Zwei Projekte teilen sich den diesjährigen Essener Umweltpreis von Stadt und Stadtwerken: Unter dem Motto „Essen gestaltet Lebensqualität“ setzten sich die Initiative „Gemeinschaftsgärten in Essen“ (unter dem Dach von „Transition Town“) mit ihrer Anlage im Siepental und die „Slow-Food-Youth-Gruppe“ mit ihrer Schnippel-Disko durch.
Bewusste Ernährung mit tätiger Mitwirkung als neue, lokal orientierte Lebensweise: Die Jury des Essener Umweltpreises tickte bei der Auswahl der Gewinner-Initiativen im Zeichen der Zeit. „Public Gardening“ wie in den verschiedenen Gemeinschaftsgärten gedeiht vorzüglich. Und alternative Events wie die Schnibbel-Disko, die sich gegen genmanipuliertes Einerlei auf dem Teller richten, gewinnen Zulauf.
Zur zweiten Schnibbel-Disko kamen am vergangenen Sonntag schon gut 50 Teilnehmer in die Volkshochschule. „Wir haben Lebensmittel bei Bauern und anderen Partnern besorgt, die nicht mehr in den Verkauf gegangen wären – weil sie nicht der Norm entsprachen“, erklärt Ronja Hasselbach von der „Slow-Food-Youth-Gruppe Essen“ die Idee, die sie mit fünf Freundinnen seit August umgesetzt hat.
Die Aktiven karren Lebensmittel, Messer, Kochtöpfe usw. an, und bereiten zu Musik an einem öffentlichen Platz Essen zu: Das ist die Grundidee der Schnibbel-Disko, die bedauerlicherweise nach dem vielversprechenden Start schon vor dem Aus steht. Zu viel Arbeit, zu viele andere Aktionen, sagen die Organisatorinnen. Vielleicht überlegen sie es sich nun als Preisträgerinnen noch einmal anders.
Langfristiger sind die Gemeinschaftsgärten angelegt, von denen das Projekt Siepental ausgezeichnet wird. „Wir sind 15 Leute, die sich in unregelmäßigen Abständen treffen und Beete bewirtschaften“, berichtet Susanne Wiegel von der Initiative. Seit März 2013 pflegt die Gruppe rund 600 Quadratmeter in der parkähnlichen Anlage im Siepental, die die Stadt zur Verfügung gestellt hat. Hier kämpft man gemeinsam gegen Schnecken, baut rein biologisch Thymian, Minze, Mangold oder Zucchini an.
„Mich zieht die Arbeit mit den Menschen, mit den Pflanzen und mit dem Boden selbst an, der von Lebewesen nur so wimmelt“, sagt Günter Bartschies, der im Gemeinschaftsgarten seinen grünen Daumen entdeckte. Was der Stadt auch gefiel: der offene Charakter der Initiative. Wer mitmachen will, kann das spontan tun. „Wir sind ja kein Verein. Bei uns gibt es keine Verpflichtungen, die Gemeinschaft trägt das“, so Susanne Wiegel. Von den gut 3000 Euro Preisgeld will man zuerst eine neue Werkzeugkiste anschaffen. Ein Wunsch ist auch ein Wasseranschluss: Bislang müssen die Gärtner Eimer schleppen.