Duisburg-Homberg. . Über das Schicksal der Homberger Juden während der Nazi-Zeit ist kaum etwas bekannt. Dirk Lachmann und zwei ehemalige Lehrerkollegen wollen das ändern. Informationen sollen in einem Internetportal präsentiert werden, welches auch Schulen nutzen sollen.
Der Freundeskreis Historisches Homberg hat in den vergangenen Jahrzehnten in seinen Räumlichkeiten an der Augustastraße ein enormes Archiv aufgebaut. Nur hat dieses Archiv im Heimatmuseum eine stattliche Lücke. Über das Schicksal der Juden während des Nazi-Regimes findet sich – übrigens ebenso wie in Rheinhausen (wir berichteten) – so gut wie kein Material. „Es ist bereits einige Sekunden vor Zwölf, um mit der Aufarbeitung zum Thema zu beginnen“, sagt Vorstands-Mitglied Dirk Lachmann (74). Schließlich seien die letzten verbliebenen Zeitzeugen inzwischen hoch betagt.
Also machten sich der ehemalige Leiter der Moerser Mercator-Berufskollegs und zwei Kollegen an die Recherche. „Als gebürtiger Homberger kenne hier viele Leute, so dass schnell Kontakte entstanden sind.“ Um die 40 Gespräche in Altenheimen und Privatwohnungen wurden geführt. „Die Skepsis war bei vielen groß, sie wollten nicht wieder an die grausame Vergangenheit erinnert werden. Die meisten haben sich uns dann aber doch anvertraut.“
Das „Judenhaus“: Rheinstraße 27
Lachmann und Kollegen können inzwischen die Frage beantworten, ob es auch in Homberg ein sogenanntes „Judenhaus“ gegeben hat. „Ja, es stand an der Rheinstraße 27, in dem Haus des Kaufmanns Coppel hat man während des Krieges viele Juden zusammengepfercht, bevor diese deportiert und schließlich ermordet wurden.“ Aus alten Akten entnahm Lachmann, dass 1925 84 Juden in Homberg (25 000 Einwohner) gewohnt haben, „es ist nicht genau geklärt, wie viele Juden den Krieg überlebt haben und auch nicht, wo sie sich versteckt hielten.“ So soll Paul Salomon im Keller einer Apotheke versteckt worden sein, Genaueres über den im Jahre 1959 gestorbenen Juden wissen Lachmann und seine Kollegen (noch) nicht.
Auch wenn sie bereits 29 verschiedene Unterpunkte zum Thema aufgeschrieben haben, die sich mit Zahlen und Fakten aber auch mit Schicksalen einzelner Familien befassen, sind sie noch lange nicht fertig mit dem Zusammentragen von Fakten. „Die Gespräche mit Zeitzeugen sind größtenteils abgeschlossen, jetzt geht es daran, Ratsprotokolle aus den Jahren 1933 bis 1945 zu lesen. Was mich interessiert, ist die damalige wirtschaftliche Situation der Menschen, war es tatsächlich so zwangsläufig, auf die Propaganda der Nazis hereinzufallen“? Ebenso will er sich mit den Vereinen Hombergs beschäftigen. „Wer hatte ein Juden-Verbot im Verein verhängt und wer nicht?“
Münden soll die Arbeit einmal in einem Internetportal, das im Herbst an den Start gehen soll. Dieses soll Informationen liefern aber auch Möglichkeiten zur Mitarbeit, etwa von Schulklassen bieten. Sind auch die Schriftliche fürs Internet aufgearbeitet, sollen diese ins Heimatmuseum gebracht werde, um endlich eine letzte Lücke im Archiv zu schließen...
Wer Dirk Lachmann bei seiner Recherche helfe möchte oder Informationen zum Thema beisteuern kann, erreicht ihn unter 02066/12970 (Anrufbeantworter) oder unter dirklachmann@arcor.de