Duisburg-Rheinhausen. . Am 30. Juni/1. Juli vor 80 Jahren feierten die Nazis die Stadtgründung Rheinhausen, mit Pomp und Pathos. Doch das Ereignis wurde schon in der Weimarer Republik geplant . Ein Blick zurück in eine dunkle Zeit der deutschen Geschichte.

Vor 80 Jahren wurde die Stadt Rheinhausen gegründet, mit einem Festakt am 1. Juli 1934 im Saal des Rathauses am Körnerplatz. Eine Feier für dieses runde Jubiläum im größten Stadtbezirk Duisburgs ist bisher nicht geplant.

Am 1. Juli 1934 hatten die Nationalsozialisten auch in Rheinhausen wie im übrigen Deutschen Reich längst die Macht ergriffen. Aber anders als heute manche Bürger meinen, war die Gründung der Stadt Rheinhausen keine Idee der Nazis, die sorgten nur für die Umsetzung, den Vollzug längst gefasster Beschlüsse. Denn die Vorgeschichte des Antrags auf Verleihung der Stadtrechte an die Gemeinde Rheinhausen reicht bis ins Jahr 1925 zurück. 1929 war Rheinhausen bereits die größte Landgemeinde Preußens. Das weckte bereits damals Begehrlichkeiten. Schon Ende der 1920er/Anfang der 30er Jahre gab es erste Versuche der Stadt Duisburg, die Gemeinde Rheinhausen zu übernehmen. In seiner Sitzung am 11. April 1930 stimmte der Provinziallandtag der Rheinprovinz dem Antrag zur Stadtgründung zu. Anfang 1931 hatten bereits alle notwendigen Unterlagen den Dienstweg zum Preußischen Ministerium des Inneren durchlaufen.

Größte Landegemeinde Preußens

Die nach Einwohnern größte Landgemeinde Preußens mit damals exakt 38 494 Bürgern und 28,87 Quadratkilometern auch der Fläche nach groß, erklärte das preußische Innenministerium nach langem Vorlauf in der Weimarer Republik am 20. Juni 1934 schriftlich zur Stadt. Die Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Stadtgründung Rheinhausens schätzt diesen Verwaltungsakt so ein: „Was den Rheinhausern dann durch Erlass des Ministers vom 20. Juni 1934 verliehen wurde, war nicht mehr, als das Recht, die Bezeichnung Stadt zu führen. Von Stadtrechten im Sinne der Möglichkeiten, die eigenen Angelegenheiten selbstverantwortlich und demokratisch mitzubestimmen, konnte im gleichgeschalteten NS-Reich keine Rede sein.“

Nach dem Aufstieg der NSDAP gerade in Rheinhausen (wir berichteten), lief die Gleichschaltung auch in Rheinhausen nach der „Machtergreifung“ Ende Januar 1933 schneller ab: Erste Verhaftungen unmittelbar nach dem Reichstagsbrand im Februar, Reichstags- und Kommunalwahlen im März 1933, die durch Nazi-Terror und Notverordnung zur Farce verkamen, Ausschaltung und Verbot aller Parteien außer der NSDAP, der Gewerkschaften, der freien Presse, Gleichschaltung von Vereinen und Verbänden, die „Säuberung“ von Verwaltung und Polizei. Im September 1933 wurde NSDAP-Kreisleiter Arthur Kleinert zum ersten Rheinhauser Bürgermeister ernannt, nicht gewählt. Es gab zwar noch Ratsherren, aber nur mit beratender, „dekorativer“ Funktion.

Fackelsternmarsch zum Rathaus

Die „Stadtwerdung Rheinhausens“ wurde mit einem Fest am Samstag, 30. Juni, und am Sonntag, 1. Juli, gefeiert. Das Gründungsfest war stark von nationalsozialistischer Propaganda gefärbt. Rheinhausen mit damals rund 40 000 Einwohnern wurde als „jüngste Stadt im Dritten Reich“ gefeiert.

Eingeleitet wurde das Fest mit einem Fackelsternmarsch aus den Ortsteilen zur „Volkskundgebung“ auf der Festwiese am Rathaus - mit Ansprachen, Illuminationen und Beleuchtung Am Sonntag folgte um zehn Uhr morgens der Festakt im Saal des Rathauses: Die Gäste begrüßte der Gemeindeschulze Strobel. Danach sprachen Gau-stabsleiter Fischer, Regierungspräsident Schmidt, Landrat Bollmann und Bürgermeister Kleinert. Dazu gab es klassische Musik von Wagner, Gluck und Weber, gespielt vom N.S.-Symphonie-Orchester. Es wurde eine Gedenktafel enthüllt, die an die im 1. Weltkrieg gefallenen Beamten und Angestellten des Amtes Rheinhausen erinnerte. Nach „Mittagessen, Konzert, Unterhaltung“ ab 13 Uhr mündete das Jubelfest der Nazis in einer „Oeffentlichen Volksfeier“ in der damaligen Festhalle an der Schwarzenberger Straße. Der Eintritt war frei. Wie bei der Feier am Morgen sangen die Gäste wieder zum Abschluss das Deutschlandlied und - im „Stil“ der Zeit - das „Horst-Wessel-Lied“.

Mit dem besagten Erlass des preußischen Innenministers vom 20. Juni 1934 wurde offiziell auch folgende Regelung verkündet: „Die Landgemeinden Kaldenhausen und Rumeln sind zu einer neuen Landgemeinde und einem neuen Amt mit dem Namen „Rumeln“ zusammengeschlossen worden.“
Und weiter
heißt es: „Mit Wirkung vom 1. Juni 1934 wird der nachfolgend beschriebene Teil der bisherigen Gemeinde Kaldenhausen (nunmehrige Gemeinde Rumeln) in die Stadtgemeinde Rheinhausen (Kreis Moers) eingegliedert.“ Rheinhausen blieb wie zuvor auch nach 1934 weiter langfristig im Kreis Moers.

Info-Box: Die Margarethensiedler und die feier zum 80. Geburtstag
Ingrid Lenders
, 1. Vorsitzende der Interessengemeinschaft Margarethensiedlung (IGMS): „Wir haben auf unserer Jubiläumsfeier im Mai in Hochemmerich die Stadtgründung gewürdigt, Foto- und Textmaterial zusammengetragen und als kleine Ausstellung, zusammen mit 35 Jahre IGMS, 80 Jahre Stadtrechte und 110 Jahre Margarethensiedlung auch beim Stadtfest/Tag der Westvereine und dem Straßenfest Klarastraße ausgestellt.“
Martin Thomahsen vom Vorstand der IGMS zeigte beim Jubiläumsfest auch eine Beamer-Präsentation mit vielen Fotos des alten Rheinhausen.