreas Bomheuer, der aus Paris inzwischen auch eine schriftliche Begründung hat. Dort habe man Essens Design-Tradition gewürdigt, aber noch konkreter wissen wollen, wie man sich die internationale Netzwerkarbeit künftig vorstelle.
Dabei liegt die städtebauliche Zukunft Essens für Kreativunternehmer Reinhard Wiesemann mit der Nordstadt ganz nah. Wiesemann, der als Gründer des Unperfekthauses und als Mäzen der restaurierten Kreuzeskirche zwei Eckpfeiler des Viertels vorangebracht hat, sieht das Quartier „als große Möglichkeit, wie wir Essen einzigartig machen können“. „Köln hat den Dom, wir haben die Nordstadt“, so Wiesemann selbstbewusst. Innenstädte seien austauschbar, aber „einen Grund müssen die Düsseldorfer doch haben, nach Essen zu kommen“.
Noch scheint das Viertel weit entfernt von einem Publikumsmagneten. Wiesemann träumt von einem Hotel am Weberplatz für „Leute mit Geld“, denn ein bisschen Gentrifizierung dürfe ruhig sein. Für Stadtdirektor Hans-Jürgen Best könnte der Brückenschlag ganz wörtlich mit einem Brückenbau gelingen. Im Rahmen der Entwicklung eines revierweiten Radschnellwegs könne hier ein städtebauliches Highlight geschaffen werden, wie die berühmte, zur grünen Cityoase umgewandelte Hochbahn in Manhattan.