Essener Weihnachtsmarkt fasziniert große und kleine Besucher
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Essen.. Die 250 Stände in der Essener City sorgen für ein romantisches Flair, das Touristen und kleine Kinder fasziniert. Handel zieht zufrieden Zwischenbilanz.
Die 19 lachenden Kinder aus der Kita Wunschbrunnen in der Brunnenstraße sind wahrscheinlich die jüngsten Fans des Essener Weihnachtsmarktes. „Sie sind Karussell gefahren, haben Pommes gegessen und einen leckeren Kakao getrunken“, sagt Stefanie Tucholski, die stellvertretende Kita-Leiterin. Was den Genuss erheblich versüßt: Die Kinderschar ist von den Beschickern des Weihnachtsmarktes und von der Essen Marketing GmbH (EMG) eingeladen worden.
Nicht nur die glückseligen Wunschbrunnen-Kindern strahlen, auch die Veranstalter des Budenzaubers und der Einzelhandel frohlocken. „Wir sind sehr, sehr zufrieden“, betont EMG-Prokurist Dieter Groppe. Schon der erste Advent sei „bombastisch“ gewesen. Es heißt, so voll habe man die City schon lange nicht mehr gesehen. Obwohl der Duft von gebrannten Mandeln, Bratwurst und Glühwein noch zwei weitere Wochen durch die Innenstadt ziehen wird, ist sich Groppe in seiner Prognose sicher: „Wir werden unser Ziel – fünf Millionen Besucher – auch dieses Jahr wieder schaffen.“
Essen wirbt mit dem Label „Die Einkaufsstadt“, und der 42. Internationale Weihnachtsmarkt dient dabei als Trumpfkarte, die sticht.
Lichtwochen als Essener Besonderheit
Der 42. Internationale Weihnachtsmarkt läuft noch bis zum 23. Dezember. Er ist täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet, samstags und sonntags bis 22 Uhr.
Eine Essener Besonderheit sind die Lichtwochen mit leuchtenden Motiven. In diesem Jahr ist Belgien Gastland.
Den Besucher erwarten 250 Stände und 1000 Geschäfte. Info: weihnachtsmarkt.essen.de
Essener Weihnachtsmarkt 2014
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Auf dem provisorischen Busparkplatz an der Hachestraße stehen an diesem Montagnachmittag acht Busse, davon sechs aus dem kleinen Königreich. „Die Belgier lieben deutsche Weihnachtsmärkte, die sind sehr romantisch und die Leute hier in Essen sind freundlich und fröhlich“, findet Busfahrer Franklin Leeman aus Diepenbeek bei Hasselt. „Deutschland“, sagt er, „das ist Weihnachten.“ 48 Passagiere hat er heute morgen um acht Uhr in seinem knallroten Doppeldecker aufgenommen, ausnahmslos Senioren. Die „Kerstreize“ kostet pro Person 22 Euro. „Die Leute shoppen viel ein und trinken gerne Glühwein.“ Um 20 Uhr geht’s zurück, die Fahrt dauert nur zwei Stunden.
Nicht nur Menschen aus dem Ausland zieht der Budenzauber an. Heide Müller ist mit ihrem Mann und Freunden aus Steele in die City gekommen. Sie trinkt einen Lumumba, die anderen Sanddorn mit Korn. „Hier ist die Auswahl größer als in Steele“, sagt sie.
Ein großes Thema zwischen Kennedyplatz und Rathaus-Center, zwischen Rathenaustraße und Willy-Brandt-Platz ist auch in diesem Jahr wieder die Angst vor Taschendieben. Eine Polizeisprecherin warnt Weihnachtsmarkt-Besucher davor, leichtsinnig zu sein. „Geld und Wertgegenstände sollten unbedingt am Körper getragen werden.“ Zwar habe die Polizei-Inspektion Mitte auch dieses Jahr wieder Diebstähle registriert. Dem einen wurde das Mobiltelefon gestohlen, der anderen fasste ein Langfinger tief in die offene Umhängetasche. Erfreulich aber: „Einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr konnten wir nicht registrieren.“
Essener Weihnachtsmarkt im Wandel
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Busparkplatz nah an der City begeistert Fahrer und ihre Gäste
Wohin mit den Reisebussen? Nach dem Flop vor zwei Jahren, als der abseits gelegene Berthold-Beitz-Boulevard als Park- und mehr noch als „Abschreck“-Platz angeboten wurde, hat sich nun der provisorische Busbahnhof auf der Hache-straße direkt in der City etabliert. „Wir registrieren deutlich mehr Reisebusse als im Vorjahr“, sagt EMG-Prokurist Dieter Groppe. Allein am letzten Samstag zählte er 60 Reisebusse - ein imposantes Bild.
