Essen. Wir haben getestet: Wie die Oberbürgermeister-Kandidaten Franz-Josef Britz (CDU) und Reinhard Paß (SPD) im Internet auf Stimmenfang gehen. Bei Facebook und YouTube - oder auf ihren eigenen Homepages. Ein Vergleich.
Die CDU und Franz-Josef Britz im Internet: www.britz.de
Aufmachung: Die Grundschrift ist sehr klein, nicht gut zu lesen. Das Grußwort, mit dem Benutzer auf der Homepage empfangen werden, ist eindeutig zu lang. Gut dagegen: Rechts oben stehen immer die aktuellen Termine des Kandiaten – so können Bürger bei Interesse die öffentlichen Veranstaltungen besuchen.
Downloads: Es gibt drei Reden – die der letzten Kreisvertreterversammlung (vierseitiges Worddokument), vom 118. Kreisparteitag (sieben S.) und eine 21-seitige Etat-Rede.
Persönliches: Es gibt den Lebenslauf von Britz plus Fotos.
Multimedia: Unter „Britz TV” gibt es einen etwa zweiminütigen Wahlspot – man sieht Britz händeschüttelnd mit Bürgern, mit Parteifreunden. Dazu: Video-Mitschnitte der letzten Reden.
Fazit: Informativ, hier und da vielleicht etwas altbacken.
Die CDU in sozialen Netzwerken
Facebook: Hier kann man die letzten Auftritte von Britz nachlesen oder -gucken. Videos, Fotogalerien, Texte. Registrieren lassen haben sich „52 Befürworter”. Außerdem: zwei Fotoalben, leider beide mehrere Monate alt. Britz hat auch zwei „Lieblingsseiten” angegeben – die der CDU-MdB-Kandidaten Jutta Eckenbach und Matthias Hauer.
StudiVZ: Es gibt die Gruppe „Gemeinsam für Essen – gemeinsam für Britz”. 111 Mitglieder. Klingt nach RCDS.
Fazit: Dient höchstens parteiinternen Zwecken. Für Normalbürger ist Surfen hier Zeitverschwendung.
Die CDU bei YouTube
Es gibt einige Reden von Franz-Josef Britz, in Sektionen zerschnitten – vieles davon erreicht man auch über die Homepage. An alle filmenden Parteifreunde: Redner einfach beim Reden abzufilmen, ist nicht sonderlich originell, sondern schläfert ein. Oder liegt es doch an Britz? Er hat sicher viele Stärken – Temperament gehört wohl nicht dazu.
Unterhaltsamer: Ein animiertes Video, über dessen Herkunft sich offiziell alle ausschweigen – präsentiert wird in Zeichentrick-Optik der „Wackel-Paß auf Abwegen”. Die Kritik des Films: In allen wichtigen Fragen der Stadtpolitik (Finanzen, Straßenstrich, Zollverein, Weststadthalle, Grundschulen) sei der SPD-Kandidat zunächst immer „dafür” gewesen und habe erst spät in Richtung „Nein” geschwenkt. Man sieht Paß auf einem Schaukelpferd sitzen, in der Hand eine rote Fahne: „Willi's Bester”.
Fazit: Gemein, aber originell!
Die SPD und Reinhard Paß im Internet: www.reinhardpass.de.
Aufmachung: Der Benutzer erfährt beim Blick auf die Homepage, dass Bundesumweltminister Sigmar Gabriel vor Tagen zu Gast in Essen war. Das ist erstens wenig aktuell und hilft zweitens nicht bei einer Wahl-Entscheidung. Gut: Ein aktueller Terminkalender. Nicht gut: In der Mitte der kompletten Seite klafft ein großes, weißes Loch.
Downloads: Die Rubrik „Downloads” ist leer, aber unter „Reden und Materialien” findet sich viel: Sieben Reden, dazu relevante Ratsanträge (z.B. in Sachen Stadionbau), Presseveröffentlichungen. Dazu: Große Bildergalerien.
Persönliches: Lebenslauf.
Multimedia: Wahlkampf-Dokumentationen. Plus: „Unterstützer-TV” – Parteifreunde (Hempelmann, Reimer u.a.) sagen, warum sie Paß wählen.
Fazit: Viel Material, manchmal etwas ungeordnet.
Die SPD in sozialen Netzwerken
Facebook: 38 Pinnwand-Einträge. Leider nur die üblichen Pressemitteilungen der letzten Tage. 24 Fotos, die meisten von der zentralen Wahlkampf-Auftaktveranstaltung. Als „Freunde” versammeln sich mehrheitlich andere SPD-Mitglieder und Unterstützer.
StayFriends: Paß war an der Realschule Schloss Borbeck, an der Fachoberschule für Technik (MH), dann an der Uni Essen. Nur ein Benutzer hat sich bislang als „Kontakt” registrieren lassen.
Fazit: Wie oft im „Web 2.0”: Man macht mit, aber ein Nutzen erschließt sich nicht.
Die SPD bei YouTube
Die SPD setzt weniger auf Reden, sondern auf Gefühle: Zu kraftvoller Rockmusik wird „Das neue Jahrzehnt” ausgerufen, mit Pass als Oberbürgermeister.
Es gibt auch Filme bei You-Tube, die den politischen Gegner verhöhnen: Wer sie per Digital-Schnittprogramm am PC erstellt hat, bleibt offen – doch sehenswert sind sie allemal: Die CDU-Kandidaten werden mit Muppet-Figuren verglichen – Jutta Eckenbach neben Miss Piggy, Thomas Kufen neben Graf Zahl, Hans-Peter Huch als „Tier”. Unter Schülern des Viktoriagymnasiums erfreut sich das Filmchen großer Beliebtheit – denn CDU-Ratsherr Hans Schippmann, Leiter der Schule, wird verglichen mit der Muppet-Figur „Prof. Bunsenbrenner” – dem Wissenschaftler mit Nickelbrille. In einem zweiten Film wird CDU-Kandidat Britz in einer Filmcollage veralbert, die an „TV Total” erinnert.
Fazit: Auch hier: Gemein, aber originell!
Die Homepages: