Duisburg-Rheinhausen. Energiekrise, Inflation und Ukraine-Krieg: Die Freude aufs Weihnachtsfest wird in diesem Jahr überschattet. Wie Rheinhauser ihr Fest gestalten.
Es ist kalt an diesem Dezembermorgen in Rheinhausen, minus zwei Grad. Eingepackt in dicke Jacken, ausgestattet mit Schal, Mütze und Handschuhen huschen die Menschen geschäftig ins Marktforum an der Atroper Straße in Rheinhausen. Ausgerüstet mit einem Einkaufskorb ist auch Petra Schmitz unterwegs zum Supermarkt. „Ich muss noch schnell ein paar letzte Besorgungen für Weihnachten machen“, sagt sie. Die Rheinhauserin freut sich auf das Fest, besonders, weil ihre Tochter, die in Schweden wohnt, zu Besuch in die Heimat kommt. Doch bei vielen ist die Freude in diesem Jahr getrübt. Energiekrise, Pandemie, Inflation und der Ukraine-Krieg überschatten das sonst so unbeschwerte Fest.
Edith Schiemann wischt sich eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. „Es gibt so viel Elend auf der Welt“, sagt sie mit gebrochener Stimme. Sie denke oft daran, wie es den Menschen in der Ukraine geht. Auch Rosemarie Piller hat „ständig einen Kloß im Hals“, wenn sie sich mit dem Ukraine-Krieg beschäftige. „Das werden schon andere Weihnachten“, sagt sie. Nicht nur, weil ein Krieg in einem Land in Europa herrscht, sondern auch, weil gespart werden müsse. „Wir wollen ja alle helfen, dass wir gemeinsam gut über den Winter kommen.“
Zu Weihnachten denken viele Duisburger noch mehr an die Menschen in der Ukraine
Ein paar Meter weiter steht Erich Speh, wartet auf ein Taxi, das er gerufen hat. Er ist auf dem Weg vom Marktforum nach Hause. Auch für ihn sei die Weihnachtszeit durch den Ukraine-Krieg nicht so unbeschwert wie sonst: „Mir tut das alles so leid.“ Er blicke mit großer Sorge auf den Krieg, der am 24. Dezember seit 10 Monaten in der Ukraine herrscht. „Ich habe als kleiner Junge noch den zweiten Weltkrieg miterlebt“, erklärt er und ergänzt: „Ich kann ein Stück nachempfinden, wie es den Leuten da gehen muss.“ Damit seine Gedanken nicht ständig nur um den Krieg kreisen, „tun wir uns mal wieder alle zusammen“, berichtet der Rheinhauser von seinen Plänen fürs Weihnachtsfest. „Mein Urenkel holt mich ab und wir treffen uns mit der ganzen Familie.“
Sein erstes richtiges Weihnachten mit der ganzen Familie soll auch der Sohn von Stephanie erleben. Der Zweijährige liegt eingekuschelt in eine Decke und mit einem Brötchen in der Hand im Buggy. Er schläft. „Es ist das erste Mal, dass er alles so richtig mitbekommt. Deswegen feiern wir auch ganz normal. Wir sparen so schon genug an Heizung und Strom“, erklärt Stephanie. Die Gedanken an den Krieg seien zwar immer präsent, „aber ich will meinem Sohn einfach ein schönes Fest bescheren und das nicht an ihn rankommen lassen.“
Ähnlich eingestellt ist auch Karina. Die Mutter von vier Kindern hat soeben Windeln eingekauft, das jüngste ist gerade einmal vier Monate alt. „Bei uns bleibt an Heiligabend immer der Herd aus. Es gibt kalte Platte und Kartoffelsalat“, beschreibt sie das Weihnachtsessen der Familie. Trotz Energiekrise und Inflation ändere sich deswegen nichts: „Bei uns läuft alles wie in den Jahren zuvor.“
Duisburger Familien sparen beim Strom und Geschenkpapier zu Weihnachten
Viel ändern wird sich trotz gestiegener Preise auch bei Familie Wipperfürth nicht. „Wir recyceln sowieso immer das Geschenkpapier und sind bei der Beleuchtung schon seit Jahren auf LED-Lichterketten umgestiegen“, sagt Britta Wipperfürth.
Philipp Vollmert spart jedes Jahr zu Weihnachten Strom, weil er nie einen Baum kauft, der beleuchtet wird, sagt er. „Ich bin an Heiligabend bei meiner Mutter, sie hat da immer einen Tannenbaum stehen, da brauche ich keinen.“ Nach der Kirche und dem gemeinsamen Essen mit der Familie treffe er sich noch mit Kumpel Abdel Douhou. Die beiden sind auch an diesem Morgen gemeinsam unterwegs, stehen vor dem Marktforum und rauchen. „Ich bin aus persönlichen Gründen nicht so ein Weihnachts-Fan, aber ich finde gut, dass viele die Weihnachtszeit vermehrt nutzen, um sich um die zu kümmern, die es nicht so gut haben, egal ob in der Ukraine, dem Iran oder auch in Deutschland.“