Rees. Nach dem gewaltsamen Tod eines Kamp-Lintforters in Rees konnte eine noch flüchtige Person identifiziert werden. Was der Vater des Opfers sagt.
Tagelang war er flüchtig, jetzt ist die Identität des Mannes bekannt, der bei der Tat in Rees dabei war, als ein 30-Jähriger zu Tode kam (die NRZ berichtete). „Die Person konnte von der Polizei im Zuge der Ermittlungen identifiziert werden“, bestätigt der zuständige Staatsanwalt Marco Held gegenüber dieser Zeitung. Der Mann sei aus Duisburg und dort zu den Ereignissen befragt worden. Die Ermittlungen dauerten an.
Selbst der Polizei gestellt hat sich der Mann, der mit zwei weiteren Männern nachts in eine Wohnung in Rees eingedrungen war, nicht. Er ist auch nicht in U-Haft. Wie berichtet, war einer der drei, ein Mann aus Kamp-Lintfort, von dem Bewohner der Wohnung wohl aus Notwehr tödlich verletzt worden. Der dritte Mann, ebenfalls wie der einige Tage Flüchtige ebenfalls aus Duisburg, war unmittelbar nach den Ereignissen verhaftet worden.
Vater des Getöteten Kamp-Lintforters äußert sich zur Tat
Unterdessen hat sich der Vater des Getöteten zunächst via Facebook an die Öffentlichkeit gewandt und sich aus seiner Sicht zu den Hintergründen der Tat in Rees geäußert. Demnach soll der Reeser, in dessen Wohnung sein Sohn mit zwei weiteren Männern gegangen war, ein Verhältnis mit einem 14-jährigen Mädchen gehabt und sie sogar geschwängert haben. Das Mädchen sei die kleine Schwester der Freundin des Kamp-Lintforters gewesen.
Die Mutter des Mädchens untersagte dem Reeser den Kontakt zu ihrer Tochter. Ein Gericht, so der Vater, habe sogar ein Abstandsgebot gegenüber den beiden Frauen angeordnet.
Das, so der Vater des Getöteten, habe der Reeser nicht akzeptiert, sondern der Mutter daraufhin gedroht, sie und die 14-Jährige zu töten und das bald Neugeborene zu vergiften. Die Mutter habe sich sofort an die Polizei gewandt, die jedoch nichts gegen den Reeser habe unternehmen können, da die Drohungen nur verbal erfolgt seien.
Sohn hätte dem Reeser nur einen Denkzettel verpassen wollen
Bereits auf Facebook hatte der Vater kurz nach dem Tod seines Sohnes geschrieben, dass Familie und Freunde das höchste Gut seien. „Deshalb wollte man einen Denkzettel verpassen“, so der Vater, weil ja die Justiz nichts gegen den Reeser tun könne.
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Das habe sein Sohn wohl vorgehabt. „Es stimmt, dass mein Sohn in die Wohnung hineingegangen ist, aber er ist nicht eingebrochen. Die Tür zum Hausflur stand auf und er war unbewaffnet. Er wollte den Mann nur einschüchtern, ihm einen Denkzettel verpassen,“ schreibt der Vater. Der zuständige Staatsanwalt Marco Held bestätigte diesen Bericht nicht. „Das ist alles noch Bestandteil unserer Ermittlungen“, sagte er jetzt gegenüber der NRZ. Fügte jedoch hinzu, dass er schon überrascht sei, „woher ein Außenstehender die Details wissen will“.
Wie berichtet, war der Reeser, der zugestochen hatte, noch in der Nacht verhaftet, dann aber wieder freigelassen worden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass er in Notwehr gehandelt habe, weil er von den drei Männern bedroht und angegriffen worden sei.
Der schwer verletzte Kamp-Lintforter hatte sich noch auf die gegenüberliegende Straßenseite schleppen können, wo er nahe der Kirche zusammenbrach und starb.
