Duisburg-Rheinhausen.. Schüler aus Syrien, Irak, Serbien, Rumänien oder Tschetschenien lernen in der Seiteneinsteigerklasse der Lise-Meitner-Gesamtschule Deutsch und Landeskunde. In ihrer Projektwoche schufen sie mit dem Duisburger Bildhauer Will Rumi einen Wunsch- oder Denkbaum
Die Wünsche von Flüchtlingen sind auch unsere Wünsche. „Frieden“ „Gesundheit“, „Glück“, Lernen“, „Gutes Leben“ steht auf den Blättern des Wunschbaums, der künftig den Haupteingang der Lise-Meitner-Gesamtschule schmückt. Gemeinsam mit dem Duisburger Bildhauer Will Rudi haben die Jungen und Mädchen der Seiteneinsteigerklasse diese Plastik, die sie auch Denkbaum nennen, aus Stahlbetonstreben geformt und geschweißt, oben mit Ästen.
Viele der rund 20 Jugendlichen kommen aus Syrien, Irak, Tschetschenien, Serbien, Rumänien, Türkei und heißen Ebri oder Muad, Imrahm oder Saweta Viele von ihnen mussten mit ihren Familien nach Deutschland flüchten, leben erst seit Wochen oder Monaten in Duisburg
WIllkür, Haft, Folter - dann die Flucht
Flüchtlinge haben Namen, Gesichter und Schicksale. Muad (16) und Muhamed (17) haben besonders dramatische Fluchtgeschichten durchgemacht. Denn beide Jungen stammen aus Syrien. Muad aus einem kleinen Ort im Süden, nahe der Grenze zum Irak. Weil seine siebenköpfige Familie christliche Jessiden sind, mussten sie ihre Heimat verlassen. Muad, seine Geschwister und die Eltern schlugen sich durch, von Syrien in die Türkei. Von dort ging es mit dem Auto über Griechenland, Bulgarien nach Serbien. Dort saß die Familie einen Monat in Polizeigewahrsam. Seit 21 Monaten lebt Muad mit seiner Familie in einem Flüchtlingsheim in Baerl. Inzwischen spricht der junge Mann recht gut Deutsch.
Muhamed und seine Familie sind Moslems, lebten in Damaskus: „Eines Tages nahm die Polizei meinen Vater und mich auf der Straße fest und verschleppten uns. Wir wissen bis heute nicht warum. Es war Willkür.“ In der Haft wurde der damals 15jährige Muhamed geschlagen und gefoltert, mit Stromstößen in den Bauch, „Es war sehr hart!“ Nach vier Monaten wurden Vater und Sohn freigelassen, es gelang der Familie, sich nach Beirut im Libanon durchzuschlagen. Von dort flog Muhamed mit seiner Mutter vor zwei Jahren nach Frankfurt, der Vater und Muhameds drei Geschwister kamen nach. Heute lebt die Familie in einer Wohnung in Rheinhausen. Auch Muhameds Deutsch macht Fortschritte.
Klasse für Seiteneinsteiger dient auch der Berufsvorbereitung
In der Seiteneinsteigerklasse oder auch internationalen Vorbereitungsklasse (Jahrgangsstufe 9) der Lise-Meitner-Gesamtschule lernen die Schüler vor allem die deutsche Sprache, aber auch Landeskunde.
Der Übergang in einen Beruf war bei der Projektwoche der Seiteneinsteiger genauso wichtig. Nach einem Einstieg zu den Wünschen und Fähigkeiten der Jugendlichen, wurde ihnen die Bedeutung von Arbeit deutlich gemacht, die Gruppe wurde zudem auf die Arbeitsstrukturen vorbereitet.