Mag sein, dass Ratssitzungen nicht zum spannendsten gehören, was die lokale Politik zu bieten hat. In den nächsten Sitzungen aber dürfte die jeweilige Aktuelle Stunde zu Beginn durchaus Unterhaltungswert bekommen, denn da will die grüne Fraktionschefin Hiltrud Schmutzler-Jäger aus allerlei Mails vorlesen, die so in der politischen Landschaft herumgeistern: Rache für Freundin Christine.
Die ist Opfer eines Denunzianten geworden, schon wahr, zuerst aber – bei allem schuldigen Respekt – Opfer ihrer eigenen Dummheit. Indem sie ihre fachliche Anfrage an Baudezernentin Raskob mit politischem Gebalze auflud, hat sie die „liebe Simone“ in eine unmögliche Situation gebracht. Dies öffentlich gemacht zu haben, ist weiß Gott keine Sternstunde der Sozialdemokratie, denn Raskob bzw. ihrer Büroleiterin ist bis zum Beweis des Gegenteils allenfalls vorzuwerfen, dass die Anfrage 1:1 weitergeleitet wurde,ohne die inkriminierte Passage mit verbaler Abscheu zu kommentieren.
Der OB liegt falsch, wenn er den Vorgang mit dem Vermerk „Willi, gib ein Signal“ vergleicht, den eine devote frühere Umweltdezernentin einmal dem SPD-Zampano und Fraktionschef der Genossen zuleitete. Damals fragte eine Verwaltungs-Fachfrau die Politik, wie sie denken soll. Hier aber geht es um die Frage, wie jemand Fakten gebraucht.
Es war bislang demokratische Gepflogenheit, dass die Stadtverwaltung die Ratsparteien unabhängig von ihrer Haltung fair mit Informationen beliefert. Dass die Opposition diese Infos nicht zur Beweihräucherung des OB nutzt, sondern zum ziemlich genauen Gegenteil, liegt auf der Hand. Raskob steht unter dem Generalverdacht der Illoyalität, spätestens seit sie über den siegreichen Messe-Entscheid jubelte. Die offengelegte Mail sagt über ihre Loyalität zum OB rein gar nichts.
Wie sie zum Thema gemacht wurde, sagt aber viel über den beklagenswerten Zustand der Politik.