>> Das haben wir am 4. Oktober 2023 berichtet:
Bei dem Mann, der am Mittwoch in Rees auf offener Straße gestorben ist, gehen Polizei und Staatsanwaltschaft nach bisherigem Stand davon aus, dass er in Notwehr erstochen wurde. Die Beamten schließen dies aus den Ergebnissen der durchgeführten Obduktion des 30-Jährigen und aus den Vernehmungen von Zeugen und Beteiligten, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei.
Private Streitigkeiten sind eskaliert
In der Nacht, so die Polizei, hatte sich der 30-Jährige, der aus Kamp-Lintfort stammt, zusammen mit zwei anderen Männern Zutritt zu einer Wohnung in Rees verschafft und war dort auf einen anderen Mann losgegangen. Beide Männer kannten sich bereits. In der Wohnung waren dann private Streitigkeiten eskaliert. Dabei habe sich der Mann, der sich in der Wohnung aufgehalten hatte, mit einem Messer zur Wehr gesetzt und seinen Angreifer lebensgefährlich verletzt.
Einer der beiden Einbrecher ist der Polizei bereits bekannt
Dieser war dann zusammen mit seinen beiden Begleitern aus der Wohnung geflüchtet und ist noch auf der Straße seinen Verletzungen erlegen. Einer der beiden Begleiter (24) ist der Polizei bereits bekannt, ihn erwartet ein Strafverfahren. Die Identität des dritten Mannes ist noch nicht bekannt. Der zunächst Festgenommene (30) wurde wieder entlassen, heißt es in der Pressemitteilung.
Wie berichtet, befanden sich ein 30-Jähriger und eine 28-Jährige in der Wohnung – Geschwister. Der Vater soll in der Wohnung da drüber wohnen. Offenbar brach das Trio bei den Geschwistern ein, hatte eine weitere Schwester der Bewohner geschildert. Hierbei kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung, womöglich war ein Messer im Spiel, den der Einbrecher, der aus der Wohnung flüchtete, erlag auf dem Trampelpfad vor der St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche seinen Verletzungen.
Geschwister aus Emmerich
Die Polizei hatte den 30-jährigen Bewohner zunächst als Tatverdächtigen festgenommen. Auch die Schwester wurde vernommen. Es heißt, die Geschwister stammten aus Emmerich und wären vor zwei Jahren nach Rees gezogen.
Die Aufregung in der Nacht zu Mittwoch war groß: Gegen 2.30 Uhr wurde mitten in der Stadt die Leiche gefunden. Die Mordkommission in Krefeld hatte die Ermittlungen übernommen und den Tatort abgesperrt. „Im Moment laufen Vernehmungen“, hieß es seitens der Kripo zunächst am Mittag. Gespräche mit der Staatsanwaltschaft liefen in dem Moment bereits.
Mordkommission ermittelt
Eine Pressemitteilung folgte kurze Zeit danach: Der 30-jähriger Mann erlag „auf offener Straße auf dem Kirchplatz schweren Verletzungen. Zuvor war es zwischen ihm und einem anderen 30-Jährigen in einer Wohnung zu einer Auseinandersetzung gekommen. Tatmotiv und -hergang sind noch unklar, eine Mordkommission ermittelt und vernimmt derzeit Beteiligte und Zeugen. Der 30-jährige Verdächtige wurde vorläufig festgenommen“, berichtet die Polizei.
Mitarbeiter des Reeser Bauhofes waren nach NRZ-Informationen früh vor Ort, um große Mengen Blut am Trampelpfad zu beseitigen, sodass der breiten Öffentlichkeit der Anblick erspart wurde. Der Leichnam befand sich am Mittag noch zur Leichenschau im Krankenwagen vor der Kirche.
Pizza-Box und schusssichere Weste in Tatortnähe gefunden
Zudem wurden am Auffundort einige auffällige Gegenstände gefunden: eine schusssichere Weste, eine Gaspistole mit Aufsatz, eine schwarze Pizza-Box, wie sie für den Transport in einem Pizza-Taxi genutzt wird, und Handschuhe. Erste TV-Sender sind mit ihren Kamerateams vorgefahren und berichten.