Katernberg. .
Ist sie eine Bergmannsdom-Bewacherin? Nein, da winkt Jutta Potreck ab. Lieber möchte die 51-Jährige mit den Besuchern der eindrucksvollen evangelischen Kirche am Katernberger Markt ins Gespräch kommen. Und doch: Sie passt schon auf. Denn wenn die Kirche an Markttagen die Türen öffnet, dann ist es nicht verkehrt, dass jemand ein Auge auf Altar, Orgel und Spendenkasten wirft. Genau das macht das „Katernberger Urgestein“, wie sich Jutta Potreck selbst nennt, gemeinsam mit ihren Partnern aus dem „Team Offene Kirche“.
In der Mitte auf der linken Seite, dort hat Jutta Potreck in einer Kirchenbank ihren Stammplatz. Das Holz ist hart, doch die Sitzkissen helfen, die Zeit zwischen 10 und 12 Uhr zu überbrücken. Es weht sogar ein Hauch von Gemütlichkeit durch das Kirchenschiff: Neben sich hat Jutta Potreck ein Strickkörbchen und ein Handy liegen, hinter ihr steht ein weitereres Körbchen mit Kaffeekanne und Tassen. „Normalerweise lässt unser Küster auch noch Orgelmusik laufen.“
Seit zwei Jahren ist die gelernte Baustoffprüferin nun schon arbeitssuchend. Auf diesen Begriff legt sie Wert, weil er nicht so negativ klingt. Die Zeit der Erwerbslosigkeit nutzt sie, um verstärkt ehrenamtlich tätig zu sein. Im Presbyterium ihrer Gemeinde arbeitet Jutta Potreck im Diakonie- sowie im Bauausschuss mit. Und dann vertritt sie auch die Partei „Die Linke“ als Bezirksvertreterin. Linke Politik und Christentum – für Jutta Potreck ist das kein Widerspruch. „Die Partei hat nicht diese DKP-Prägung, sondern in der Linkspartei sind häufig Christen aktiv“, erklärt sie und erwähnt Jürgen Klute, Sozialpfarrer aus Herne und bis vor kurzem Mitglied im Europa-Parlament.
Die große Politik – spätestens mit Ankunft der Flüchtlinge in den ehemaligen Schulen an der Kapitelwiese ist sie wieder in Katernberg angekommen. „Noch sieht es dort gut aus“, hat die Stadtteilpolitikerin bei einem Besuch festgestellt. Die weitere Entwicklung wird sie genau beobachten.
An diesem ruhigen Markttag in Katernberg ist davon aber nichts zu spüren. Draußen schlendern die Kunden an den Ständen vorbei, einzig die Gerüstbauer machen Tempo, wenn sie ihre Geräte nach der Reparatur des „Gockels“ wieder einpacken.
Jutta Potreck sitzt allein im Gotteshaus, das zum Verweilen einlädt. „Manchmal kommen Besucher der Zeche Zollverein. Sie haben von oben unsere Kirche gesehen und interessieren sich für sie“, erzählt sie. Andere Besucher wiederum erinnern sich an ihre Konfirmation oder Hochzeit. „Mal ist der Morgen sehr frequentiert, mal gar nicht“, nimmt sie das Geschehen gelassen hin. Und häkelt weiter. Diesmal wird es eine Gardine für ihren Lebenspartner, hübsch mit Notenschlüssel und Katzen-Silhouette. „Beim Handarbeiten kann man sich gut unterhalten“, sagt sie.
Nur, wenn wirklich jemand mit Sorgen und Nöten in die Kirche kommt, dann hält sie sich zurück und verweist auf Pfarrer und Seelsorger Jens Kölsch-Ricken. Dieser ist froh über die ehrenamtliche Unterstützung. „In der evangelischen Kirche haben wir leider die Tradition der geschlossen Tür. Das möchten wir gerne aufbrechen, damit die Menschen in der Kirche ihre Ruhe finden oder mal eine Kerze für ihre Angehörigen anzünden können. Und das Team kann ihnen die Schönheit der Kirche von Innen zeigen.“