„Der Parkplatz so nah am Weihnachtsmarkt ist einfach ideal“, sagt Busfahrer Heinz Dittmer aus Leer/Ostfriesland. „Ideal besonders für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind.“ 40 Senioren hat er heute an Bord, die seien mit dem Essener Weihnachtsmarkt zufrieden. „Lasst den Parkplatz bloß da, wo er jetzt ist “, rät Dittmer. Fünf Mal war er dieses Jahr schon in Essen, zwei Touren werden folgen. Auch der belgische Busfahrer Franklin Leeman („De Zigeuner“) schwärmt vom Parkplatz Hachestraße. „Die Senioren haben es so schön nah.“
Autopendler hingegen bringt der provisorische Busparkplatz regelmäßig in Rage. Zum Beispiel an Werktagen morgens, denn dann herrscht dort gähnende Leere. Doch eine Art Kombi-Park-Lösung – etwa morgens stundenweise befristet für Autos und nachmittags nur für Busse – ist nur eine theoretische. „Ein Halteverbot muss 96 Stunden vorher ausgehängt werden“, betont Dieter Groppe.
Weil sogar das Provisorium zeitweilig aus allen Nähten platzte, werden zusätzliche Parkmöglichkeiten für Reisebusse angeboten: auf der Bert-Brecht-Straße sowie der Segeroth-Ecke Nordhofstraße. Eine Umfrage vor zwei Jahren unterstrich, wie wichtig Bustouristen fürs Weihnachtsgeschäft sind. „Jeder gibt auf dem Weihnachtsmarkt 35 Euro aus.“ Und: Viele kehren wieder in die Einkaufsstadt zurück.
Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr in Essen, ist mit dem Busparkplatz voll zufrieden. „Das ist der Standort, den wir brauchen, er ist das A und O.“ EMG-Mann Groppe sieht sich durch die positiven Rückmeldungen bestätigt und verteidigt das Provisorium auf der Hachestraße vehement. „Die Einkaufsstadt will Bustouristen, dann muss der Bürger auch für einen kurzen Zeitraum bereit sein ein kleines Opfer zu bringen.“
Der Kunde kauft bevorzugt Geschenke – und das sehr spät
Der Handel in der City ist mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden - auch dank der Visitenkarte Weihnachtsmarkt. „Ich habe dieses Jahr mehr Besucher im Haus als in den Vorjahren und die Umsätze entwickeln sich gut“, zieht Galeria Kaufhof-Geschäftsführer Ralf-Peter Irrenberg Zwischenbilanz.
„Wir profitieren vom Weihnachtsmarkt“, sagt Marc Heistermann vom Einzelhandelsverband, „denn so erreichen wir Leute, die Essen sonst nicht anfahren würden.“
Auch Oliver Kraft, Manager des Einkaufszentrums Limbecker Platz, zeigt sich „insgesamt zufrieden“: „Das Weihnachtsgeschäft erreicht das Vorjahresniveau.“ Eine Neuerung: Freundliche Concièrge-Damen empfangen den ortsunkundigen Besucher und geben wertvolle Navigationstipps durch die Einkaufsstadt. Kraft: „Die am häufigsten gestellte Frage ist: Wo bitte geht’s zum Weihnachtsmarkt?“.
Marc Heistermann bestätigt die gute Stimmung bei den Kaufleuten. „Die sind zwar nicht euphorisch, aber sehr zufrieden, man ist dieses Jahr gut unterwegs.“
Und was wird gekauft? „Unsere Kunden kaufen überwiegend Geschenke – von Schmuck und Uhren bis Parfüm und Spielwaren“, sagt der Galeria-Direktor. Am Limbecker Platz ist besonders Unterhaltungselektronik gefragt. Oliver Kraft: „Auch Bekleidung, Schmuck, Düfte und Wäsche gehen gut.“
Die Wochen vor Weihnachten zählen zu den umsatzstärksten, für manche Branchen machen sie gar ein Viertel des Jahresgeschäftes aus. Marc Heistermann beobachtet einen zunehmenden Trend zum späten Weihnachtseinkauf. „Die Leute werden immer kurzentschlossener.“ Beim verkaufsoffenen Sonntag in wenigen Tagen erwartet er den „richtigen Hype“: „Das wird der Kracher.“
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