Für Oberbürgermeister Reinhard Paß ist es eine Herzensangelegenheit, Teile der SPD-Basis können hingegen mit der Einführung einer Freiwilligenkarte zur Würdigung des Ehrenamtes nichts anfangen. Der Vorstand des SPD-Ortsvereins Schönebeck/Bedingrade äußert „großes Unverständnis“ über eine Karte, die nicht nur keinerlei Vorteil bietet, sondern bereits vor ihrer Ausgabe mit Negativ-Vokabeln wie „Schnäppchenjagd“ in Verbindung gebracht wird. „Nach Lage der Dinge stellen sich aus den Reihen der ehrenamtlich aktiven Ortsvereinsmitglieder viele die Frage, warum ein Instrument zur Wertschätzung in einer so blamablen Form eingeführt wird“, heißt es in einer Erklärung.
Bei der Recherche habe der Ortsverein erfahren, dass es bessere Wege gebe. So nähmen Nachbarstädte wie Gelsenkirchen, Bochum und Oberhausen an einem Landes-Projekt von Familienministerin Ute Schäfer (SPD) teil, die eine „Ehrenamt-Card NRW“ ausgebe. Diese findet nach Angaben der SPD zunehmend Akzeptanz und ermögliche wenigstens kleine Vergünstigungen (Eintrittspreise, Gutscheine, etc.).
Sozialdemokraten sollten nicht dem bekannten Satz Vorschub leisten: „ein Ehrenamt ausüben und noch Geld mitbringen“. Dies führe dazu, dass in Zukunft nur noch Menschen, die es sich leisten können, ein Ehrenamt annehmen. Die SPD Schönebeck/Bedingrade bittet die Stadtverwaltung und den Oberbürgermeister deshalb zu prüfen, ob nicht der Anschluss an die Landesinitiative und eine Vernetzung mit den Nachbarkommunen möglich sei. Ferner gehe es darum, die im Ehrenamt zentrale Frage der Fahrtkostenerstattung durch entsprechende Vergünstigungen für Ehrenamtler „offen und ideenreich“ zu diskutieren.
Darüber hinaus solle eine generelle Empfehlung zum Thema Aufwandsentschädigung formuliert werden. In einer alternden Gesellschaft sei freiwilliges, nachbarschaftliches Engagement besonders wichtig. Es gelte daher, die Anerkennungskultur „nicht mit dem Blendwerk einer völlig nutzlosen Karte zu schädigen. Dann sollte man lieber schweigen“, fordert die SPD.