Duisburg-Rheinhausen. . Orthopädische Chirurgie am Rheinhauser Johanniter Krankenhaus setzt auf Neuheiten, wie eineverbesserte Endoprothetik. Navigator unterstützt genaueres und sicheres Operieren

Ein heimliches Spezialgebiet? Die beiden Herren schütteln verneinend den Kopf. Sie verstehen sich wohl eher als Allrounder, eben als jene Experten, die alles können und deshalb natürlich auch alles machen. So ist es auch bei Dr. Andreas Lutens und Dr. Martin Fischer, beide Oberärzte der Klinik II, besser bekannt als Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie am Johanniter Krankenhaus am Kreuzacker in Rheinhausen. Gemeinsam leiten die beiden Ärzte die Fachabteilung. „Wir machen alles. Ob Hüfte, Knie, Schulter oder Fußgelenk“, sagen sie unisono. Besonders freut sie, dass sie mit einigen Neuigkeiten aufwarten zu können. Zum einen ist es ein noch feinerer Gelenkersatz, zum anderen ein neues Navigationsgerät, das ein noch sichereres und genaueres Operieren unterstützt.

Akribische Millimeterarbeit

Ob Hüft- oder Kniegelenkersatz: Die akribische Millimeterarbeit beginnt für die Operateure am Computer. Dr. Lutens und Dr. Fischer zeigen es am Beispiel einer geplanten Operation an einem Kniegelenk. Am auf dem Bildschirm sichtbaren Röntgenbild wird der genaue Einsatz der beiden Schienen berechnet, Punkte entlang des Beines fixieren die Stellung des Beines, damit es beim Einsatz der neuen Prothese zu nahezu 100 Prozent gerade gerichtet werden kann. Dieses bearbeitete Röntgenbild wird auf den neuen Navigator übertragen. Dr. Martin Fischer: „Das Gerät zeigt die optimale Positionierung an und ist gleichzeitig die Kontrolle der Ausrichtung.“ Gleichwohl das neue Navigationsgerät dem Operateur eine höhere Sicherheit gebe, ersetze es nicht seine Erfahrung und sein Wissen. Im übrigen werden die Bilder jeder Knieoperation archiviert.

Seit knapp zwei Monaten wenden Dr. Andreas Lutens und Dr. Martin Fischer bei Hüftgelenkoperationen neuartige Bestandteile der Endoprothetik an. Bekanntlich wird in den Oberschenkelknochen der Gelenkkopf in Form eines Stiftes eingesetzt, als Gegenstück in die Pfanne eine entsprechende Schale. Sie besteht aus zwei Teilen: einem Metallstück, das im Knochen, also in der Pfanne verankert wird. In diese Metallschale eingesetzt wird eine zweite Schale aus Plastik. Beide Schalen sind neuartig. So ist die Metallstärke nicht mehr so dick wie bisher. Eine Besonderheit ist die Plastikschale: Sie besteht aus einem neuartigen Material, einem speziell gehärteten Kunststoff, und hat einen größeren Durchmesser.

Leidensdruck steht im Vordergrund

Dr. Lutens und Dr. Fischer erklären: „Dieser größere Durchmesser erhöht die Beweglichkeit der Patienten.“ Gerade auch vor dem Hintergrund vieler Diskussionen und vor allem auch der Vorwürfe von Politikern und Krankenkassen, dass häufig viel zu schnell operiert würde, machen Dr. Lutens und Dr. Fischer klar, dass am Johanniter nicht irgendwelche Geschäftszahlen entscheidend für eine Operation seien, sondern vielmehr der Leidensdruck der Menschen im Vordergrund stehe: „Aufgrund des Röntgenbildes muss der Schaden zu den Beschwerden passen.“ Ist das zu rechtfertigen, müsse letztlich der Patient die Operation auch wollen.

Beide Oberärzte decken über den Ein- und Ersatz von Prothesen hinaus das gesamte Fachgebiet der Klinik II ab wie etwa Gelenkspiegelungen, die Hand- und Fußchirurgie sowie die Unfallchirurgie. In letztere werden gerade auch viele ältere Menschen behandelt, die sich mitunter komplizierte Brüche zuziehen. So wie aktuell eine 96-jährige Patientin, die sich bei einem Sturz einen Oberschenkelbruch zuzog. Aufgrund des Bruchs war die vor 20 Jahren in die Hüfte eingesetzte Endoprothetik ausgebrochen. Gut eine Woche nach der Operation war die Frau bereits so weit genesen, dass sie mit Unterstützung eines Rollators über dem Krankenhausflur spazieren konnte und zuversichtlich sein durfte, wieder in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren.