Duisburg-Friemersheim. Abzocke in Friemersheim? Seit April gilt auf der Kruppstraße Tempo 30. Wie oft die Stadt Duisburg hier blitzt und was sich jetzt ändern soll.
Die neue Verkehrsüberwachung auf der Kruppstraße scheint eine Goldgrube zu sein. 823 Fahrzeuge sind seit dem 25. April auf dem maroden Teil der Straße in Friemersheim geblitzt worden. Das ist der Stand vom 26. Juni. Mittlerweile dürften es sogar noch einige mehr sein, denn auch am Dienstagnachmittag ließ die Stadt Duisburg auf dem Abschnitt zwischen Bremerhavener Straße und Europaallee wieder mehrere Blitzer aufstellen. Zuerst in die eine Fahrtrichtung, dann in die andere.
65.000 Euro Bußgelder sind hier bisher an insgesamt sechs Tagen mit mobiler Verkehrsüberwachung eingenommen worden. Und die Kasse dürfte weiter klingeln: „Aktuell ist nicht erkennbar, dass die Geschwindigkeitsüberschreitungen rückläufig sind. Das Bürger- und Ordnungsamt wird daher auch weitere Kontrollen durchführen“, teilt die Pressestelle des Rathauses mit.
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Die Straße ist in einem so miserablen Zustand, dass seit Mitte April auf dem Teilstück mit den schlimmsten Schlaglöchern Tempo 30 statt vorher 50 gilt. Ein Zustand, der wie berichtet noch bis 2025 andauern wird, denn saniert wird die Fahrbahndecke erst, wenn alle Kanalbauarbeiten abgeschlossen sind. Fünf Tage nach dem Aufstellen der neuen Schilder überprüfte die Stadt mit einer ersten Geschwindigkeitsüberwachung, ob sich die Autofahrer an das neue Tempo halten. Das Ergebnis: „Rund 35 Prozent der Fahrzeuge fuhren zu schnell.“ Seitdem wird an der Kruppstraße regelmäßig geblitzt.
Blitzer auf der Kruppstraße in Duisburg: Autofahrer sprechen von „Abzocke“
Aber warum überschreiten hier so viele das Tempolimit? „Abzocke“ – das ist das Wort, das in den Sozialen Medien die Runde macht. Vorgeworfen wird der Stadt, dass unter dem Vorwand der Sicherheit bei den Autofahrern abkassiert wird. Bürger ärgern sich darüber, dass ausgerechnet an einer Straße, die in einem so schlechten Zustand ist, dass man auf der „Buckelpiste“ nur noch 30 Stundenkilometer fahren darf, „so massiv geblitzt wird“.
Einer derjenigen, die schlechte Erfahrungen auf der Kruppstraße gemacht haben, ist Klaus Wohlfarth. Als er kürzlich seine Post öffnete, bekam er einen Schrecken. Mit knapp über 60 km/h war er geblitzt worden und hatte das gar nicht bemerkt. „Ich wusste überhaupt nicht, dass man da nur 30 fahren darf.“ Seit 20 Jahren wohnt er in Friemersheim. Er kennt diesen Teil der Kruppstraße nur mit Tempo 50 und hat, wie er sagt, kein Schild mit dem geänderten Tempolimit gesehen.
Duisburger klagt: Verkehrsschild auf der Kruppstraße sei schwer zu sehen
„Ich bin dann wieder dahin gefahren und musste die Straße zweimal absuchen, um das Schild zu finden.“ Das Verkehrszeichen sei so ungünstig direkt hinter der Einmündung der Bremerhavener Straße aufgestellt, dass die Lkw, die an dieser Stelle auf die Kruppstraße abbiegen, das Schild mit ihren Fahrerkabinen verdecken würden.
Klaus Wohlfarth hat Fotos von der Verkehrssituation gemacht. „Ich finde es eine Dreistigkeit von der Stadt, ein Verkehrsschild so aufzustellen, dass man es nur mit Glück sehen kann“, ärgert er sich. „Vernünftigerweise hätte man das Schild vor der Einmündung aufstellen sollen, damit es für jeden Verkehrsteilnehmer immer sichtbar ist.“
Blitzer auf der Kruppstraße in Friemersheim: Möchte die Stadt Duisburg hier Geld verdienen?
Denn Laster würden dort den ganzen Tag über vom Gelände einer Spedition kommen. Wie teuer die ganze Sache für ihn wird, das weiß er noch nicht. Aber er befürchtet nicht nur eine hohe Geldstrafe, sondern auch noch ein Fahrverbot: „Ich bin auf das Auto angewiesen, weil ich meine kranke Frau immer zum Arzt bringen muss.“
Was den Friemersheimer besonders ärgert, ist das Gefühl, „dass die Stadt hier Geld machen will“. Er selber wohne auf der Schleusenstraße, wo seit Jahren die Laster trotz des Durchfahrtsverbots für Lkw an seiner Haustür vorbeibrettern würden. „Hier sehe ich nie Kontrollen. Das lohnt sich wohl nicht.“ Klaus Wohlfarth will sich gegen den Bußgeldbescheid wehren. „Ich möchte mal wissen, wie viele Autofahrer hier geblitzt wurden, weil sie das Schild nicht gesehen haben“, sagt er. „Man sollte eine Sammelklage gegen die Stadt Duisburg machen.“
>>> DAS SAGT DIE STADT DUISBURG ZU DER VERKEHRSSITUATION AUF DER KRUPPSTRAßE:
- „Wir haben das Tempo 30 Schild bestmöglich platziert, um auf die Geschwindigkeitsreduzierung hinzuweisen“, sagt Pressesprecher Sebastian Hiedels zu dem Vorwurf, das Schild sei nicht richtig aufgestellt. Grundsätzlich müssten Verkehrszeichen („zulässige Höchstgeschwindigkeit“) hinter Kreuzungen und Einmünden angebracht werden. Denn sonst könnte der Einbiegeverkehr das Schild nicht sehen.
- Mitarbeiter der Stadt haben sich die Lage auf der Kruppstraße nach den Beschwerden noch einmal angeschaut. „Sobald ein Sattelzug vor einem Auto in die Straße einbiegt, ist das Schild während des Einbiegevorgangs des Sattelzuges verständlicherweise nicht sichtbar“, sagt Sebastian Hiedels.
- Da Autofahrer zu einem einbiegenden Sattelzug aber Abstand halten müssten, sei das Verkehrszeichen nach dem Einbiegen des Sattelzuges und der Weiterfahrt wieder sichtbar.
- Zur Verbesserung der Situation beabsichtigt die Stadt dennoch, eine zusätzliche Beschilderung an dem Laternenpfahl vor der Zufahrt der Bremerhavener Straße anbringen zu lassen, kündigt der Stadtsprecher an.
- Grundsätzlich weist die Stadt noch einmal darauf hin, dass Verkehrsteilnehmer sich jederzeit darauf einstellen müssten, dass sich die erlaubte Geschwindigkeit auf einer Straße auch mal ändern kann. „Verkehrsteilnehmer haben daher eine Sorgfaltspflicht und sollten immer auf mögliche Änderungen der Beschilderung achten.“