Essen. . Das Unternehmen Adams und Partner ist vom Kauf des Van-Eupen-Grundstücks in Rüttenscheid zurückgetreten - als Folge des Entwässerungsstreits. Der Stadt droht Schadenersatz in Millionenhöhe.

Noch am Montag war Essens Baudezernentin Simone Raskob optimistisch von Gesprächen bei der Bezirksregierung in Düsseldorf zurückgekehrt mit der Botschaft im Gepäck, dass ein drohender Baustopp für Rüttenscheid und benachbarte Stadtteile schon bald vom Tisch sein dürfte - trotz der unzureichenden Entwässerung, an der die Kommunalaufsicht Anstoß genommen hat. Doch Eckehard Adams will auf Optimismus allein kein Haus bauen. Der Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft „Adams und Partner“ ist zum 1. Dezember vom Kaufvertrag über das ehemalige Van-Eupen-Gelände an der Veronikastraße zurückgetreten. Auf die Stadt könnten nun Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe zukommen.

Zwischen 25 und 27 Millionen Euro hatte Adams nach eigenen Worten an der Veronikastraße investieren wollen - in ein modernes Quartier aus 70 Wohneinheiten, Tiefgarage inklusive. Diese Investition hat sich quasi über Nacht in Luft aufgelöst. „Traurig, aber wahr“, formulierte der Unternehmer gestern im Gespräch mit der WAZ. An die Adresse der Verantwortlichen richtete er drastische Worte: „Die Stadt hat gepennt“; schließlich sei den Verantwortlichen das Entwässerungsproblem seit Jahrzehnten bekannt. „Es hieß, das wird alles auf den bestehenden Bebauungsplan draufgesattelt“, schimpft Adams und meint sein Bauvorhaben. „Nun ist die Stadt plötzlich nicht mehr in der Lage, mir einen positiven Bauvorbescheid zu erteilen.“ Nein, auf das Prinzip Hoffnung habe er nicht vertrauen wollen. Es gehe schließlich um Millionen. „Das ist mir viel zu risikoreich.“ Deshalb habe er die Option gezogen, die er mit dem bisherigen Eigentümer des Grundstücks, der Firma Lueg, im Kaufvertrag vereinbart hatte.

Adams fühlt sich getäuscht. „Irgendwo verlässt man sich doch auf Politik und Verwaltung.“ Von einem Anwalt lasse er nun prüfen, „inwieweit ich Schadenersatz anmelden und durchboxen kann“. Es geht um eine siebenstellige Summe. Er habe schließlich viel Arbeit und Geld in das Projekt gesteckt für Vorplanungen, Baugrunduntersuchungen, Vermessung und weitere vorbereitende Arbeiten. Dieses Geld will der Unternehmer sich zurückholen.

Eckehard Adams ist damit der erste namhafte Investor, der Konsequenzen zieht aus der drohenden Ordnungsverfügung der Bezirksregierung, die nach Auffassung von Experten sehr wohl negative Folgen für die betroffenen Stadtteile haben wird. „In den nächsten Jahren bauen wir dort nur Wolkenkuckucksheime“, hatte Ulrich Kapteina, Sprecher des Arbeitskreises Essen 2030 am Montagabend seinen Gästen in der Sparkasse zugerufen, wo auch aus aktuellem Anlass das Thema Wohnungsbau auf der Tagesordnung stand.

Kapteina warf den Verantwortlichen bei der Stadt und bei den Stadtwerken einmal mehr Tatenlosigkeit vor. Das Entwässerungsproblem sei der Stadt seit 1986 bekannt, seit 1998 stehe der Umbau des Rellinghauser Mühlenbachs im Entwässerungsplan. Geschehen sei nichts. „Wir finden das dramatisch.“

Was nun aus dem Van-Eupen-Gelände wird? Für das Filetgrundstück gab es mehrere Bewerber aus der Immobilienbranche. Auch der Lebensmitteldiscounter Lidl hatte Interesse angemeldet - und zog vor das Verwaltungsgericht, nachdem die Stadt eine Bauvoranfrage mit Blick auf die erwünschte Wohnbebauung negativ beschieden hatte.

Möglicherweise wittert der Branchenriese nun wieder Morgenluft. . .