Sie warnen vor HIV-Kranken, die mutwillig mit einer infizierten Spritze im Gedränge unterwegs sind, um andere Menschen anzustecken oder berichten über den Fahrer eines Autotransporters, der damit angeblich Kinder entführt. Die Rede ist von Falschmeldungen, die immer wieder im Internet kursieren – und von genügend Leuten geglaubt und weiterverbreitet werden.
Aus aktuellem Anlass machte die Polizei in dieser Woche auf ihrer Facebook-Seite auf einen Fall aufmerksam. Angeblich sollen in der Stadt Handschuhe verschenkt werden, in denen Nadeln mit K.O.-Tropfen stecken. Tritt die Wirkung der Betäubungsmittel ein, wird man laut der Warnung ausgeraubt. Eine Legende. „Uns ist bislang nicht ein solcher Fall bekannt“, sagt Marc Burdorf, der bei der Polizei für den Online-Auftritt verantwortlich ist.
Nach Angaben der Internetseite www.mimikama.at (Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch) wurde die Falschmeldung über Facebook und den Nachrichtendienst WhatsApp verbreitet. Der Text beginnt mit der Zeile: „Eine aktuelle Warnung der Polizei.“ Die Essener Wache wurde auf die Falschmeldung aufmerksam und steuerte mit der Bekanntmachung in dem sozialen Netzwerk bewusst gegen eine mögliche Panikmache.
Laut Tom Wannenmacher von Mimika tauchte diese Mitteilung bereits zum zweiten Mal auf. „Wie schon im Vorjahr pünktlich zum Beginn der Weihnachtsmärkte“, sagt Wannenmacher, der mit seinem Team versucht, solche Falschmeldungen auf Facebook einzudämmen. „Das sind sinnlose Kettenbriefe, die den Nutzer verängstigen“, sagt der Internetexperte.
Wie genau solche als „Hoax“ (englisch für Schabernack) bezeichnete Meldungen entstehen, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Sie kehren aber immer wieder und das in großer Zahl. Wannenmacher glaubt, dass es sich beim aktuellen Fall um bewusste oder unbewusste Fehlinterpretationen gehandelt hat, die dann übers Internet rasend schnell weiterverbreitet wurden.
Marc Burdorf von der Essener Polizei geht entweder von Klicktreiberei aus – „oder da wollte irgendjemand einfach nur Quatsch verbreiten.“ Obwohl die Meldungen in der Regel sehr konstruiert klingen, gibt es offenbar genügend Menschen, die ihnen Glauben schenken. Wannenmacher berichtet von „unüberlegtem und unüberprüftem Teilen“ auf Facebook oder WhatsApp. Auf dem Auftritt von Mimika werden diverse Falschmeldungen enttarnt, um solche Ketten zu unterbrechen.