Moers. .

Günter Grass’ „Hundejahre“ stehen einträchtig mit einem dicken Konsalik-Schmöker und einer Bibel im oberen Regal, eine Etage tiefer kuschelt Isabelle Allende mit Milan Kundera, ganz unten stehen kleine Brettspiele: Schmuck in schwarz-gelb-rot lackiert und bereits gut gefüttert steht der erste öffentliche Moerser Bücherschrank auf dem Hanns-Albeck-Platz.

Seit eineinhalb Wochen steht der Schrank vor der ehemaligen Volksschule – und war bereits schon vor der gestrigen offiziellen Einweihung rege in Gebrauch. Für Ulrich Ruthenkolk, Günter Bode, Rudolf Niedobetzki und Klaus Vinschen vom Initiativkreis Moers, der die Büchertausch-Idee nach Moers gebracht und mit 2500 Euro finanziert hat, ein Grund mehr zur Freude

„Geben, nehmen, tauschen, teilen“ prangt auf der Stirnseite des Schrankes – das ist das Konzept eines öffentlichen Bücherschr.ankes, wie es ihn bereits bundesweit in über 30 Städten gibt. Mit praktischen Klapp-Schubladentüren.ausgestattet funktioniert auch das Moerser Möbelstück wie eine kleine Bibliothek – allerdings nur auf reiner Vertrauensbasis. Wer ein Buch lesen will, nimmt es heraus und legt ein anderes dafür hinein. So erneuert sich der Bestand der Mini-Bibliothek bei richtigem Gebrauch quasi wie von selbst.

Vor Vandalismus oder Missbrauch haben die Initiatoren keine Angst: „Die Erfahrung in anderen Städten ist gut, wahrscheinlich ist das die Ehrfurcht vor dem Buch“, sagt Günter Bode. Der Standort hält er für ideal: „Ein viel frequentierter Ort auf dem Weg in die Innenstadt oder in den Park.“ Zur Sicherheit soll mit Hans Hanke von den Grünen ein ehrenamtlicher Bücherschrankpate regelmäßig ein Auge auf Zustand und Inhalt der Tauschbücherei haben.

Cordula Heeben findet die Bücherschrank-Idee „total klasse“. Die Kinderpflegerin hat in den letzten zehn Tagen bereits zweimal Bücher getauscht und hat auch dieses Mal Lesefutter dabei. Was sie sucht? „Ich lese überwiegend Krimis“, sagt die Moerserin, die sogar in ihrem Fitnessstudio eine Bücherecke mit ähnlichem Konzept initiiert hat.

Geht es nach dem Initiativkreis, soll das Projekt noch ausgeweitet werden. „Wir hoffen, dass dies nicht der einzige Standort in Moers bleiben wird“, so Ruthenkolk, der die gute Zusammenarbeit mit dem SCI und der Stadtverwaltung ausdrücklich lobte. Weitere Schränke in den Stadtteilen sind geplant..