Duisburg. Mitten in die Corona-Pandemie hinein absolvierte Daniel Drückes (34) seinen Bachelor-Studiengang. Seit August ist er Duisburgs erster Pop-Kantor.


Neue Impulse in der
Kirchenmusik
, die will
Daniel Drückes
setzen. Der Kantor will sich nicht damit begnügen, Jahrhunderte alte Lieder zum Besten zu geben. Der 34-Jährige hat vielmehr so manche poppige und rockige Stücke in sein Repertoire aufgenommen, was aber nicht wundert. Schließlich ist Daniel Drückes der erste Pop-Kantor der evangelischen Kirche im Rheinland und somit auch in Duisburg.


Der
„Kantor für Popularmusik“
im Evangelischen Kirchenkreis Duisburg sorgt jetzt in der Gnadenkirche in Wanheimerort dafür, dass vorrangig „Popular-Musik“ in den Gottesdiensten gespielt wird. Ausgerechnet an der Paul-Gerhardt-Straße, in der das Gotteshaus gelegen ist. Denn Paul Gerhardts Texte werden in Verbindung mit eher traditionellen Kirchenliedern gebracht: Gilt er doch als einer der berühmtesten kirchlichen Liedtexter des Barock, dessen Reime und Gedichte dann von Komponisten wie Johann Crüger oder Johann Sebastian Bach im 17. Jahrhundert in ihren Werken vertont worden sind.



So stammen Passagen aus Bachs Weihnachtsoratorium oder aus der Matthäus-Passion von dem barocken evangelischen Theologen Gerhardt, der lange in Berlin wirkte. „Ich erinnere mich immer an: ,Geh aus mein Herz und suche Freud’“, sagt Daniel Drückes, „das ist ein Hoffnung spendendes Lied über den Sommer und das Leben“.

Hauptamtlicher Kirchenmusiker in Buchholz, Wedau und Wanheim/Wanheimerort

Hoffnung will der gebürtige Meidericher auch spenden, jetzt in gleich drei Gemeinden, denen er als hauptamtlicher Kirchenmusiker zugeteilt ist. Besucher der Trinitatis-Gemeinde in Buchholz und Wedau und der evangelischen Kirchengemeinden in Wanheim und Wanheimerort dürfen sich nicht wundern, wenn einmal poppigere oder rockigere Töne aus seinem E-Piano im Gottesdienst erklingen.

Daniel Drückes im Februar 2020 auf der Bühne der Evangelischen Popakademie in Witten.
Daniel Drückes im Februar 2020 auf der Bühne der Evangelischen Popakademie in Witten. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch



Drückes ist einer der ersten Absolventen für den Studiengang „Kirchenmusik populär“ an der evangelischen POP-Akademie in Witten. „Der Studiengang dauerte vier Jahre, wir sind aber als Studenten neben moderner und populärer Musik auch darin unterrichtet worden, was 500 Jahre vorher in der Kirchenmusik gespielt wurde“, sagt Drückes. Und so kann er ohne Weiteres die alten Komponisten den jeweiligen Epochen zuordnen. „Ein Hauptaugenmerk der Ausbildung liegt aber darauf, dass ich als Kantor den Gottesdienst mit populärer Musik gestalten lerne.“ An den Instrumenten Klavier und Gitarre wurde Daniel Drückes dabei unterrichtet und durchlief eine Gesangsausbildung.

„Eine gute Stimme sollte man als Kantor schon haben, zumal ich der einzige bin, der gerade zu Corona-Zeiten im Gottesdiensten auf Abstand singen darf“, sagt der 34-Jährige mit einem Augenzwinkern. Weiterhin steht die Chor- und Bandleitung im Vordergrund des modernen Studiengangs.

Chor „PraiSing“: Rock, Pop, Gospel und Jazz



In der Chorleitung kennt sich Daniel Drückes bestens aus. „Seit fünf Jahren leite ich bereits nebenberuflich den Chor „PraiSing“ in der evangelischen Kirchengemeinde Wanheimerort“, berichtet Drückes. Viele Rock- und Popstücke, aber auch Gospel- und Jazzstandards, sowie einige Stücke aus dem Neuen Geistlichem Liedgut (NGL) habe er mit den inzwischen 36 jungen Mitgliedern einstudiert.

Wenn die Pandemie vorbei ist, denkt Drückes auch über die Gründung eines Jugendchors in der Wanheimer Gemeinde nach. „Was auch noch schön wäre, wenn wir eine Jugendband zur Begleitung der Chöre ins Leben rufen könnten“, sagt der engagierte Pop-Kantor.



Doch das ist alles Zukunftsmusik: Momentan ist er eher mit der musikalischen Untermalung von Online-Andachten und der Gestaltung der zugelassenen Gottesdienste beschäftigt. „Ich hatte da auch einmal Titel wie ,Simply the best’ von Tina Turner oder ,Bruttosozialprodukt’ mit dabei, weil es gerade zu den Worten der Andacht passte“, sagt Drückes, der auch mit der Planung der Weihnachtsmessen – so sie denn stattfinden dürfen – beschäftigt ist.

Gespannt sein, darf man auf seine zukünftigen Projekte in den drei Gemeinden, in dener er jetzt als erster hauptamtlicher Pop-Kantor Duisburgs wirkt.