Duisburg-Homberg. . Seit fünf Jahren betreiben die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Homberg und Rheinhausen zwei Schulmaterialkammern. 430 bedürftige Kinder werden allein in Homberg-Hochheide pro Jahr für die Schule ausgestattet. Wie das geschieht zeigt ein Besuch vor Ort.
Dicht an dicht stehen Eltern und Kinder auf den Treppenstufen, die hinab führen ins Untergeschoss der Stadtbücherei in Homberg-Hochheide. Schon auf halbem Weg werden sie von Gemeindehelfer Klaus Eimer empfangen. Er informiert die Besucher der Schulmaterialkammer über alle notwendigen Schritte hin zu Heften, Blöcken, Stiften und Co.
Gemeinsam mit rund 25 ehrenamtlichen Mitarbeitern der Homberger Kirchengemeinden engagiert sich Eimer, damit auch bedürftige Kinder ausreichend für die Schule ausgestattet sind. In vielen Familien passen die mitunter sehr teuren Schulmaterialien nicht ins Budget. „Mein Mann geht Vollzeit arbeiten und trotzdem reicht das Einkommen nicht aus“, erzählt Ilona W.. Deshalb käme sie seit zwei Jahren zur Schulmaterialkammer, um für ihre zwölfjährige Tochter Blöcke und Stifte aber vor allem teure Anschaffungen wie Zirkel oder Farbmalkasten zu besorgen. Für ihre gut gefüllte Einkaufstasche habe sie etwas weniger als drei Euro bezahlt. „Für einige Produkte, wie eben Zirkel oder Füller nehmen wir zehn Prozent des Einkaufspreises“, erklärt Diakon Stefan Ricken. Bleistift und Radiergummi werden dagegen nicht berechnet. „Darum geht es auch nicht.“ Wichtig sei die Geste, selbst etwas für die ausschließlich aus Spenden finanzierten Unterrichtsmaterialien aufgebracht zu haben.
Chancengleichheit schaffen
Diakon Ricken betreut die Schulmaterialkammern in Rheinhausen und Homberg seit ihrer Gründung vor fünf Jahren. Insgesamt gibt es sechs Kammern in Duisburg, die Nachbarstadt Moers hat keine einzige. Ziel der Unterstützungsmaßnahme für Schüler der Klassen eins bis 13 aus den jeweiligen Stadtteilen ist es, „Chancengleichheit für Kinder in der Schule zu schaffen“. Dafür sammeln die evangelischen und katholischen Gemeinden Jahr für Jahr Spenden. Allein in Homberg wird so pro Jahr Schulbedarf für rund 10 000 Euro gekauft. Anspruch auf die Ausrüstung haben nur Bewohner des Stadtteils, alle anderen muss Stefan Ricken ablehnen. „Das fällt schwer, aber anders können wir den teilweise großen Andrang nicht händeln“. Allein in der vergangenen Woche kamen an einem Tag 200 Menschen.
Wer Hilfe beim Schulmaterial haben möchte, muss einen entsprechenden Beleg vorzeigen, dass er Hartz IV-Empfänger ist oder Geringverdiener bei dem das Geld nicht ausreicht. Auch Menschen, die Wohngeld oder Aufstockung des Kindergelds beziehen, erhalten Unterstützung.
Individuelle Hilfe
Für jedes Kind, das unterstützt wird, legen die Gemeindehelfer eine Karteikarte an. Darauf vermerken sie, welches Kind wann welche Materialien erhalten hat. „Nur so können wir eine gewisse Gerechtigkeit gewährleisten“, sagt Stefan Ricken. Das bedeute jedoch nicht, dass jeder das gleiche bekomme. „Wir ermitteln den individuellen Bedarf und geben anschließend die passenden Utensilien raus.“
Rund 430 Kinder versorgen die Kirchengemeinden in Homberg auf diese Weise Jahr für Jahr. Einen kleinen Wermutstropfen hat das Projekt dann doch: Die Farbe des Federmäppchens oder Füllers dürfen sich die Kinder nicht selbst aussuchen. Der Einblick in die zwei vollbeladenen Regale im Archiv wecke naturgemäß Begehrlichkeiten, erklärt Ricken. „Aber wir achten schon darauf, dass ein Junge nicht mit rosa Füller nach Hause geht.“