Essen. 350 Besucher kamen zum Akustik-Auftritt von Midge Ure. Und sehen einen 61-Jährigen, der fast noch zum gestandenen Rocker wird
Dieser Mann hat Musik-Geschichte geschrieben. Er hat zusammen mit Bob Geldof den Benefiz-Hit „Do they knwo it’s Christmas“ komponiert und mit dem Live-Aid-Konzertmarathon das Massen-Bühnenereignis der 1980er organisiert, mit Visage die New-Romantic erfunden und mit Ultravox den New-Wave geprägt: Nur mit Akustik-Gitarre rockte er jetzt 350 Besucher in der Zeche Carl.
Und das für einen 61-Jährigen gar nicht schlecht. Den Beau sieht man dem kahlköpfigen Schotten, der bescheiden und ohne Getue auf der Bühne steht, nicht mehr an. Aber wenn man die Augen schließt, ist es wieder da, das Jahrzehnt, in dem die Jungs mehr Haarspray als ihre Freundinnen verbrauchten und in dem so herrlich pathetisch gesungen wurde.
Ohne Keyboards noch viel besser
Eine dieser Stimmen ist die von Ure und die hat sich erhalten, als wäre sie 30 Jahre lang eingefroren gewesen. Die Hits „Fade to grey“ (Platz 1 BRD-Charts 1980), Vienna (Platz 14 1981), „Hymn“ (Platz 9 1983), „Dancing with tears in my eyes“ (Platz 7 1984) oder „If I was“ (Platz 2 1985) klingen, als würde der Gesang vom Band kommen – tut er aber nicht.
Midge Ure ist an diesem Abend in brillanter Form. Man könnte auch sagen: Ohne die grauseligen Keyboards ist er noch viel besser. Und auch das gut gefüllte Haus und das begeisterte Publikum fachen den dreifachen Ehrendoktor zusätzlich an, das ist deutlich zu spüren. So wird aus dem Popper von einst fast noch ein gestandener Rocker. Fast.
Markus Grenz