Duisburg-Rheinhausen. . Unter der Leitung der Rheinhauser Musikpädagogin Annegret Keller-Steegmann entsteht ein Musical mit dem Thema Integration von Zuwanderern, Name des Stückes, das auf die Aktion „Bathalo“ aus dem vergangenen Jahr folgt: „Ein wildes Tier ist in der Stadt!“

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Fremder kommt in die Stadt und sorgt für große Aufregung unter den Bewohnern - den fleißigen Affen und frechen Spatzen, dem eingebildeten Schwan und der kaufwütigen Gans, den bedächtigen Elefanten und den aufgeregten Hühnern, gemeint sind „die“ Medien, der selbstbewussten Katze und der schüchternen Maus , der Löwen-Gang und der Hundestaffel der Polizei. Aber wer kennt den Fremden überhaupt? Und wozu die ganze Aufregung? Die Frage um die Identität des Zuwanderers und wie und warum der ganze Wirbel überhaupt entsteht - das sind Geheimnisse, die erst am Ende des Stücks gelüftet werden. Die Fabel ist ein Musical namens „Ein wildes Tier ist in der Stadt!“

Nur so viel verrät Annegret Keller-Steegmann zur Botschaft der Fabel, zwei zentrale Textzeilen: „Weißt Du, was mir wirklich wichtig ist? Dass man weiß, wo man zuhause ist.“ Die Lieder des rund einstündigen Musikwerks hat die Rheinhauser Musikpädagogin geschrieben, bis auf zwei Ausnahmen. Die Texte die mitwirkenden Kinder ab sieben Jahren. „Und auch die Handlung, also der rote Faden, erarbeiten die mitwirkenden Jungen und Mädchen selbst“, erläutert Keller-Steegmann, Lehrerin an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen. „Die Choreographie und die Arrangements, die Kulissen und die Masken sind Gemeinschaftsarbeit.“

Seit Donnerstag laufen die Proben für „Ein wildes Tier ist in der Stadt!“ im Saal des Jugendzentrums St. Peter an der Schwarzenberger Straße in Hochemmerich. Kinder aus unterschiedliche Nationen wirbeln munter über die Bühne des Saals: Jungen und Mädchen aus Rumänien, Tschetschenien, Deutschland und auch Töchter und Söhne von syrischen Flüchtlingsfamilien, die zur Zeit in Baerl untergebracht sind, bringen ihre Ideen ein, probieren sie aus, übernehmen sie ins Stück oder verwerfen sie. Die geschäftige Atmosphäre gleicht einem kreativen Workshop: Oben im Saal wird gesungen und getanzt, gespielt und gemimt, unten im Bastelraum werden farbige Masken und Bühnenbilder angefertigt.

Auftritt im Chinesischen Garten

Bis zur Generalprobe am Donnerstag, 25. September, wird das Stück fünfmal donnerstags von 16 bis 19 Uhr und zweimal montags von elf bis 16 Uhr einstudiert und geprobt. Und dann ist es soweit: Am Samstag, 27. September, wird das Musical nachmittags im Chinesischen Garten im Duisburger Zoos uraufgeführt, im Rahmen des „Sing Day of Song 2014“. Bei der Premiere sollen, so Keller-Steegmann, 18 Kinder als Schauspieler, 22 weitere Grundschul-Kids als Chor mitmachen.

Das Musical soll einen Beitrag zur besseren Integration von Kindern aus Zuwandererfamilien leisten. „Unser Sommer-Projekt für Kinder ab sieben Jahren knüpft an die Erfahrungen des Projekts Bahtalo 2013 an. Es arbeitet mit dem gleichen Konzept und Team“, so Keller-Steegmann. Zur Erinnerung: Das Bahtalo-Projekt führte seit 2013 mit dem Jungen Ensemble Ruhr unter musikalisch-pädagogischer Leitung von Annegret Keller-Steegmann mehrere erfolgreiche Konzerte auf. So sangen und spielten Kinder und Jugendliche aus Roma-Familien gemeinsam mit deutschen Altersgenossen zum Beispiel im Kom’ma-Theater und in der Aula der Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen, stets mit großem Erfolg, jeweils vor vollem Haus. Viele der Mitwirkenden lebten in dem so genannten Problemhaus In den Peschen in Bergheim, das bekanntlich inzwischen leer steht.

„Kinder sind die Zukunft“

Doch warum engagiert sich die Gesamtschul-Lehrerin auch in den Sommerferien so für die Kinder, die in Duisburg eine neue Heimat suchen? Ihr gehe es um deren Integration: „Es geht mir um die Kinder und Jugendliche, die zu uns kommen, das ist die Zukunft.“ Wer die strahlenden Augen der Mädchen und Jungen sieht, weiß , dass dieser Weg erfolgreich sein kann.

INFO-BOX:
Bei der Präsentation
des tierischen Musicals arbeiten art&work Bahtalo-Projekt, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Rheinhausen und das Jugendzentrum St. Peter zusammen. Auch das Junge Ensemble Ruhr wirkt wieder musikalisch mit. Nach der Präsentation im Duisburger Zoo sind weitere Aufführungen, unter anderem in Rheinhausen, geplant. Musikalische Kostproben gibt es bereits bei dem Platzhirsch-Festival auf dem Dellplatz am Wochenende in der Innenstadt zu hören. Bahtalo - ein Roma-Wort - heißt übrigens „Freude“ oder „Hoffnung“.