Essen. Das Institut für Rechtsmedizin der Essener Uniklinik kümmert sich nicht nur um Leichen, sondern erledigt viele weitere Aufgaben. Die haben es in sich.

Draußen sind Parkplätze reserviert. Einer für den Staatsanwalt. Zwei für Bestatter. Klingt schon mal nicht so gut. Drinnen ist kaltes Weiß gefliest. Die Mitarbeiter tragen helle Gummihandschuhe. Auf den Tischen liegen bleiche Leichen. Ist die Gänsehaut schon da? Willkommen im Institut für Rechtsmedizin des Uniklinikums.

Prof. Thomas Bajanowski hat die Tür zu seinem Institut, die sonst für die Öffentlichkeit verschlossen ist, für die WAZ geöffnet. Wessen Nase jetzt einen seltsamen Geruch schnuppert, dem wird von seinem Gehirn ein Streich gespielt. Im Sektionsraum riecht man – bei unserem Besuch – nicht den Tod, obwohl dieser auf dem Tisch zu sehen ist, sondern einen Hauch von Putzmittel. Nebenan sorgt eine Tür für frische Luft von draußen.

Der Tod gehört im Institut für Rechtsmedizin zum Alltag. Und trotzdem hadert Prof. Thomas Bajanowski nicht mit seinem Arbeitsplatz. „Wissen Sie, wenn ich auf einer Krebsstation arbeiten würde, dann müsste ich zusehen, wie einige Menschen langsam sterben. Hier habe ich nur mit dem endgültigen Ende zu tun.“

DNA-Analysen und Vaterschaftstests

Im Institut für Rechtsmedizin, das für die Landgerichtsbezirke Essen und Bochum und damit für einen Großteil des Ruhrgebiets zuständig ist, werden pro Jahr 600 Todesfälle untersucht. Schon wenn ein Erstverdacht besteht, landet die Leiche in einem der 39 Liegeplätze. Oder gleich auf einem der Tische im Sektionsraum. Bajanowski und sein Team sind dann dem Tod auf der Spur und untersuchen Blut, Urin, Hirnkammerwasser und Mageninhalt. In steriler Atmosphäre und ohne Butterbrot in der Hand, wie man es manchmal im Fernsehen sieht. „Das ist im Tatort so, aber nicht in der Realität“, sagt Bajanowski. Er selbst ist Münsteraner und mag den Münsteraner Tatort, in dem der Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne eine der Hauptfiguren ist. „Der ermittelt ja gerne selbst. Das machen wir nicht. Wir können aber helfen, Fragen zu beantworten.“

Das Institut kümmert sich aber längst nicht nur um Leichen. Hier werden die Folgen von Rohheitsdelikten kontrolliert und dokumentiert, also beispielsweise Schlägereien, Vergewaltigungen, Misshandlungen. Verdächtige sind danach überführt. Oder entlastet. Hier werden Körpersäfte auf Alkohol, Drogen und Medikamente untersucht. Es gibt DNA-Spurenanalysen und Vaterschaftstests.

Abseits von diesen ganzen Untersuchungen ist das Institut in Forschung und Lehre für die Rechtsmedizin aktiv. 500 Studenten kommen pro Jahr. Und die haben dann natürlich mit den Leichen zu tun.