Von den Emporen hängen englische Fahnen, aber auch einige Union-Jacks herab – denn die blau-rot-weiße gesamtbritische Flagge ist heute Programm in der Homberger Rheinkirche: die Duisburger Portsmouthfreunde haben anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens eingeladen zum „Tea for Two und Musik dazu“. Das allerdings zu einer Zeit, in der die Deutschen ihren Kaffee trinken – und den gibt es nun mal nicht in den vielen Teekannen, stattdessen fein duftenden Earl Grey, dazu Sandwiches und englisches Gebäck.
Trotzdem hat keiner der knapp 100 Besucher den Kaffee auf, denn es entwickelt sich ein entspannter Nachmittag mit leichter englischer Musik im Hintergrund, der an die älteste Duisburger Städtepartnerschaft mit der im Süden der Insel gelegenen Stadt Portsmouth erinnern soll. „Man muss sich vorstellen, der Zweite Weltkrieg war gerade vorbei, da entwickelten sich wichtige soziale Kontakte mit dem einstigen Feind England“, sagt der erste Vorsitzende Jürgen Hordt. Das war Anfang der 1950er Jahre, in einer Zeit, als der heutige europäische Gedanke überhaupt nicht selbstverständlich war, stattdessen Ressentiments und Misstrauen zwischen Deutschen, Briten und anderen europäischen Staaten überwogen – und Showmaster Hans Joachim Kulenkampff halblocker versuchte mit seiner Sendung „EWG - Einer wird gewinnen“, die Wogen spielerisch zu glätten.
Über einen stetigen gegenseitigen Austausch mündeten diese kulturellen Begegnungen in die Gründung des Vereins Duisburger Portsmouthfreunde im Jahr 1984 – und seit diesem Entstehungsjahr besuchen sich regelmäßig Duisburger und Menschen aus Portsmouth. Jedes Jahr im September fährt eine Delegation aus Duisburg nach England – die Engländer kommen dafür im Mai. „Leider können sie heute nicht dabei sein, da sie erst nächste Woche anreisen“, so Hordt. Pfarrer Matthias Immer hat seine Kirche gerne für dieses Event zur Verfügung gestellt: „In England ist das ein schöner Brauch, den Tee und Kuchen in einer Kirche einzunehmen, da wollen wir zeigen, dass es auch hier geht.“
Extra eine Schürze in den Farben des Union-Jacks hatte sich Karl-Heinz Kunz, 2. Vorsitzender des Vereins, übergeworfen, der jetzt durch das musikalische Programm führte. Und so war es vielleicht gewollt, dass Songtitel wie „I am sailing“ und „White Clives of Dover“, welches kurz nach dem 2. Weltkrieg geschrieben wurde, auf der Liste standen. „Die beiden Titel erinnern mich immer an die Überfahrt mit der Fähre, wenn wir dann an der Küste anlegen und diesen Blick auf die weißen Klippen haben“, sagt Kunz. Natürlich durfte die Nationalhymne „God Save The Queen“ nicht fehlen, die stehend mitgesungen wurde – manche hatten sich sogar richtig fein gemacht, als würden sie auf ein Promenadenkonzert in der Royal Albert Hall gehen.
Sandwiches und Kuchen
Bei einem solchen Event kann es dann zu einem Picknick mit klassischer Musik im Hintergrund kommen, wie es in Krefeld an der Burg Linn jedes Jahr im September als „Last night of the proms“ zelebriert wird. Sandra Neumann aus Geldern: „Ich fahre seit 20 Jahren ständig nach England und bin auch Dauergast in Krefeld – hier diese Veranstaltung gefällt mir auch gut, weil traditionelles englisches Liedgut vermittelt wird und auch das Picknick, also Sandwiches und Cake, sehr gut passen.“ Es folgte noch die „ungekrönte“ englische Nationalhymne „Rule, Britannia“ und ein Medley über viele unvergessene Beatles-Klassiker, die von einer Sängerin und einem Organisten von der Orgelbühne herab interpretiert wurden. All in all: very british!