Christian Bachmann gründete einen eigenen Verlag. Der Schwerpunkt: eine Schriftenreihe zur Comicforschung. Der erste erschienene Band schaute dem dunklen Ritter "Batman" hinter die Maske
Christian Bachmann hatte eigentlich nie etwas für Comics übrig. Mal abgesehen von den paar Micky-Maus-Heften, die er als Kind in die Hand nahm. "Das war so zur Unterhaltung, mehr nicht", sagt der 26-jährige Essener, der - man staune - heute einen Verlag leitet, in dem gleich eine ganze Schriftenreihe zur Comicforschung erscheint. Es ist der erste Verlag seiner Art in Deutschland.
Wie Bachmann dazu kam? Nun ja, Schuld daran trägt ein Seminar an der Ruhr-Universität Bochum und - natürlich - ein Comic, in diesem Fall war es "Stadt aus Glass" nach einem Roman von Paul Auster. 2004 kam der Komparatistik-Student an der Uni mit dem Comic in Berührung und war gleich fasziniert: von der Verwandlung einer Literaturvorlage in einen Comic, von dem nicht unzufälligen Auftauchen bestimmter Metaphern und Namen. Paul Auster ist bekannt dafür, dass er in seinen Werken Bezug zu anderen Autoren nimmt. Der von David Mazzucchelli gezeichnete Comic, erklärt Christian Bachmann, gehe weiter und zitiere mit bestimmten Bildern Maler wie Albrecht Dürer und Peter Bruegel.
Solche Details zu erkennen, das sei unter anderem die Aufgabe der Comicforscher. Doch nicht nur, denn auch die Einordnung der Bände in den großen zeitlichen und kulturellen Kontext gehöre dazu. Ernsthafte Konturen nahm die Verlagsgründung 2006 an, als Bachmann bei einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Comicforschung zunächst einen Vortrag hielt, doch erst Anfang 2008 wurde der Ch. A. Bachmann Verlag auch wirklich gegründet.
"Zuvor hatte ich mit einem Kollegen eine Schriftenreihe mit einigen älteren Bachelor-Arbeiten aufgelegt, die von der Fachschaft an der Uni herausgegeben wurden", sagt Bachmann. Die sogenannte "gelbe Reihe", die sich mit der Comicforschung befasst, sollte ursprünglich auch von der Fachschaft herausgegeben werden. "Doch dann habe ich einfach beschlossen, das Ganze selbst aufzuziehen", sagt der Frohnhauser zur WAZ.
Das erste in dem neuen Verlag erschienene Buch lag passenderweise bereits als Bachelor-Arbeit vor: Lars Banhold, ein Kommilitone, schaute dem dunklen Ritter "Batman" hinter die Maske und fand unter anderem heraus, dass es die Idee des reichen Mannes, der sich eine zweite Identität zulegt und gegen das Böse kämpft, schon lange vor Batman gegeben hat.
An der Spitze der langen Reihe der Batman-Vorgänger sieht Lars Banhold Alexandre Dumas´ "Graf von Monte Christo" (1844/46). Erheblichen Einfluss - insbesondere, was die Maske angeht - habe auch ein gewisser Don Diego Vega, besser bekannt als "Zorro", gehabt.
Bachmanns private Comicsammlung umfasst heute etwa 200 Hefte - darunter auch das ein oder andere Micky-Maus-Heft. Disney liest er hin und wieder immer noch: "Aber nur zur Unterhaltung."