Homberger Diakon Stefan Ricken hat in den vergangenen elf Jahren drei Päpste kennengelernt. Die Kirchenoberhäupter könnten unterschiedlicher kaum sein. Ein Gespräch.

Ein bisschen nervös, das gibt Stefan Ricken zu, war er dann doch am vergangenen Mittwoch in Rom. Schließlich standen er und sein Neffe Jan Weinand (16) Papst Franziskus gegenüber. Was dann geschah, bezeichnet der Homberger Diakon mit einem Wort als „beeindruckend“. Nicht weniger beeindruckt war der 38-Jährige übrigens auch von seinen Begegnungen mit Franziskus Vorgängern Benedikt XIV. und Johannes Paul II. „Die drei Päpste sind einzigartig und jeder auf seine Weise hat mich beeindruckt.“

Gespräch mit dem Pastor

Wo fängt man am besten mit dem Erzählen an? Mit Franziskus, die Erinnerungen sind die frischesten. „Er hat es uns sehr leicht gemacht, er sucht den Kontakt zu den Menschen. Als er bei der Generalaudienz zu uns kam, fragte er nach, wo wir herkommen und hörte gut zu, als ich vom Projekt ,Homberg macht Schule’ erzählte.“ Er habe auf Deutsch geantwortet, sei dann nach ein paar Minuten weiter zur nächsten Gruppe gegangen. Franziskus habe vollkommen geerdet gewirkt, wie ein Pastor, dem man Schönes, aber auch Sorgen und Nöte mitteilen könne.

Um bei der wöchentlichen Generalaudienz dabei sein zu können, muss man so etwas wie einen Antrag stellen. Viele Menschen aus der ganzen Welt formulieren Bitten oder bringen Dinge mit, die der Papst segnen möge. Bei der Audienz selbst, die nach einer Runde des Papstes über den Petersplatz mit einem kurzen mehrsprachigen Wortgottesdienst beginnt, spricht das Oberhaupt der Katholischen Kirche mit rund 60 Gästen. „Dass mein Neffe und ich dabei sein werden, haben wir von dem für die Audienzen zuständigen Privatsekretär Georg Genswein ein paar Wochen vorher per Fax erfahren.“

Franziskus und seine beiden Vorgänger unterscheiden sich in ihrem Umgang mit den Menschen sehr deutlich, blickt Stefan Ricken zurück. Er spricht bei Johannes Paul von einer „ganz besonderen Aura“, die diesen umgeben habe. „So etwas habe ich seither nicht mehr erlebt, er ist wie ein Heiliger, das Treffen war sehr spirituell.“ Getroffen hat ihn Ricken in der Privatkapelle im Vatikan. Bei dieser Begegnung waren lediglich 20 Leute dabei, die Bestätigung, dass es zu diesem ganz besonderen Treffen kommen würde, kam erst am Vorabend gegen 22 Uhr. Gesprochen habe man unter anderem über einen Besuch des Papstes und Seligsprechungen Jahre vorher in Münster. Übrigens auf Deutsch, „zum Glück, italienisch kann ich nämlich gar nicht.“

Sprachliche Hürden? Fehlanzeige

Das Zusammenkommen mit dem deutschen Papst Benedikt XIV. war ohne jede sprachliche Hürde zu nehmen. Hier hatte Ricken das Gefühl, mit einem hoch gebildeten, aber distanzierten Geistlichen zu sprechen. Ein angenehmes Gespräch sei es gewesen, mit der Besonderheit, dass Benedikt eine Segnung vornahm. „Wir hatten im Jahr 2008 ein neues Pfarrheim gebaut und Papst Benedikt XIV. segnete die Schlüssel.“

Zurück noch einmal in die nähere Vergangenheit: „Bei Franziskus beeindruckt es mich ganz besonders, dass er nicht den großen Macker mimt. Er hat sich, und das halte ich für eine Revolution, nach Franziskus genannt, dem Heiligen der Armen.“ Der wahre Schatz der Kirche seien nicht der Prunk oder die Liturgie, der wahre Schatz seien die Armen in der Welt. Und so würde es Franziskus auch vorleben. „Das Gegenteil, die Karikatur davon ist Franz-Peter Tebartz-van Elst.“

DIAKON STEFAN RICKEN
Definition Diakon:
In der Katholischen Kirche assistieren Diakone dem Priester bei der Eucharistiefeier, verkünden hier das Evangelium und können predigen. Sie können die Taufe spenden, kirchliche Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern, die Kommunion und Segnungen spenden. Die Feier der Eucharistie sowie die Spendung der Krankensalbung und des Bußsakramentes bleiben dagegen den Priestern vorbehalten. Diakone, die nicht im Zölibat leben, können kein Priester werden.

Diakon Stefan Ricken (Jahrgang 1975) ist verheiratet und hat zwei Kinder (14 und neun Jahre alt). Ricken wurde in Homberg geboren und 2010 geweiht. Tätig ist er beim Caritasverband Duisburg im Bereich Gemeindecaritas. Er ist dort unter anderem für Projekte wie den offenen Mittagstisch, den Kleiderladen und auch die Schulmaterialkammer zuständig.