„Arm, aber sexy“ – gut und schön. Dagmar Gaßdorf, wäre die Kombination „reich und sexy“ in Essen lieber. Mit ihrem Einwand zum Abschluss der Debatte über „Essen – City of Design“ reihte sich die Essener Verlegerin in die Reihe derer ein, die statt großer Titel lieber konkrete Industrie-Ansiedlungen und Wirtschaftszahlen sehen würden.

Auf dem Podium der Geno-Bank, das mit den Köpfen der laufenden Bewerbung samt Essener Designern besetzt war, klang das auf Nachfrage von Moderator Wulf Mämpel etwas anders. Knapp einen Monate vor der Entscheidung des Unesco-Komitees über die Vergabe des Titels „Unesco – City of Design“ gab man sich am Dienstag fast schon trotzig-selbstbewusst: „Wir sind schon City of Design“, sagt Dietmar Düdden, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der den Antrag gemeinsam mit der Stadt und der Stiftung Zollverein auf den Weg gebracht hat. Auch mit einer abschlägigen Unesco-Entscheidung, so die Botschaft, will man sich nicht vom Kurs abbringen lassen. Essens kreatives Potenzial soll gefördert werden, soll Identität stiften, Internationalität, Offenheit fördern, wie es sich nicht nur Hermann Marth von der Stiftung Zollverein wünscht.

Wer koordiniert und wer zahlt?

Der Titel allein freilich dürfte wenig fruchten, ohne finanziell flankiert zu werden. „Wir sind an einem Punkt, wo es schwierig wird, weiterzukommen“, skizziert Kulturdezernent Andreas Bomheuer die Lage fürs Kreativviertel Nordstadt. Das Land soll helfen. Mit dem Titel dürfte aber auch die Frage anstehen, wer Aktivitäten bündelt. Und wie man das bezahlt. Mancher wird da mit Bedauern an den „Roten Punkt“ denken, das Zeichen für gutes Design, made in Essen. Die Rechte hat man vor Jahren an den Chef des Design Zentrums, Peter Zec, verkauft, der mit dem „Red Dot“ eine internationale Erfolgsmarke schuf. Mit Design lässt sich eben doch Geld verdienen.