Essen. Im wahren Leben sind sie Vater und Sohn. In „Rain Man“ spielen sie zwei Brüder. Eine Begegnung mit Karl Walter und Pablo Sprungala im Essener Rathaus-Theater und ein Gespräch über Theater- und Bühnenerfahrung.

Im wahren Leben sind sie Vater und Sohn, im Theater im Rathaus stehen sie ab Montag als Brüder auf der Bühne: Karl Walter Sprungala (57) und sein 33-jähriger Filius Pablo hauchen dem Filmklassiker „Rain Man“ neues Leben ein.

Ganz ungewohnt ist es für die Sprungulas nicht, zusammen zu spielen – aber es ist das erste Mal, dass sie zusammen an einem fertigen Stück arbeiten. „Wir haben bereits zwei Abende selbst kreiert“, erläutert Karl Walter Sprungala und Pablo ergänzt: „Das war auch nicht immer ganz einfach, denn wir hatten keinen Regisseur. Also nahm schnell der Vater das Heft in die Hand – was dem Sohn nicht immer gefiel. „Aber schlussendlich habe ich eingesehen, dass mein Vater doch einige Jahre mehr Erfahrung hat“, lächelt Pablo Sprungala. Das gelte allerdings nur für die Bühne, ergänzt der Senior: „In Sachen Fernsehen könnte Pablo mir wohl noch einiges beibringen.“ Iimmerhin spielte dieser in der ZDF-Krimireihe „Soko Leipzig“ eine Hauptrolle. Und wenn Vater Sprungala auch in einigen Gastrollen in TV-Produktionen wie „Lindenstraße“ oder „SK Köln“ oder in Kinofilmen wie „Die Entdeckung der Currywurst“ mitgewirkt hat – sein Herz gehört dem Theater.

Auch wenn es – wie in diesem Fall – ein Filmstoff ist, der auf die Bühne gebracht wird. „Ich muss gestehen, wir beide haben den Film ,Rain Man’ nie gesehen“, räumt Karl Walter Sprungala ein. „Aber wir haben uns gegenseitig das Versprechen gegeben, das nach der Tournee nachzuholen.“

Zum Stück

„Rain Man“ ist vom 10. bis 24. November im Theater im Rathaus zu sehen. Karten unter 24 555 55.

Ursprünglich ist „Rain Man“ ein Film von Barry Levinson mit Dustin Hoffman und Tom Cruise in den Hauptrollen. 1989 in acht Kategorien für den Oscar nominiert, bekam er vier Mal die begehrte Trophäe.

Regisseur Manfred Langner winkt ab: „Ich glaube, Ihr wäret enttäuscht.“ Er ist nämlich fest davon überzeugt, dass die Bühnenfassung der Vorlage einiges voraus hat – nicht nur wegen der straffen Dramaturgie, der es gelingt, das Roadmovie ideal auf die Bühnenverhältnisse zu transportieren,. Sondern vor allem wegen der Nähe, die das Theater zum Publikum schafft: „Hier ist man wesentlich betroffener als im Kino.“ Film wie Stück handeln vom skrupellosen Yuppie Charlie, der seinen autistischen Bruder Raymond aus einer Klinik entführt hat und nun mit ihm von Motel zu Motel flüchtet. Denn Raymond soll das Vermögen ihres Vaters erben – und Charlie versucht nun an dieses Erbe zu gelangen.

Ein Oscar für Dustin Hoffman

Wenngleich es Charlie, im Original dargestellt von Tom Cruise, ist, der eine große Entwicklung durchlebt, blieb doch vor allem Dustin Hoffmans Leistung als Raymond den meisten Zuschauern im Gedächtnis. Nicht umsonst gewann er dafür 1989 den Oscar. Und auch Karl Walter Sprungala betont: „Die Rolle des Raymond war auf physischer wie auf psychischer Ebene eine große Herausforderung.“