Essen.. Eine Familie aus Essen wünscht für den Ehemann und Vater ein katholisches Begräbnis. Doch statt Beistand erlebt sie Bürokratie, weil die Kirche geschlossen wurde und die Kapelle renoviert wird. Das Bistum bedauert den Vorfall. Der Verstorbene indes wurde inzwischen ohne Totenmesse beerdigt.
Vor einem Jahr wurde die katholische Kirche St. Josef in Kupferdreh profaniert, also geschlossen und außer Dienst genommen. Es war eine wirtschaftliche Entscheidung und ein trauriger Moment für viele Gläubige. Nun musste Gisela Kohlmann erleben, wie unglücklich der Verlust des Gotteshauses sich auf die Beerdigung ihres Mannes auswirkte. Sie habe dabei eine Kirche gelebt, in der der „Bürokratismus offenbar über dem Menschen und dem Glauben steht“.
Seinen 80. Geburtstag hatte Heribert Kohlmann im August noch unbeschwert mit seinen Lieben feiern können. Doch wenig später erkrankte er, am 8. November starb der Kupferdreher, der einst Messdiener in St. Josef war. Seine Familie wünschte sich „eine Bestattung, die in guter katholischer Tradition durchgeführt werden sollte: mit einer Totenmesse, einer Trauerandacht in der Friedhofskapelle und dem anschließenden Begräbnis auf dem katholischen Friedhof“.
Trauer und Abschied zwischen Fahrerei und Parkplatzsuche
Weil dem Stadtteil eine Kirche fehlt, hätte man die Messe in Dilldorf oder Byfang feiern können, um dann zum Friedhof zu fahren. Nur: Auch die Friedhofskapelle in Kupferdreh ist geschlossen, wird renoviert. Also schlägt man der Familie vor, die Kapelle in Überruhr zu nutzen. Sprich: Die 70-köpfige Trauergesellschaft hätte von Dilldorf/Byfang (Messe) nach Überruhr (Andacht) und weiter nach Kupferdreh (Begräbnis) fahren sollen. Trauer und Abschied zwischen Fahrerei und Parkplatzsuche.
Gottvertrauen abhanden gekommen
Familie Kohlmann bat nun, in Dilldorf oder Byfang Totenmesse und Trauerandacht zusammenlegen zu dürfen. „Da sagte man uns, eine innerkirchliche Regelung verbiete das Aufstellen von Urnen in der Kirche.“ Burgaltendorf mache da aber Ausnahmen, hieß es. In der Tat: Hier stellte man einen Termin in Aussicht – falls eine Erdbestattung hereinkomme, müsse man diesen aber verschieben. Die Familie brauchte natürlich einen fixen Termin, schon weil auch Trauergäste aus den USA anreisen würden.
„Letztlich entschieden wir uns schweren Herzens, in dieser Stunde der größten Trauer um einen geliebten Menschen auf eine Totenmesse, die dem Verstorbenen wichtig gewesen wäre, zu verzichten“, sagt Gisela Kohlmann. Es gab nur eine Trauerandacht – in der evangelischen Friedhofskapelle, von der aus die teils betagten Trauergäste beschwerlich, aber zu Fuß zum katholischen Friedhof gelangten.
Selbst in diesem Punkt hätte sich das zuständige Pfarrbüro Überruhr zunächst noch kleinlich gegeben: „Es lehnte die Bestellung des Organisten ab, weil die Kapelle doch evangelisch sei.“ Am Ende durfte der Organist zwar spielen, Familie Kohlmann aber war bis zur Beerdigung am 21. November viel Gottvertrauen abhanden gekommen.
Traditionelles Begräbnis war gewünscht
Sie wolle, dass es anderen Familien besser ergehe, sagt die Witwe. Darum haben die Kohlmanns ans Bistum geschrieben, ihre Geschichte geschildert und erklärt: „Wir fühlten uns in dieser schweren Zeit, wo wir sie am nötigsten gebraucht hätten, von der katholischen Kirche allein gelassen.“
Ein Vorwurf, den Bistums-Sprecher Ulrich Lota, verstehen kann: „Dass wir in Kupferdreh keine Kirche mehr haben und die Kapelle gerade renoviert wird, ist eine Verkettung unglücklicher Umstände. Trotzdem hat die Dame recht: In dem Moment, da die Kirche ganz nah bei den Menschen sein sollte, hat sie die Familie enttäuscht.“ Dabei habe diese sich lediglich ein traditionelles katholisches Begräbnis gewünscht. Wer genau da welche Auskunft gegeben habe, werde sich nicht mehr im Detail klären lassen, aber eins könne er richtigstellen: Es gebe keine kirchliche Regelung, die das Aufstellen von Särgen oder Urnen in Kirchen untersagt. Die Zusammenlegung von Totenmesse und Trauerandacht in einer Kirche wäre also möglich gewesen.