„Was für ein schöner Raum!” So unprätentiös schwärmt Bosse über die Lichtburg. Das schnörkellose Lob passt wunderbar zu Bosse, zu seinem bescheiden-kumpeligen Auftreten, den er während seines über zweieinhalb-stündigen Unplugged-Konzert absolviert.

Wobei „bescheiden” keineswegs für die musikalischen Arrangements gelten mag. Denn wenngleich der Braunschweiger Indie-Pop-Musiker beim Opener „3 Millionen” anfangs noch alleine vor dem Vorhang auf einem Barhocker sitzend singt, gewährt dieser schon bald den Blick auf immerhin elf Musiker, die Bosse sich als Begleitband gönnt. „Das ist dabei herausgekommen, als ich eine Unplugged-Tour nur mit Piano und Cello geplant habe”, frotzelt er in einer seiner Zwischenansagen

Doch die Band bietet den idealen Klangteppich, um vor allem die Melancholie zu unterstreichen, die in so vielen Liedern des begnadeten Songwriters steckt. Geige, Akustikgitarren, zuweilen auch ein Xylophon, aber auch das Cello und Klavier geben zum Beispiel „Frankfurt/Oder” die Tristesse zurück, die dem Song im Duett mit Anna Loos etwas verloren gegangen ist.

Aber Bosse bleibt nicht nur der Pop-Poet, sondern auch der Tanzbär der deutschsprachigen Indie-Musikszene. Und deshalb weichen die Geigen nicht selten buchstäblichen Pauken und Trompeten, und die Lieder bekommen neuen Schwung, werden mal zur Polka, mal zum Mambo. Das Publikum hält es in den Momenten nicht mehr auf den Stühlen springt auf und folgt den Mittanz-Aufforderungen des Frontmanns, der einst seinen Vornamen Axel an einer Garderobe abgegeben und nie wieder abgeholt hatte, nur zu gerne. Gleiches gilt fürs Mitsingen: Die Zuschauerschaft in der ausverkauften Lichtburg zeigen sich äußerst textsicher. Und spätestens bei seinem Hit „So oder So”, mit dem Bosse im vergangenen Jahr Stefan Raabs Bundesvision Song Contest gewann, wandelt sich rein atmosphärisch das Akustik-Konzert zu einer echten Rocksause.