Für seine Freunde und Weggefährten ist es eine menschliche Tragödie, für den Standort Zollverein ein schwerer Schlag: „Casino“-Macher Claus Dürscheidt verstarb, wie erst jetzt bekannt wurde, vergangenen Mittwoch an den Folgen einer Tumorerkrankung. Er wurde 74 Jahre alt.

Als Gründer des soziokulturellen Zentrums „Zeche“ in Bochum hatte Dürscheidt schon einen Namen, als er seinen Arbeitsmittelpunkt nach Essen - genauer: auf das Weltkulturerbe Zollverein - verlegte. Hier hob er nicht nur das „Casino“ aus der Taufe, das die feine Küche aufs Gelände brachte. Gemeinsam mit IBA-Chef Karl Ganser, dem er bis zuletzt freundschaftlich verbunden blieb, entwickelte er das gesamte, bis heute im wesentlichen gültige Veranstaltungskonzept für das Zollverein-Areal.

Der gebürtige Wittener hatte nicht nur Visionen, er konnte sie auch handwerklich und kaufmännisch in jeder Hinsicht umsetzen. Eine Lehre und die anschließende Übernahme des Dachdeckerbetriebs seines Vaters gab ihm eine Erdung und ein unternehmerisches Bewusstsein, das manch anderem abging. Nicht alles ließ sich freilich realisieren. Den Plan, einen ständigen Museumszug durch das teilweise entbehrlich gewordene Güterbahnnetz des nördlichen Ruhrgebiets dampfen zu lassen und so eine weitere Touristen-Attraktion zu schaffen, scheiterte an Bedenkenträgern, aber auch an den Systemkosten, die jeder Bahnbetrieb nach sich zieht.

In den letzten Jahren wagte sich Dürscheidt noch einmal an eine große Idee, der er seine ganze Leidenschaft widmete: Ein Gebäude der Kokerei Zollverein wird derzeit auf seine Initiative für rund fünf Millionen Euro in eine „Convention Hall“, eine Großgastronomie und Veranstaltungshalle für bis zu 2000 Besuchern umgebaut. Deren Eröffnung zu erleben, bleibt dem umtriebigen Investor, der sich zuletzt aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen hatte, jedoch versagt. Andere werden sein Projekt fortführen müssen, das auf Zollverein und darüber hinaus neue Maßstäbe setzen will.

Auf dem Zollverein-Areal war die Trauer über Dürscheidts Tod in den letzten Tagen allgegenwärtig. Obwohl in einem Alter, in dem die meisten Menschen eher eine ruhige Kugel schieben, war Claus Dürscheidt noch voller Ideen, Visionen und konkreter Pläne. Es ist nicht übertrieben, ihn als einen der großen Pioniere der Industriekultur im Ruhrgebiet zu bezeichnen. Der Bochumer wird fehlen - vor allem in Essen.