Duisburg-Homberg. Erst kam Corona. Jetzt herrscht auch noch Krieg in der Ukraine. Die Karnevalsfamilie Homberg feierte trotzdem und erklärt, warum sie das tut.

Bei strahlendem Sonnenschein und für Februar milden Temperaturen tummelten sich am vergangenen Samstag Einhörner und Drachen gemeinsam mit Burgfräulein und Schornsteinfegern auf dem nassfeuchten rostroten Geläuf, das normalerweise von den Fußballern beackert wird. Nicht aber in der Karnevalszeit, denn seit Altweiber haben die Narren der Karnevalsfamilie Homberg hier das Sagen. Und werden für ihre logistische und organisatorischen Mühen, die fünfte Jahreszeit coronabedingt aus der Glückauf-Halle auf den Friesenplatz zu verlegen letztendlich doch noch auf ganzer Linie belohnt.

Halb Mittelerde war im Festzelt in Homberg versammelt

Die Veranstaltung ist ausverkauft, das weiße Festzelt ist voll besetzt und auch die Getränkewagen oder das Kuchenzelt werden von ganzen S.W.A.T-Teams, diversen Jack Sparrows oder halb Mittelerde gut besucht. Und es sieht so aus, als ob auch um kurz nach zwei Uhr schon fast alle 500 Teilnehmer vor Ort sind. „Die letzten zwei Tage an Altweiber oder gestern beim Kinderkarneval waren wettertechnisch nicht so doll, aber es hat dennoch Spaß gemacht“, sagt Thorsten Willems. Er genießt die wärmenden Sonnenstrahlen und wundert sich darüber, dass er mit seiner knallroten Winterjacke des Männerballetts Rheinperlen heute tatsächlich zu warm angezogen ist.

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Genauso warm wird es gleichzeitig seiner Tochter auf der Bühne. Die ist im klassischen Tanzkostüm natürlich etwas passender angezogen, kommt aber gehörig ins Schwitzen, da sie ihre Tante gerade im Paartanz gekonnt bei einigen Hebefiguren in die Luft stemmt. „Die Kleine ist meine Schwester, die Große meine Tochter“, erklärt Steffi Willems lakonisch die Akteure auf der Bühne und koordiniert nebenbei die nächste Tanzgruppe, während Gatte Thorsten gerade den Stadtprinzen Tobias I. empfängt.

Karnevalsfamilie spendet einen Teil der Einnahmen für die Ukraine

Auch seine Tollität Tobias I. stattete  am Nelkensamstag der Karnevalsfamilie Homberg einen Besuch ab und brachte die Narren im Zelt auf dem Friesenplatz zum Schunkeln.
Auch seine Tollität Tobias I. stattete am Nelkensamstag der Karnevalsfamilie Homberg einen Besuch ab und brachte die Narren im Zelt auf dem Friesenplatz zum Schunkeln. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Es ist eben eine Familie. Eine Karnevalsfamilie mit 150 Mitgliedern, von denen auch wirklich alle gemeinsam mit anpacken. Das betont auch der Vorsitzende Marcel Straub. „Ohne die Mithilfe aller hätten wir diesen Kraftakt hier nicht stemmen können. Wir sind froh und stolz, dass wir heute hier feiern können“, sagt er und wird danach sofort ernst. Denn es herrscht Krieg in der Ukraine, und viele Karnevalisten haben ihre geplanten Aktionen abgesagt.

Warum feiert die Karnevalsfamilie dennoch? „Unsere Gedanken sind natürlich bei den Ukrainern, aber hier und jetzt können wir als Privatpersonen nicht viel ausrichten. Aber selbstverständlich werden wir einen Teil der Einnahmen an die Flüchtlingshilfe spenden, um unseren Beitrag zu leisten“, erklärt der Vorsitzende.

Karnevalsfamilie Homberg: Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine

Auch die Teilnehmer reagieren sensibel, wenn sie auf das Thema angesprochen werden. Catwoman, die gerade den heulenden kleinen Tigger auf dem Arm hat, sagt, dass sie ernsthaft überlegt hat herzukommen, aber ebenfalls gedacht hat, dass sie gerade nicht wirklich helfen kann. Julia im olivgrünen Kampfanzug hat auch irgendwie ein schlechtes Gewissen. „Ich hatte das Kostüm schon, bevor das in der Ukraine losging, Das ist eigentlich unpassend, aber ich wollte doch so gerne mitfeiern“, erzählt sie ein bisschen zerknirscht.

Auch Tinkerbell war sich unsicher, wollte aber zumindest mal vorbeischauen, da ja der Eintritt bereits bezahlt war. Und so feierten die Homberger dennoch nach zwei Jahren coronabedingter Abstinenz doppelt geimpft, geboostert oder wahlweise frisch getestet einen sehr besonderen Nelkensamstag. Größtenteils unter freiem Himmel, ohne Tanzfläche, aber mit ganz viel Herzblut und Enthusiasmus.