Duisburg-Friemersheim. Das Metal-Festival ist am Freitag an der Mühle in Friemersheim gestartet. Wie der erste Tag lief und wie es um die Zukunft des Festivals steht.
Schon am Vorabend des „Rage against Racism“-Festivals gab es erste seismologische Ausschläge in Friemersheim, als nämlich Hobby-Radiomoderator Conny Rätzel eine Sendung im Internetmusiksender ‘www.secrets-of-music.de’ mit allen Bands zum Festival aus seinem Wohnzimmer in den Äther schickte. Dort informierte er kurz und knapp mit einem befreundeten Journalisten über die auftretenden Gruppen und spielte jeweils einen Titel von ihnen.
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„Die Resonanz war auch super, über 40 Zuhörer haben mir positive Kritiken für die Sendung geschickt“, sagt der Mittfünfziger, der seit Beginn des Festivals 2003 dabei ist und schon in den Vorjahren auf seinem Spartensender Sendungen zum „Rage against racism“-Festival produziert hatte. „Bei diesem Event habe ich schon so manch eine spannende Band entdeckt“, sagt der Hobby-Moderator und Heavy Metal-Fan.
„Rage“-Festival bringt den Duisburger Westen zum Beben
Das Beben über dem Duisburger Westen leitete dann am Freitag die aus Calais stammende Band „Fire Wheel“ ein. Für einen halbstündigen Auftritt sind die vier Musiker extra aus der Bretagne angereist: „Das war uns die Fahrt wert, wir wollten unbedingt hier spielen“, sagt Sänger und Gitarrist Olivier Marquant in gutem Englisch. Die Bandmitglieder, alle Mitte 20, kennen natürlich noch die frühen französischen Hard-Rock-Bands wie Trust und Sortilege, die in den 1980er-Jahren den Weg des Heavy Metals auch in ihrem Land ebneten. „Die sind natürlich immer noch Helden für uns“, gesteht der Bandleader.
Jedoch ist der Sound von „Fire Wheel“ deutlich härter, Death-Metal mit Prog-Rock-Einflüssen dröhnt aus den Boxen und die vier Jungs liefern eine tolle Show, Gitarrist Marquant springt hoch zum Drum-Kit seines Schlagzeugers und schickt von da seine Gitarrensoli in die langsam größer werdende Fangemeinschaft vor der Bühne. „Ass-kicking“, wie er später sagen wird. Mit dem Song „Sticks and Stones“ beenden sie ihren Set, in dem schließlich harte Stakkato-Riffs der Gitarren in elegische Harmonien übergehen.
„Rage against Racism“: 300 Zuschauer an der Friemersheimer Mühle
Darauf positioniert sich die aus dem Großraum Stuttgart kommende Band „Defocus“ klar gegen Rassismus, die Zuschauer stimmen dem durch Johlen zu und heben die Mano Cornuta, das typische Zeichen aller Metalfans, in die Höhe. Zu den Metal-Core-Klängen von Defocus bilden sie kleine Kreise, in denen sie später wild durcheinander tanzen. Zur Prime Time am Vorabend folgt dann der Auftritt der Mittelalterrockband „Vogelfrey“.Thomas Westerdorf kennt sie noch aus den Anfängen. „Ich habe die Musiker vor etwa zehn Jahren in Berlin auf einem Konzert gesehen, da spielten sie noch vor 50 Besuchern“, sagt der Duisburger Metal-Fan.
Inzwischen sind es fast 3000 Zuschauer an der Friemersheimer Mühle, die den Auftritt von „Vogelfrey“ aus Hamburg-Bergedorf erwarten. Mit harten Gitarrenriffs und deutschen Texten mischen sie die Menge auf: Cello, gespielt von Johanna Heesch, und Geige, gefiedelt von Alexander Suck, sorgen für pointierte Momente in ihrem Sound, der alles andere als mittelalterlicher Minnesang ist. Mit dem Stampfer „Tausend Jahre Bier“, einem Cover der Band „Deichkind“, schaffen sie zwar eine andere Erzählung vom Deutschen Reinheitsgebot des Gerstenbräus, ziehen aber die Menge vollends in ihren Bann und bringen sie zum Tanzen. Als Zugabe spielen sie noch den Titel „Galgenvogel“ und ernten tosenden Applaus und bringen die langhaarigen Mähnen zum Schwingen.
„Rage“-Festival in Duisburg: Kann es 2024 wieder stattfinden?
„Ohne uns wäre es still, ohne euch aber noch viel stiller“, sagt Sänger Andy B. Franck der aus Heidenheim und Umgebung stammenden Band „Brainstorm“. Aufrüttelnden ‘Aufstiegs-Metal’ konnte man erwarten, hat doch der Fußballclub der schwäbischen Kleinstadt gerade die höchste Spielklasse erreicht: Und ja, mit vielen Songs des letzten Albums „Wall of Skulls“ hämmerten sich die fünf Musiker in die Köpfe der bangenden Fans, und der Sänger poste nicht nur für die Fotografen, sondern ließ seinen Tenor schweben bei Stücken wie „Escape the silence“ oder „Ravenous Minds“. „Das waren die wahren Headliner heute“, meint Metal-Fachmann Conny Rätzel über den Auftritt der Schwaben. Den Freitag allerdings beendeten „Motorjesus“, eine Band aus Mönchengladbach, die schon seit 2003 immer mal wieder beim Festival aufgetaucht ist.
Allerdings stand auf einmal die Frage im Raum, ob das „Rage against racism“-Festival auch noch im nächsten Jahr wieder stattfinden könne: „Wir hoffen, dass die Stadt Duisburg wieder aufspringt als Veranstalter“, sagt Organisator Levent Tomicki, Leiter des Vereins „Inne Mühle e. V.“, der in den letzten Jahren die Fäden in der Hand hatte. 3000 friedliche Fans allein am Freitag jedenfalls gaben diesem Anliegen Nachdruck – dass es weiter geht, „Umsonst und draußen“.
Am Samstag spielen noch: Musikkorps Hohenbudberg, Harkon, Words of Farewell, Snakebite, Mission in Black, Supernova Plasmajets, Nuclear, Revel in Flesh, Threshold, Rage.