Duisburg-Rheinhausen. . Letztes Geschäft, dass DVDs und Videos zum kleinen Preis verlieh, schließt in Kürze. Eine wichtige Ursache: Die Konkurrenz durch Unternehmen, die Downloads von Spielfilmen und Serien anbieten, wurde zu groß. Der Umsatz des Deutschen Videorings in Rheinhausen ging zuletzt um 60 Prozent zurück.Das letzte Geschäft, dass DVDs und Videos zum kleinen Preis verlieh, schließt in Kürze. Eine wichtige Ursache: Die Konkurrenz durch Unternehmen, die Downloads von Spielfilmen und Serien anbieten, wurde zu groß. Der Umsatz des Deutschen Videorings in Rheinhausen ging zuletzt um 60 Prozent zurück.

Mehmet Sengül sagt ganz offen, dass er wehmütig ist: „Das war hier mein zweites Zuhause, ich habe hier gerne gearbeitet, die Kunden beraten und das persönliche Gespräch mit ihnen gesucht.“ Der Grund, warum der Geschäftsführer des Deutschen Videorings an der Günterstraße in Hochemmerich melancholisch ist: Die letzte Videothek im Duisburger Westen schließt Ende September.

Sengül hat genau die Hälfte der Lebenszeit dieser Videothek im Hinterhof der Friedrich-Alfred-Straße miterlebt: Vor 24 Jahren wurde das Ladenlokal neben dem damaligen Plus-Supermarkt eröffnet, vor zwölf Jahren übernahm der gelernte Schlosser und Bürokaufmann das Geschäft von seinem Vorgänger. Um die Jahrtausendwende ging es der Branche noch gut, Videos boomten: „Am Besten liefen immer Action-, danach Erotikfilme und schließlich PC-Spiele“.

Zeitweise rund 12 000 Kunden

Zu den besten Zeiten, also bis etwa 2004, zählte Sengüls Videothek noch rund 12 000 Stammkunden pro Monat, heute sind es gerade noch 400 bis 500. „Als ich hier anfing, standen die Kunden bis zur Tür Schlange, vor allem am Wochenende. Heute sind wir froh, wenn zwischen 10 und 12 Uhr drei, vier Leute kommen.“

Gekriselt hatte es schon lange in der Branche, nicht nur in Duisburg. Sengül: „Mitentscheidend für den Abstieg der Branche seit etwa sieben Jahren sind die kommerziellen Anbieter im Internet wie lovefilm.de, maxdome.de, watch-ever.de oder unitymedia.de, bei denen man jederzeit aktuelle Filme oder ganze Fernsehserien herunterladen und abspielen kann.“

Umsatz brach ein

Schon länger führt das massive Bestellen von Artikeln im Internet zu einer Krise im Einzelhandel. Die Folge: Während immer mehr Paketpostwagen durch die Städte rasen und die Kunden zu Hause beliefern, schließen mehr und mehr Geschäfte und Ladenlokal, oft inhabergeführt. Mehmet Sengül: „Das Menschliche bleibt bei Geschäften im Internet auf der Strecke.“ Das veränderte Käuferverhalten hat längst auch die Videobranche erreicht. In Baerl, Rumeln-Kaldenhausen und Homberg gibt es keine Videotheken mehr, die vorletzte in Rheinhausen, „Arimont“ an der Friedrich-Ebert-Straße, machte schon vor Jahren dicht.

Seit neun Monaten spitzte sich die Lage auch für die letzte Videothek im Westen zu: „Als vor einem dreiviertel Jahr der Neubau des Netto-Supermarktes begann, fiel auch ein Zugang und unsere Kundenparkplätze weg, wir waren nicht mehr gut erreichbar“, berichtet Sengül. „Mit dem schlechten Wetter seit dem Frühjahr wurde die Lage noch schlimmer. Schließlich ging hier während der Fußball-WM fast gar nichts mehr.“ Seitdem sei der Umsatz um rund 60 Prozent zurückgegangen, beklagt der Geschäftsmann. Selbst wenn der neue Netto-Supermarkt nebenan an der Günterstraße im September wie geplant eröffne, lohne sich die Fortführung der Videothek nicht mehr: „Die Gelder, die ich in den letzten zehn Monaten verloren habe, bekomme ich nie wieder herein. Da müssten schon 300 Kunden am Tag kommen. Und die laufenden Kosten genauso wie die Steuern werden auch nicht weniger.“

Und Sengül selbst? Wie geht es mit dem 44-Jährigen weiter? Am liebsten möchte er als angestellter Bürokaufmann arbeiten, einige Bewerbungen hat er schon geschrieben. Eine Arbeit als Filmvorführer oder Mann an der Kasse eines Kinos kommt dagegen für ihn nicht in Frage: Im ganzen Duisburger Westen gibt es seit vielen Jahren bekanntlich kein einziges Lichtspielhaus mehr. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.